Kurti verfehlt Mehrheit
Regierungsbildung im Kosovo gescheitert – Neuwahlen wahrscheinlich

Ministerpräsident Albin Kurti scheitert bei der Regierungsbildung im Kosovo. Sein Programm erhielt nur 56 von benötigten 61 Stimmen im Parlament. Neuwahlen sind wahrscheinlich, was wirtschaftliche Folgen für den jungen Staat haben könnte.
Publiziert: 26.10.2025 um 14:24 Uhr
|
Aktualisiert: 26.10.2025 um 14:40 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/2
Ministerpräsident Albin Kurti ist bei der Regierungsbildung im Kosovo gescheitert.
Foto: IMAGO/Anadolu Agency

Darum gehts

  • Albin Kurti scheitert bei Regierungsbildung im Kosovo, Neuwahlen wahrscheinlich
  • Kurtis Regierungsprogramm erhielt nur 56 von erforderlichen 61 Stimmen
  • Kosovo ist seit 2008 unabhängig, von über 100 Staaten anerkannt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
KEYSTONE-SDA_Quadrat_pos.jpg
Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Der seit 2021 regierende Ministerpräsident Albin Kurti (50) ist beim Versuch der Bildung einer neuen Regierung im Kosovo gescheitert. Bei der Abstimmung im Parlament der Hauptstadt Pristina erhielt sein Regierungsprogramm lediglich 56 Stimmen – 61 wären für dessen Annahme erforderlich gewesen. Die Sitzung wurde live im Fernsehen übertragen. Der erst seit 2008 unabhängige Staat steuert nun auf Neuwahlen zu.

Kurtis sozialdemokratische Vetevendosje (Selbstbestimmung) hatte zwar die Parlamentswahl im Februar dieses Jahres gewonnen, aber anders als vier Jahre zuvor keine ausreichende Mehrheit errungen. Beim Votum am Sonntag stimmten lediglich einige Minderheitenvertreter zusammen mit der bisherigen Regierungspartei. Die Abgeordneten der grösseren Oppositionsparteien stimmten gegen Kurtis Programm. Dieses fiel bei 48 Gegenstimmen und vier Enthaltungen durch. Zwölf der 120 Abgeordneten nahmen am Votum nicht teil.

Regierungsbildung innerhalb von zehn Tagen

Nach Kurtis Scheitern bei der Regierungsbildung muss Staatspräsidentin Vjosa Osmani (43) innerhalb von zehn Tagen einem anderen Politiker den Regierungsauftrag erteilen. Auf der Hand läge, dass dieser an einen Vertreter der liberalen Demokratischen Partei des Kosovos (PDK) geht, die bei der letzten Wahl den zweiten Platz belegte. PDK-Chef Memli Krasniqi (45) sagte allerdings nach der Abstimmung am Sonntag vor Journalisten, dass seine Partei das Mandat nicht annehmen werde, weil sie die nötige Mehrheit im Parlament nicht zustande bringen würde.

Osmani müsste dann Neuwahlen ausrufen. Die Verschleppung der Bildung einer handlungsfähigen Regierung dürfte dem jungen Staat wirtschaftliche Verluste bereiten. So wird es immer unwahrscheinlicher, dass rechtzeitig ein Staatshaushalt für 2026 beschlossen werden kann. Auch EU-Hilfen in Millionenhöhe könnten nicht abgerufen werden.

Das heute fast ausschliesslich von Albanern bewohnte Kosovo war früher eine serbische Provinz. Nach Aufständen gegen die serbische Herrschaft und einer Nato-Intervention im Jahr 1999 hatte sich das Land 2008 für unabhängig erklärt. Mehr als 100 Staaten, darunter Deutschland, anerkennen die Unabhängigkeit, nicht aber Serbien und Russland. Da das Kosovo auch von fünf EU-Ländern nicht anerkannt wird, darunter Spanien und Griechenland, hat es nur den Status eines «potenziellen Beitrittskandidaten».

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen