Krieg gegen Verbrechersyndikat
132 Tote bei Polizeieinsatz in Rio de Janeiro

Bei einem Grosseinsatz gegen das Verbrechersyndikat Comando Vermelho in Rio de Janeiro kamen mindestens 132 Menschen ums Leben – unter ihnen auch Polizisten. 81 mutmassliche Gangmitglieder wurden festgenommen.
Publiziert: 29.10.2025 um 16:46 Uhr
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Aktualisiert: 29.10.2025 um 17:45 Uhr
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Mindestens 2500 Polizisten waren bei der Operation im Einsatz.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Mindestens 132 Tote bei Polizeieinsatz gegen kriminelle Vereinigung in Rio de Janeiro
  • Die Gang Comando Vermelho ist grösstes Verbrechersyndikat Brasiliens
  • 2500 Polizisten im Einsatz, 81 mutmassliche Gangmitglieder festgenommen
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Blutbad bei Polizeieinsatz in Brasilien: Bei einer Razzia gegen das Verbrechersyndikat Comando Vermelho (Rotes Kommando) sind in der Küstenmetropole Rio de Janeiro gemäss der unabhängigen Ombudsstelle des Bundesstaats mindestens 132 Menschen getötet worden. Unter den Opfern sind auch vier Beamte. Es handelte sich um den blutigsten Polizeieinsatz in der Geschichte des Bundesstaates Rio de Janeiro, so die örtliche Regierung.

Bei dem Grosseinsatz in der Favela Alemão und dem Viertel Penha im Norden von Rio wurden am Dienstag 81 mutmassliche Gangmitglieder festgenommen, wie die Polizei mitteilte. Das Comando Vermelho ist eines der grössten Verbrechersyndikate des südamerikanischen Landes und vor allem im Drogenhandel aktiv. Bei dem Einsatz wurden nach Angaben der Behörden ein regionaler Anführer der Gruppe und der Finanzchef eines der obersten Bosse der Gang festgenommen.

200 Schüsse pro Minute

Mindestens 2500 Polizisten waren bei der Operation im Einsatz. Sie beschlagnahmten über 90 Schnellfeuerwaffen und mehr als 200 Kilo Drogen. Kriminelle steckten Barrikaden in Brand, warfen Sprengsätze von Drohnen ab und eröffneten das Feuer auf die Beamten. Auf Videos ist zu sehen, wie schwarze Rauchwolken über den betroffenen Vierteln aufsteigen. 

Während einer der heftigsten Phasen der Kämpfe peitschten in einer Minute über 200 Schüsse durch die Favela. Schwarz gekleidete Polizisten in Kampfmontur stürmten mit Sturmgewehren im Anschlag durch die engen Gassen der Elendsviertel.

Bürgerkriegsähnliche Zustände

In kaum einem anderen Land der Welt kommen so viele Menschen bei Polizeieinsätzen ums Leben wie in Brasilien. 2024 töteten Sicherheitskräfte in dem südamerikanischen Land 6243 Menschen – durchschnittlich 17 pro Tag.

Viele Armenviertel werden von schwer bewaffneten Drogenbanden kontrolliert. Rückt die Polizei in den Favelas ein, um einen Haftbefehl zu vollstrecken oder nach Rauschgift zu suchen, wird sie nicht selten mit Salven aus Sturmgewehren empfangen.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisiert die Operation. «Öffentliche Sicherheit wird nicht mit Blut erreicht», hiess es in einer Mitteilung der Gruppe. «Der Einsatz mit den meisten Toten in der Geschichte Rio de Janeiros offenbart das Scheitern der Sicherheitspolitik des Bundesstaates und versetzt die Stadt in einen Zustand des Terrors.» 

Trotz der blutigen Bilanz bezeichnet Gouverneur Cláudio Castro die Operation als Erfolg. «Wir stehen zu allem, was wir gestern getan haben», sagte er und kondolierte den Familien der vier getöteten Beamten. 

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