«Es gibt keine Alternative zur Zwei-Staaten-Lösung»
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Spaniens Aussenminister:«Es gibt keine Alternative zur Zwei-Staaten-Lösung»

600 Tage Geiseln in Gaza
Tausende demonstrieren in Tel Aviv für Ende des Krieges

Raketen, Terror und Zehntausende Tote. Zwischen der Hisbollah und Hamas und Israel herrscht Krieg. Blick hält dich im Ticker auf dem Laufenden.
Publiziert: 28.05.2025 um 22:12 Uhr
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Aktualisiert: 28.05.2025 um 22:15 Uhr
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Darum gehts

  • Uno-Chef warnt vor humanitärer Katastrophe in Gaza

  • Israelische Armee führt neue Grossoffensive «Gideons Chariots» durch

  • Uno-Menschenrechtskommissar wirft Israel «ethnische Säuberung» vor

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Blick Newsdesk
28.05.2025, 22:11 Uhr

600 Tage Geiseln in Gaza: Tausende Israelis bei Demo

Tausende Menschen haben in Tel Aviv für ein Ende des Gaza-Kriegs und die sofortige Freilassung der Geiseln demonstriert, die sich noch immer in der Gewalt der islamistischen Hamas im Gazastreifen befinden. Die Angehörigen erinnerten am Mittwoch daran, dass sich ihre Liebsten nun seit 600 Tagen verschleppt sind.

Auf dem Platz der Geiseln im Zentrum der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv fanden sich am Abend zahlreiche Menschen ein und erinnerten an das Schicksal der Geiseln. Die Mutter der Geisel Alon Ohel sagte auf der Bühne an ihren Sohn in Gaza gerichtet: «Heute Abend zählen wir 600 Tage ohne dich. Und du zählst die Sekunden – es sind fast 52 Millionen Sekunden.»

Freigelassene Geiseln berichteten auch von ihren Erlebnissen. «In den Tunneln kannst du nicht wissen, ob ein Terrorist eines Morgens aufsteht und dich einfach erschiesst oder ob der Tunnel, in dem du schläfst, durch eine Bombe gesprengt wird», sagte Iair Horn, der im Februar freigekommen war und dessen Bruder Eitan noch immer von Extremisten im Gazastreifen festgehalten wird.

Vor der Kundgebung kam es auf dem Platz zu chaotischen Szenen zwischen Demonstranten und der Polizei. Vor dem Hauptsitz der Partei von Regierungschef Benjamin Netanyahu wurden einem Bericht der Nachrichtenseite, «Ynet» etwa 20 Menschen festgenommen. Sie hatten das Parteigebäude zuvor besetzt und die Strassen davor blockiert.

Die Demonstrationen auf den Strassen von Tel Aviv sind teilweise eskaliert.
Foto: Getty Images
28.05.2025, 21:35 Uhr

Tote bei Ansturm auf Uno-Lager mit Hilfsgütern in Gaza

Bei einem tumultartigen Sturm auf ein grosses Lagerhaus des Uno-Welternährungsprogramms (WFP) im Gazastreifen hat es nach palästinensischen Angaben mehrere Tote gegeben. Zwei Menschen seien im dichten Gedränge tödlich erdrückt, zwei weitere durch Schüsse getötet worden, hiess es aus medizinischen Kreisen im Al-Aksa-Krankenhaus in Deir al-Balah.

Das WFP bestätigte den Sturm auf ein Lagerhaus der Organisation im Zentrum des umkämpften Gazastreifens. «Horden hungriger Menschen» seien in das Lagerhaus eingedrungen, um an die «zur Verteilung bereitgestellten Lebensmittel zu gelangen», hiess es in einer bei X veröffentlichten Mitteilung. Die Uno-Organisation meldete zunächst zwei Tote und viele Verletzte beim Vorfall.

Augenzeugen berichteten, es sei vor allem am Haupttor des Lagerhauses zu grossem Gedränge gekommen. Es gab zudem Berichte darüber, dass einige Menschen Teile der Metallwände einrissen, um sich Zugang zum Lager zu verschaffen. Auf Videos in den sozialen Medien war zu sehen, wie viele Menschen unter lautem Geschrei das Lagerhaus stürmen und plündern.

Ein Mann eilt herbei, nachdem ein Lagerhaus des Welternährungsprogramms gestürmt wurde.
Foto: AFP
28.05.2025, 19:18 Uhr

Uno: Zwei-Staaten-Lösung in Nahost auf «Intensivstation»

Die humanitäre Situation im Gazastreifen verschlechtert sich dramatisch, wie die Vereinten Nationen berichten. Die israelische Armee führt eine neue Grossoffensive gegen die Hamas durch, während die Zivilbevölkerung zunehmend verzweifelt. Sigrid Kaag, Uno-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in Gaza, schilderte dem Sicherheitsrat in New York die erschütternde Lage: «Die Zivilisten in Gaza haben die Hoffnung verloren. Anstatt ‹Auf Wiedersehen› zu sagen, sagen die Palästinenser in Gaza jetzt ‹Wir sehen uns im Himmel›». 

Die Uno-Vertreterin betonte, dass der Tod für die Zivilisten allgegenwärtig sei. Sie forderte dringend einen politischen Prozess zur Umsetzung einer Zwei-Staaten-Lösung. Diese sei jedoch laut Kaag «auf der Intensivstation». «Ihre Wiederbelebung erfordert kollektives Handeln», mahnte die UN-Koordinatorin. 

Gemeint ist damit die Schaffung eines unabhängigen palästinensischen Staates neben Israel. Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, in dieser kritischen Situation konkrete Schritte zur Deeskalation und langfristigen Konfliktlösung zu unternehmen.

Für eine Zwei-Staaten-Lösung in Nahost gibt es keine Hoffnung mehr.
Foto: Anadolu via Getty Images
28.05.2025, 19:15 Uhr

Emirate bestellen israelischen Botschafter ein

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben den israelischen Botschafter einbestellt. Grund dafür sind antipalästinensische Parolen ultranationalistischer Israelis in Jerusalem. Das Aussenministerium der VAE verurteilte die Vorfälle scharf und bezeichnete sie als «gefährliche Aufwiegelung gegen Muslime» und «eklatante Verletzung der Heiligkeit der Heiligen Stadt». 

Israelische Nationalisten feierten am Montag die Annexion Ostjerusalems mit einem Umzug durch die muslimischen Viertel der Altstadt. Dabei kam es zu provokanten Handlungen: Die Teilnehmer tanzten, schlugen an Häuser und riefen «Tod den Arabern». Zudem sangen sie «Möge euer Dorf brennen». Diese Aktionen haben zu einer diplomatischen Verstimmung zwischen den VAE und Israel geführt und werfen ein Schlaglicht auf die angespannte Situation in Jerusalem.

28.05.2025, 16:11 Uhr

Netanyahu: Hamas-Chef Mohammed Sinwar eliminiert

Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu die Eliminierung von Mohammed Sinwar, dem Hamas-Chef im Gazastreifen, verkündet. Sinwar, einer der meistgesuchten Männer und jüngerer Bruder des verstorbenen Hamas-Anführers Yahya Sinwar, war erst im vergangenen Jahr in die Führungsriege der palästinensischen Militantengruppe aufgestiegen. 

Wie Reuters berichtet, folgte Mohammed Sinwars Beförderung auf den Tod seines Bruders Yahya, der bei Kämpfen im andauernden Gaza-Krieg von israelischen Streitkräften getötet wurde. Yahya Sinwar galt als Architekt des Angriffs auf Israel im Oktober 2023, der den aktuellen Konflikt auslöste. Nach dem Tod seines Vorgängers Ismail Haniyeh, der bei einem israelischen Angriff im Iran ums Leben kam, wurde Yahya zum Gesamtführer der Hamas ernannt.

28.05.2025, 04:14 Uhr

Hamas bezeichnet Hilfslieferungen als totalen Misserfolg

Neu verteilt die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) Hilfsgüter im Gazastreifen, die Hamas werden übergangen.
Foto: Anadolu via Getty Images

Die Verteilung von Hilfsgütern im umkämpften Gazastreifen durch eine neue Stiftung soll trotz anfänglicher Tumulte weitergehen. Das teilte die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) nach Berichten über die Stürmung eines neuen Verteilungszentrums im Süden des Küstenstreifens und Plünderungen mit – dabei soll es laut palästinensischen Angaben mehrere Tote und Dutzende Verletzte gegeben haben. 

Stiftung beklagt Behinderungen durch Hamas

Die GHF soll nach dem Willen der israelischen Regierung künftig für die Verteilung der Hilfsgüter zuständig sein. Bisher seien rund 8000 Lebensmittelpakete verteilt worden, teilte die Stiftung mit. Jedes Paket könne etwa fünf bis sechs Menschen für dreieinhalb Tage ernähren. Insgesamt seien es 462'000 Mahlzeiten. Allerdings sei es wegen Behinderungen durch die islamistische Hamas zu mehreren Stunden Verzögerung bei der Auslieferung gekommen.

Hamas nennt neue Verteilungsmethode «totalen Misserfolg»

Das Hamas-Medienbüro teilte nach dem Vorfall mit, der von Israel initiierte Mechanismus zur Verteilung von Hilfsgütern sei ein «totaler Misserfolg». Das von der Terrororganisation kontrollierte Innenministerium hatte die Einwohner des Gazastreifens zuvor dazu aufgerufen, den neuen Verteilmechanismus zu boykottieren.

Mit der von den USA unterstützten Verteilstrategie will die israelische Regierung nach eigenen Angaben verhindern, dass die Hamas Lieferungen für ihre eigenen Zwecke abzweigt und weiterverkauft, um damit dann Kämpfer und Waffen zu bezahlen. Uno-Vertreter sagen, Israel habe keine Beweise dafür vorgelegt.

Die vier GHF-Verteilungszentren im Süden und im Zentrum des Gazastreifens sollen von US-Sicherheitsfirmen betrieben werden. Israel will so Hilfsorganisationen der Uno und anderer internationaler Helfer umgehen.

27.05.2025, 23:59 Uhr

USA suchen Distanz zu Genfer Gaza-Stiftung

Hilfspakete der kontroversen Genfer Stiftung Gaza Humanitarian Foundation (GHF) werden derzeit im Gazastreifen an die notleidende Bevölkerung verteilt.
Foto: AFP

Die US-Regierung begrüsst die neu angelaufene Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen – und geht gleichzeitig auf Abstand zu der dahinter stehenden Stiftung. Man spreche nicht für die Gaza Humanitarian Foundation (GHF), betonte die Sprecherin des US-Aussenministeriums, Tammy Bruce, wiederholt auf Nachfrage in Washington. Zugleich hob sie die Bedeutung der bislang eingetroffenen Hilfslieferungen hervor.

Kritik vonseiten der Vereinten Nationen und internationaler Hilfsorganisationen, die GHF mit Sitz in Genf sei nicht unabhängig und agiere im Interesse Israels, bezeichnete Bruce als «bedauerlich». Es sei «die Höhe der Heuchelei», sich darüber zu beklagen, wer die Hilfe bringe oder wie sie organisiert sei.

Auf Fragen zu möglichen politischen Motiven oder einem Zusammenhang mit israelischen Umsiedlungszielen ging Bruce nicht ein. Die Befürchtung, die Logistik könne darauf abzielen, Menschen gezielt aus dem Norden des Gazastreifens in den Süden zu drängen, kommentierte sie mit den Worten: «Das ist kein Projekt des US-Aussenministeriums.» Sie wolle nicht spekulieren, was die Stiftung tun werde, und verwies für weitere Informationen an die GHF.

Vorsitzender der Stiftung trat zurück


Kurz vor dem Anlaufen der Hilfe war der Stiftungsvorsitzende Jake Woods - ein US-Militärveteran – zurückgetreten. Berichten zufolge hält er es nicht für möglich, den unter seiner Führung entwickelten Plan umzusetzen und gleichzeitig «die humanitären Prinzipien der Menschlichkeit, Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit» zu wahren.

27.05.2025, 17:39 Uhr

Bericht: Sturm auf Lebensmittel-Verteilungszentrum in Gaza

Zahlreiche Palästinenser haben nach israelischen Medienberichten ein neues Zentrum zur Verteilung von Lebensmitteln im südlichen Gazastreifen gestürmt. Mitarbeiter einer US-Firma hätten sich angesichts des Chaos zurückgezogen, berichtete das israelische Nachrichtenportal «ynet». Aus israelischen Hubschraubern seien Schüsse abgegeben worden.

Später berichteten palästinensische Rettungskräfte, in der Nähe des Zentrums in Rafah seien drei Menschen durch Schüsse der israelischen Armee getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Ein israelischer Militärsprecher sagte, man prüfe den Bericht.

Eine von Israel und den USA unterstützte Stiftung hatte zuvor berichtet, sie habe erste Hilfsgüter an Palästinenser im Gazastreifen verteilt. Die vor wenigen Monaten neu gegründete Gaza Humanitarian Foundation (GHF) soll nach Willen Israels künftig für die Verteilung der Hilfsgüter zuständig sein. Das von der islamistischen Hamas kontrollierte Innenministerium hatte die Einwohner des Gazastreifens dazu aufgerufen, den neuen Verteilmechanismus zu boykottieren.

Angesichts einer monatelangen Blockade von Hilfsgütern durch Israel, die erst zuletzt etwas gelockert worden war, sind viele Menschen in dem umkämpften Küstenstreifen in einer verzweifelten Lage.
Foto: X
27.05.2025, 15:05 Uhr

Von der Leyen wirft Israel Rechtsverstösse und Gewalt vor

Fordert Israel zu einem Umdenken auf: Ursula von der Leyen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht offensichtlich klare Hinweise darauf, dass Israel sich nicht mehr an die Grundprinzipien der Zusammenarbeit mit der Europäischen Union hält.

Die Eskalation und der unverhältnismässige Einsatz von Gewalt gegen Zivilisten im Gazastreifen seien unter humanitärem und internationalem Recht nicht zu rechtfertigen, liess die deutsche Spitzenpolitikerin in Brüssel mitteilen. Die Ausweitung der israelischen Militäreinsätze im Gazastreifen, bei denen zivile Infrastrukturen ins Visier genommen würden, sei abscheulich.

Als Beispiel nannte von der Leyen die jüngste Zerstörung eines Schulgebäudes, das als Zufluchtsort für vertriebene palästinensische Familien diente. Dabei starben auch Kinder. Israel sprach von einem Angriff auf eine Kommandozentrale der islamistischen Hamas. Konkret forderte von der Leyen die israelische Regierung dazu auf, die derzeitige Eskalation unverzüglich zu stoppen. Zudem verlangte sie, dass Israel unverzüglich die Lieferung humanitärer Hilfe im Einklang mit den humanitären Prinzipien ermöglichen müsse.

27.05.2025, 13:49 Uhr

Hilfsorganisation: 180'000 neue Vertriebene im Gazastreifen

Im Zuge der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen sind nach Angaben internationaler Hilfsorganisationen binnen zehn Tagen fast 180'000 Menschen vertrieben worden. Die Zahl veröffentlichte die Internationale Organisation für Migration (IOM) in Genf als Teil der Plattform Global CCCM Cluster, die weltweit Hilfe für Binnenvertriebene koordiniert. 

Laut der Plattform wurden Vertriebene zuletzt häufig direkt beschossen. «Das Global CCCM Cluster verurteilt Angriffe auf Flüchtlingslager auf das Schärfste», hiess es in der Stellungnahme. In dem grossflächig zerstörten Küstenstreifen leben schätzungsweise rund zwei Millionen Palästinenser.

Seit dem Ende der Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation Hamas im März sind laut dem Global CCCM Cluster insgesamt rund 616'000 Menschen im Gazastreifen in die Flucht getrieben worden. Rund 80 Prozent des umkämpften Küstengebietes seien Sperrgebiet oder von Räumungsanordnungen betroffen, hiess es.

Aufgrund der israelischen Offensive müssen immer mehr Palästinenser aus Gaza flüchten.
Foto: Anadolu via Getty Images
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