Israel bestreitet Vorwurf der gezielten Tötung
Vier Journalisten durch israelischen Angriff im Gazastreifen getötet

Bei einem israelischen Angriff in Gaza wurden laut Al-Dschasira vier Journalisten getötet. Die israelische Armee bestätigt den Angriff, bezeichnet jedoch einen der Getöteten als Hamas-Terroristen. Netanyahu will derweil aufs Tempo drücken, um den Krieg zu beenden.
Publiziert: 11.08.2025 um 01:44 Uhr
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Aktualisiert: 11.08.2025 um 07:23 Uhr
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Der katarische Sender Al-Dschasira und Israels Regierung stehen im Dauerstreit miteinander.
Foto: ELVIS BARUKCIC

Darum gehts

  • Israelischer Angriff tötet Journalisten in Gaza, IDF bestätigt Angriff auf Terroristen
  • Al-Dschasira bezeichnet getöteten al-Scharif als bekannten arabischen Korrespondenten
  • Seit Oktober 2023 wurden laut Hamas-Gesundheitsministerium über 61'000 Menschen getötet
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Bei einem israelischen Angriff auf die Stadt Gaza sind nach Angaben des katarischen Senders Al-Dschasira mindestens vier Journalisten getötet worden. «Der Journalist Anas al-Scharif wurde zusammen mit drei Kollegen bei einem mutmasslich gezielten israelischen Angriff getötet», berichtete Al-Dschasira am späten Sonntag unter Berufung auf den Leiter des Al-Schifa-Krankenhauses in der Stadt Gaza. Die israelische Armee (IDF) bestätigte einen Angriff, der «dem Terroristen Anas al-Scharif» gegolten habe.

«Vor kurzem hat die IDF in der Stadt Gaza den Terroristen Anas al-Scharif getroffen, der sich als Journalist für den Sender Al-Dschasira ausgab», erklärte die israelische Armee am späten Sonntag im Onlinedienst Telegram. Al-Scharif sei «ein Anführer einer Terrorzelle der Terrororganisation Hamas und verantwortlich für Raketenangriffe auf israelische Zivilisten und IDF-Truppen» gewesen.

Terrorist oder Journalist?

Al-Dschasira bezeichnete den 28-jährigen al-Scharif dagegen als «bekannten arabischen Korrespondenten», der ausführlich aus dem Norden des Gazastreifens für den Sender berichtet habe. Der Angriff habe ein Zelt für Journalisten vor dem Haupttor des Al-Schifa-Krankenhauses getroffen. Neben al-Scharif seien dabei auch der Al-Dschasira-Korrespondent Mohammed Kreikeh und die Kameramänner Ibrahim Saher und Mohammed Nufal getötet worden.

Auch Australien will Palästina als Staat anerkennen

Nach Frankreich und Kanada will auch Australien Palästina als Staat anerkennen. «Eine Zwei-Staaten-Lösung ist die beste Hoffnung der Menschheit, den Kreislauf der Gewalt im Nahen Osten zu durchbrechen und den Konflikt, das Leid und den Hunger in Gaza zu beenden», sagte Premierminister Anthony Albanese am Mittag (Ortszeit) vor Journalisten. Das Kabinett hatte zuvor über die Entscheidung beraten.

Albanese hatte erste am Wochenende gesagt, es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis Australien einen palästinensischen Staat anerkenne – und damit Erwartungen geschürt, dass eine solche Ankündigung unmittelbar bevorstehen könnte. Die Entscheidung sei Teil «einer koordinierten weltweiten Anstrengung», um eine Zwei-Staaten-Lösung voranzutreiben, betonte Albanese. Mit dem Begriff Zwei-Staaten-Lösung ist gemeint, dass Israel und ein unabhängiger Palästinenserstaat friedlich Seite an Seite existieren.

Er habe im Vorfeld mit Grossbritanniens Premierminister Keir Starmer, Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, Neuseelands Premierminister Christopher Luxon und Japans Regierungschef Shigeru Ishiba gesprochen, sagte Albanese. Bereits am Donnerstag vergangener Woche habe er das Thema auch mit Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, erörtert.

Israel verurteilt Entscheidung

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte Ende Juli angekündigt, die Anerkennung Palästinas bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen im September offiziell verkünden zu wollen. Kanada folgte wenige Tage später. Auch Grossbritannien drohte Israel zuletzt offen mit einer Anerkennung Palästinas, falls die Regierung von Ministerpräsident Netanjahu den Gaza-Krieg und das Leiden der Palästinenser nicht beenden sollte. Fast 150 der 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen haben Palästina bereits als Staat anerkannt.

Netanjahu hatte die bevorstehende Ankündigung aus Australien und die Entscheidungen der anderen Länder kürzlich als «beschämend» bezeichnet und betont: «Heute ist der Grossteil der jüdischen Öffentlichkeit entschieden gegen den palästinensischen Staat, aus dem einfachen Grund, dass sie wissen, dass er keinen Frieden bringen wird. Er wird Krieg bringen.»

Nach Frankreich und Kanada will auch Australien Palästina als Staat anerkennen. «Eine Zwei-Staaten-Lösung ist die beste Hoffnung der Menschheit, den Kreislauf der Gewalt im Nahen Osten zu durchbrechen und den Konflikt, das Leid und den Hunger in Gaza zu beenden», sagte Premierminister Anthony Albanese am Mittag (Ortszeit) vor Journalisten. Das Kabinett hatte zuvor über die Entscheidung beraten.

Albanese hatte erste am Wochenende gesagt, es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis Australien einen palästinensischen Staat anerkenne – und damit Erwartungen geschürt, dass eine solche Ankündigung unmittelbar bevorstehen könnte. Die Entscheidung sei Teil «einer koordinierten weltweiten Anstrengung», um eine Zwei-Staaten-Lösung voranzutreiben, betonte Albanese. Mit dem Begriff Zwei-Staaten-Lösung ist gemeint, dass Israel und ein unabhängiger Palästinenserstaat friedlich Seite an Seite existieren.

Er habe im Vorfeld mit Grossbritanniens Premierminister Keir Starmer, Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, Neuseelands Premierminister Christopher Luxon und Japans Regierungschef Shigeru Ishiba gesprochen, sagte Albanese. Bereits am Donnerstag vergangener Woche habe er das Thema auch mit Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, erörtert.

Israel verurteilt Entscheidung

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte Ende Juli angekündigt, die Anerkennung Palästinas bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen im September offiziell verkünden zu wollen. Kanada folgte wenige Tage später. Auch Grossbritannien drohte Israel zuletzt offen mit einer Anerkennung Palästinas, falls die Regierung von Ministerpräsident Netanjahu den Gaza-Krieg und das Leiden der Palästinenser nicht beenden sollte. Fast 150 der 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen haben Palästina bereits als Staat anerkannt.

Netanjahu hatte die bevorstehende Ankündigung aus Australien und die Entscheidungen der anderen Länder kürzlich als «beschämend» bezeichnet und betont: «Heute ist der Grossteil der jüdischen Öffentlichkeit entschieden gegen den palästinensischen Staat, aus dem einfachen Grund, dass sie wissen, dass er keinen Frieden bringen wird. Er wird Krieg bringen.»

Seit Jahren ist das Verhältnis zwischen Israel und dem katarischen Sender Al-Dschasira angespannt. In Israel besteht aktuell ein Sendeverbot gegen Al-Dschasira. Ermöglicht worden war dies durch ein im April beschlossenes Gesetz, welches das Verbot ausländischer Medien vorsieht, die als schädlich für die Sicherheit Israels angesehen werden. Israels Kommunikationsminister Schlomo Karhi hatte den Sender als «ein Sprachrohr des Terrorismus im Dienste der Hamas» bezeichnet. Der Sender weist die Anschuldigungen zurück.

Netanyahu will Krieg «so schnell wie möglich» beenden

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu (75) will den Krieg gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen «so schnell wie möglich» beenden. «Deshalb habe ich die israelischen Streitkräfte angewiesen, den Zeitplan für die Einnahme der Stadt Gaza abzukürzen», sagte er nach Angaben der «Times of Israel» in einer Pressekonferenz für israelische Medien in Jerusalem.

Das Sicherheitskabinett unter Leitung Netanyahus hatte am Freitag beschlossen, dass das Militär die Stadt Gaza einnehmen soll – womöglich mit dem Ziel, die Kontrolle über das gesamte Küstengebiet zu übernehmen. Der diesbezügliche Beschluss ist hinsichtlich des zeitlichen Rahmens vage gehalten. Medien berichteten, die Armee würde für die entsprechenden Vorbereitungen zwei Monate brauchen.

Israels neuer Kriegsplan sieht laut Netanyahu neben der Einnahme der Stadt Gaza auch die Zerschlagung der Hamas in den zentralen Flüchtlingslagern des Gazastreifens vor. Das Sicherheitskabinett habe vergangene Woche das Militär angewiesen, «die beiden verbliebenen Hamas-Hochburgen in der Stadt Gaza und in den zentralen Lagern zu zerschlagen», sagte Netanyahu vor ausländischen Journalisten. 

Skeptische Armeeführung

So müsste rund eine Million Palästinenser, die sich derzeit in der Stadt Gaza aufhalten, in Gebiete umziehen, die von dem geplanten Kampfeinsatz nicht betroffen sind. Dort müsste für die Menschen eine entsprechende Infrastruktur mit Behausungen, Nahrungsmittel- und Wasserversorgung und Spitälern geschaffen werden. Nach 22 Monaten Krieg ist der Gazastreifen weitgehend zerstört.

Israels Armee müsste Hunderttausende Reservisten einberufen. Sie müsste kaputtes und verschlissenes Kriegsgerät reparieren, ersetzen und in Stellung bringen. Der Generalstab werde die «Grundideen» für den Einsatz gegen die Stadt Gaza bis Ende der Woche billigen, berichtete das Nachrichtenportal «ynet» am Sonntag. Armeechef Ejal Zamir (59) steht Medienberichten zufolge dem Vorhaben skeptisch gegenüber.

Zehntausende Todesopfer

Seit dem Hamas-Angriff, bei dem nach israelischen Angaben 1219 Menschen getötet worden waren, geht Israel massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums wurden seit Beginn der israelischen Militäroffensive im Oktober 2023 mehr als 61'000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Am Samstag erklärte der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz im Gazastreifen, bei israelischen Angriffen seien an diesem Tag mindestens 37 Menschen getötet worden. Unter den Toten seien 30 Zivilisten, die auf Hilfsgüter gewartet hätten. Aufgrund der massiven Einschränkungen für Medien in dem Palästinensergebiet lassen sich die Angaben nicht unabhängig überprüfen.

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