Darum gehts
Russland erhöht Druck auf Ukraine mit Sommeroffensive
Donald Trump und Wladimir Putin trafen sich in Alaska
Trump bereitet Gespräch zwischen Putin und Wolodimir Selenski vor
Experte warnt vor neuer Putin-Falle
Von Martin Meul, Reporter
Eine Woche nach dem Alaska-Gipfel ist klar: Statt Zugeständnisse zu machen, klammert sich der Kreml weiter an seine brutale Vision für die Ukraine. Einzig in zwei Punkten scheint Moskau bereit zu Verhandlungen. Doch: Ein Experte warnt vor einer neuen Mega-Falle, die Putin der Ukraine und dem friedenshungrigen Westen in diesen Tagen stellt.«Putin hat eine neue Gesprächsbasis zwischen sich und Trump etabliert und damit seine Manövrierfähigkeit massiv ausgedehnt», sagt Klemens Fischer (61), Professor für internationale Beziehungen und Geopolitik an der Universität Köln.
Die Ukrainer und Europäer seien jetzt nicht mehr die einzigen, die direkt und ohne mühsame Umwege über Sondergesandte mit Trump diskutieren könnten. «Dadurch hat Putin eine neue Möglichkeit eröffnet, auf Zeit zu spielen.»
Ukraine attackiert russische Pipeline – Orban sauer
Von Janine Enderli, Redaktorin am Newsdesk
Es ist eine Aktion, die derzeit überall für Schlagzeilen sorgt und den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban so richtig verärgert: Die Ukrainer griffen am Donnerstag die russische Ölpipeline Druschba an – und haben Ungarn und die Slowakei Lieferausfälle.
Orban rief darum US-Präsident Donald Trump an, um Hilfe gegen das Kiewer vorgehen einzuholen. Gemeinsam beschwerten sich Ungarn und die Slowakei auch bei der EU.
Doch was ist Druschba genau? Es handelt sich dabei um ein Pipeline-System, das Öl aus dem Kaukasus in verschiedene Europäische Länder transportiert.
Am Donnerstagabend hatte die Ukraine die Pumpstation Unetscha im westrussischen Gebiet Brjansk attackiert. Ein Video zeigt einen gewaltigen Brand im Bereich der Röhre.
Der ungarische Aussenminister Peter Sziijjarto schrieb auf Facebook, der Durchfluss nach Ungarn sei komplett unterbrochen. Er sprach von einem weiteren Angriff auf die Energiesicherheit seines Landes. Nach dem jüngsten Angriff werde die Versorgung für mindestens 5 Tage ausfallen.
Die Beziehung zwischen der ukrainischen und ungarischen Regierung ist schon länger angespannt. Ministerpräsident Orban möchte eher Kreml-Chef Putin gefallen, wie mein Kollege Guido Felder hier erklärt. Neben der geografischen Nähe besteht auch eine ideologische und wirtschaftliche Nähe. Im März 2023 wurden neue Gaslieferungsverträge abgeschlossen, die mittels Druschba umgesetzt werden.
Trump über Putin und Selenski: «Sie sind wie Öl und Essig»
Von Janine Enderli, Redaktorin am Newsdesk
Er grinst, zuckt mit den Schultern und vergleicht Putin und Selenski mit Öl und Essig. Am Freitag versteckte US-Präsident seine Genervtheit über den noch nicht geplanten Friedensgipfel zwischen Putin und Selenski keineswegs.
Vor Reportern sagte er: «Wir werden sehen, ob sie zusammenarbeiten werden. Wissen Sie, es ist ein bisschen wie Öl und Essig. Sie kommen nicht allzu gut miteinander aus, aus offensichtlichen Gründen.»
Trotzdem gibt er nicht auf und möchte ein Treffen aufgleisen. Ob er daran selbst teilnehmen wird? Im Video erfährst du die Antwort.
Lawrow: Kein Putin-Selenski-Gipfel geplant
Von Janine Enderli, Redaktorin am Newsdesk
Nix da mit Friedensgipfel! Russlands Aussenminister Sergei Lawrow trat am Freitag im US-TV kräftig auf die Bremse. Ein Treffen zwischen Putin und Selenski? «Nur mit klarer Agenda – einer echten Präsidenten-Agenda», so Lawrow im Exklusivinterview beim Sender NBC News.
«Präsident Putin hat immer gesagt, dass er bereit ist, Selenski zu treffen. Die Gipfel-Agenda muss aber klar sein.» Mit Agenda scheint Lawrow die auf dem Tisch liegenden Verhandlungsoptionen zu meinen, die Sicherheitsgarantien und europäische Truppen umfassen. «Es ist kein Treffen geplant, solange Selenski zu allem nein sagt», erklärte Lawrow. Der Diplomat fiel der Moderatorin immer wieder ins Wort und warf ihr vor, nicht richtig zuzuhören.
Russland bezeichnete mögliche europäische Truppen an der Grenze zu Russland mehrfach als «inakzeptabel». Putin scheint also Vorbedingungen für einen Gipfel mit Selenski zu stellen.
Lawrow warf der Ukraine weiter vor, den Weg in Richtung Friedensverhandlungen bewusst zu blockieren. Damit rückt ein Gipfel zwischen den beiden Präsidenten erstmals in weite Ferne. Damit scheint sich die Skepsis, die Militärexperte Ulrich Schmid im Interview mit Blick geäussert hat, zu bestätigen. Wie er Putin einschätzt, erfährst du in dem Artikel.
Dabei hatte es laut US-Präsident Donald Trump doch so gut getönt. Ein baldiger Gipfel schien fast schon abgemacht. Nach seinem Gespräch mit Kreml-Chef Putin in Alaska und der Zusammenkunft der europäischen Spitzenpolitiker in Washington wollte er den Weg zu einem Friedenspaket ebnen und hat Optimismus verbreitet.
Donald Trump rechnet innert 14 Tagen mit Klarheit
Von Angela Rosser, Redaktorin am Newsdesk
Auch wenn Trump jüngst erklärte, dass er bei einem Treffen zwischen Wladimir Putin und Wolodimir Selenski nicht anwesend sein werde und dieses auch nicht organisieren will, kann er es anscheinend nicht lassen.
Damit ist gemeint, dass der 79-Jährige trotzdem weiter spekuliert, wie und wann dieser Krieg vorbei sein könnte. Oder, wie er am Donnerstag in der Radiosendung Todd Starnes Show erzählte, dass man «innerhalb von zwei Wochen» wissen werde, ob «wir in der Ukraine Frieden erreichen können». Nach diesen zwei Wochen brauche man vielleicht eine andere Taktik.
Nur in seltenen Fällen hält sich Trump an seine Deadline-Ansagen. Er ist dafür bekannt, dass er Deadlines für unterschiedliche Verhandlungen oder Entscheidungen setzt – und diese häufig wahlweise verschiebt oder ignoriert.
Trump: Ukraine soll «zurückschlagen» dürfen – Selenski will in Angriff gehen
Von Angela Rosser, Redaktorin am Newsdesk
Was will Putin eigentlich, damit er den Ukraine-Krieg beendet? Der Kremlchef will Land, also Gebiete, die Teil der Ukraine sind. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat jeglichen Gebietsabtritten bislang eine Absage erteilt. Der Grund: Selenski hat Angst, dass das der Anfang vom Ende ist. Er traut Putin nicht. «Wenn Putin das bekommt, dann wird er versuchen, weiterzugehen», so der Ukraine-Präsident.
Moskau fordert, dass sich die ukrainischen Streitkräfte aus Luhansk und Donezk zurückziehen. Im Gegenzug könnte Russland die Frontlinie in den Regionen Cherson und Saporischschja einfrieren, in denen die grössten Städte weiter unter ukrainischer Kontrolle stehen.
Um die Position der Ukraine zu stärken, ist Trump der Meinung, dass die Ukraine auch «zurückschlagen» darf. «Es ist hart, wenn nicht unmöglich, einen Krieg zu gewinnen, ohne das einfallende Land zu attackieren», schreibt er auf Truth Social.
Einen Seitenhieb in Richtung seines Vorgängers Joe Biden liess er sich auch hier nicht nehmen. «Joe Biden liess die Ukraine sich nur verteidigen und nicht zurückschlagen. Wie soll das funktionieren?», fragt er. Abschliessend schreibt er dazu, dass «interessante Zeiten» kommen würden.
Angriffe gehen trotz Friedensbemühungen weiter
Von Georg Nopper, Redaktor News
«Friedensengel» Donald Trump will die Kriegsparteien im Ukraine-Konflikt an einen Tisch bringen. Seit Tagen laufen Bemühungen des US-Präsidenten für ein Zweiertreffen zwischen Kremlchef Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski und ein anschliessendes Dreiertreffen mit Trump. Die gegenseitigen Angriffe zwischen Russland und der Ukraine gehen derweil unvermindert weiter.
Die russischen Streitkräfte hätten in der Nacht auf Donnerstag 574 Drohnen und 40 Raketen gestartet, erklärt die ukrainische Luftwaffe. 546 Drohnen und 31 Raketen seien von der Luftabwehr abgeschossen worden. Es handelt sich um den heftigsten russischen Angriff seit Wochen.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur RBK-Ukraine waren Explosionen in der Hauptstadt Kiew und in den westukrainischen Städten Lwiw und Mukatschewo zu hören. Eine Person kam bei den Angriffen ums Leben, 15 weitere wurden verletzt. Dutzende Wohngebäude sind beschädigt worden.
Russische Quellen berichten ihrerseits von ukrainischen Angriffen. So soll es auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim zu einem Drohnenangriff auf eine russische Flotteneinrichtung in Sewastopol gekommen sein. Die russische Kernenergiebehörde Rosenergoatom vermeldet einen Drohnenangriff im Bereich des Atomkraftwerks Nowoworonesch in der Oblast Woronesch. Ein Reaktorblock wurde den Angaben zufolge vom Netz genommen. Laut dem örtlichen Gouverneur holte die Luftabwehr mehr als fünf Drohnen vom Himmel.
Von der Idee, nur unter der Bedingung einer Waffenruhe mit Russland über ein Friedensabkommen zu verhandeln, sind Trump und Selenski inzwischen abgekommen. Europäische Staats- und Regierungschefs wie der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz sowie der französische Präsident Emmanuel Macron beharren weiterhin darauf. Bei den von Trump angestrebten Gipfeltreffen ist ihre Teilnahme jedoch ohnehin nicht vorgesehen.
Schweden will Ukraine im Krieg mit Russland unterstützen
Von Angela Rosser, Redaktorin am Newsdesk
Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine wird nicht nur an Land geführt, sondern auch zu Wasser. Im Schwarzen Meer, um genau zu sein. Zugegeben – allzu viel hat man in den letzten Monaten zu diesem Thema nicht gehört. Trotzdem ist das Interesse Russlands an der Kontrolle über das Binnenmeer nach wie vor ungebrochen.
Die Ukraine wehrt sich seit Kriegsbeginn durch Angriffe auf die russische Flotte. Dadurch wurde diese gezwungen, sich wieder nach Südrussland zurückzuziehen. Nicht nur Schiffe unter russischer Flagge wurden von den Streitkräften der Ukraine zerstört, sondern auch welche der Ukraine. Der Zweck dahinter? Sie sollten bei einer Übernahme nicht in russische Hände fallen.
Wie der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson zum Radiosender Sveriges Radio sagt, sei Schweden bereit, «den Frieden in der Ukraine durch Luftraumüberwachung und vom Meer aus zu sichern». Der Plan sei hier aber nicht, grosse Truppen in die Ukraine zu verlegen. Vielmehr soll sichergestellt werden, «dass die Ukraine selbst glaubwürdig Verantwortung für ihr Land übernehmen kann», sagt er.
Dass sich nun auch Schweden in die Geschehnisse einmischt, hat, wenn man sich etwas über die Situation informiert, einen einfachen Grund. Das Land ist seit März 2024 Mitglied der Nato. Das militärische Bündnis aus 32 Staaten setzt sich schon lange dafür ein, die Ukraine zu stärken. Russlands Vorherrschaft soll eingedämmt und künftige Konflikte verhindert werden. Somit ist es naheliegend, dass sich auch der jüngste Nato-Staat der Thematik annimmt.
Meint Trump, dass die Deutschschweiz zu Deutschland gehört?
Von Guido Felder, Auslandredaktor
Heute hatte ich ein politisches Schwergewicht am Telefon, bzw. in einer Video-Schaltung. John R. Bolton (76) war in Trumps erster Amtszeit nationaler Sicherheitsberater. Er stand dem US-Präsidenten stets zur Seite, wenn es um Fragen zur Ukraine, dem Nahen Osten und anderen Hotspots ging.
Trumps ehemaliger Top-Mitarbeiter lässt heute kein gutes Haar mehr an seinem früheren Chef. Er zweifelt stark daran, dass Trump in der Ukraine einen Frieden herbeiführen kann. In erster Linie liege es nicht an Trump, sondern an Putin, der ganz andere Absichten als einen Waffenstillstand habe. Bolton sagt im Interview, dass es nur ein Mittel gebe, Putin zu stoppen.
Bolton schüttelt auch über den Zollhammer gegen die Schweiz nur den Kopf. Trumps Ignoranz sei gross. «Vielleicht meint er, dass zumindest die deutschsprachige Schweiz zu Deutschland gehört, mit dem er seine lieben Probleme hat», meint Bolton. Ob das wirklich nur scherzhaft gemeint war? Ich weiss es nicht.
Treffen sich Trump, Putin und Selenski in Istanbul? Telefonat mit Erdogan
Von Johannes Hillig, Redaktor am Newsdesk
Nach dem Alaska-Gipfel ist die grosse Frage: Wo könnte jetzt ein Dreier-Treffen stattfinden? Im Gespräch ist die ungarische Hauptstadt Budapest. Doch Istanbul ist auch ein heisser Kandidat.
Und das aus zwei Gründen:
Punkt 1
Die Ukraine und Russland haben seit Mai dreimal in Istanbul verhandelt, allerdings bis auf mehrere Gefangenenaustausche ohne Ergebnis. Es waren die ersten direkten Gespräche der Kriegsparteien seit 2022. Die Türkei käme damit auch für weitere Begegnungen infrage.
Punkt 2
Der Kontakt zwischen Russlands Staatschef Wladimir Putin und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ist eng. Sie haben erst wieder wegen der Entwicklungen im Ukraine-Krieg telefoniert.
Wie der Kreml in Moskau und das Präsidialamt in Ankara mitteilten, informierte Putin seinen türkischen Kollegen über das Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump in Alaska vergangene Woche.
Die russische Seite habe der Türkei für ihre Unterstützung bei den Gesprächen zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul gedankt, hiess es weiter. Auch Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit seien besprochen worden.