Hier wird ein Verdächtiger verhaftet
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Nach Bluttat in Washington:Hier wird ein Verdächtiger verhaftet

Erschoss in Washington zwei israelische Botschaftsangestellte
Täter (30) wegen Mordes angeklagt – Todesstrafe könnte Folge sein

Tragischer Vorfall in Washington: Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft wurden vor dem Jüdischen Museum erschossen. Die US-Behörden ermitteln aktiv in diesem Fall, der als möglicher antisemitischer Terrorakt eingestuft wird.
Publiziert: 22.05.2025 um 06:06 Uhr
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Aktualisiert: 05:53 Uhr
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Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft sind in der Nähe des Jüdischen Museums in der US-Hauptstadt Washington getötet worden.

Darum gehts

  • Schusswaffenangriff vor Jüdischem Museum in Washington. Zwei israelische Botschaftsmitarbeiter getötet
  • Israelischer UN-Botschafter verurteilt Tat als antisemitischen Terrorismus
  • Mindestens zwei Menschen bei dem Angriff ums Leben gekommen
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Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft sind in der Nähe des Jüdischen Museums in der US-Hauptstadt Washington getötet worden. Das teilte US-Heimatschutzministerin Kristi Noem auf der Plattform X mit. US-Justizministerin Pam Bondi schrieb auf X, dass sie vor Ort sei und es sich um einen «schrecklichen Schusswaffenvorfall» handle. Zu den Hintergründen der Tat machten beide Ministerinnen zunächst keine Angaben.

Die israelische Nachrichtenseite «Ynet» zitierte die Sprecherin der israelischen Botschaft in Washington mit der Aussage, dass die Botschaftsmitarbeiter «aus nächster Nähe erschossen wurden».

Schütze rief «Free Palestine»

Die Nachrichtenseite «Jewish Insider» zitierte einen Augenzeugen, wonach der Schütze ein Tuch mit der Bezeichnung Kufiya getragen habe, das auch als Palästinensertuch bekannt ist. Er soll demnach «Free Palestine» gerufen haben. 

Ein Video zeigt, wie ein Verdächtiger namens Elias R.* (30) verhaftet wird. Auch er schreit «Free Palestine». Er stammt laut der Polizei aus der Stadt Chicago im Bundesstaat Illinois. R. wurde von privaten Sicherheitskräften des Museums festgenommen, erklärte die Polizeichefin Pamela Smith.

Verurteilung mit Todesstrafe möglich

Mittlerweile ist der mutmassliche Täter wegen Mordes angeklagt worden. Das Verbrechen werde zudem als Hassverbrechen und als möglicher Terrorakt untersucht, weswegen weitere Anklagepunkte hinzukommen könnten, sagte die amtierende Staatsanwältin für die US-Hauptstadt, Jeanine Pirro. «Ich erwarte, dass noch mehr Anklagepunkte folgen werden.»

Die Staatsanwaltschaft wirft Elias R. wegen der Tötung des israelischen Botschaftsmitarbeiters Mord ersten Grades eines ausländischen Repräsentanten vor. Zudem wird ihm wegen der tödlichen Schüsse auf dessen Partnerin Mord ersten Grades in zwei Fällen vorgeworfen. Er muss sich zudem wegen Verstössen gegen Waffengesetze verantworten.

Pirro sagte, die Ermittlungen stünden noch am Anfang, aber es handle sich um Verbrechen, die im Falle einer Verurteilung mit der Todesstrafe geahndet werden könnten. Der Haftrichter habe für den 18. Juni eine Anhörung in dem Fall festgesetzt.

Vor der Tat lief der Schütze auf und ab

Smith zufolge waren die Beamten gegen 21 Uhr alarmiert worden. Als die Behörden am Tatort eintrafen, fanden sie die beiden Opfer, einen Mann und eine Frau, bewusstlos und ohne Lebenszeichen vor. Trotz sofortiger Massnahmen der Ersthelfer konnten sie nicht gerettet werden.

Örtliche Medien hatten zuvor von Schüssen vor dem Jüdischen Museum berichtet. Demnach feuerte der Täter vor dem Museumsgebäude, in dessen Räumen eine Veranstaltung stattfand, auf Menschen.

Polizeichefin Smith sagte, dass der Verdächtige dabei beobachtet worden sei, wie er vor dem Museum auf und ab lief. Anschliessend habe er sich einer Gruppe von vier Menschen mit einer Pistole in der Hand genähert, bevor er das Feuer eröffnete und einen Mann und eine Frau mit seinen Schüssen traf. 

Er wollte ihr einen Antrag machen

Bei den beiden Opfern handelte es sich nicht nur um Kollegen, die bei der israelischen Botschaft arbeiteten, sondern auch um ein Liebespaar, das kurz vor der Verlobung stand. Das sagte der israelische Botschafter Yechiel Leiter vor Journalisten. 

Die israelische Botschaft in den USA hat ein Bild der beiden Opfer der Schiesserei auf X veröffentlicht. Ihre Namen: Yaron Lischinsky und Sarah Milgrim. «Yaron und Sarah waren unsere Freunde und Kollegen. Sie waren in der Blüte ihres Lebens. Heute Abend wurden sie von einem Terroristen erschossen, als sie eine Veranstaltung im Capital Jewish Museum in Washington, D.C. verliessen», schreibt die Botschaft. Freunde und Kollegen seien am Boden zerstört. 

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Yaron habe in dieser Woche einen Ring gekauft und wollte seiner Freundin in der kommenden Woche in Jerusalem einen Heiratsantrag machen. «Sie waren ein schönes Paar, das gekommen war, um einen Abend in Washingtons kulturellem Zentrum zu geniessen», sagte der Botschafter Yechiel Leiter.

US-Präsident Donald Trump habe ihm telefonisch bereits versichert, alles zu tun, um Antisemitismus zu bekämpfen und zu beenden, sagte Leiter. Sowohl Israelis und Amerikaner seien widerstandsfähig und liessen sich nicht einschüchtern, betonte er.

«Wir erinnern an ihn als aufgeschlossenen, klugen und tief engagierten Menschen»

Yaron Lischinsky hatte einen deutschen Pass. «Das männliche Opfer hatte einen deutschen Pass», hiess es aus Berliner Diplomatenkreisen. Zuvor hatten «Tagesspiegel» und «Spiegel» berichtet.

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) in Berlin teilte mit, der erschossene Mann sei Gründungsmitglied des Jugendforums der Schwesterorganisation Israelisch-Deutsche Gesellschaft gewesen. Dieses vernetze junge Israelis und Deutsche miteinander. Er sei in Teilen in Bayern aufgewachsen und habe fliessend Deutsch gesprochen, hiess es weiter. 2022 habe er eine Stelle an der israelischen Botschaft in Washington übernommen.

Der Präsident der DIG, Volker Beck, teilte weiter über den erschossenen Botschaftsmitarbeiter mit: «Wir erinnern an ihn als aufgeschlossenen, klugen und tief engagierten Menschen, dessen Interesse an den deutsch-israelischen Beziehungen und an Wegen zu friedlicher Koexistenz im Nahen Osten auf sein gesamtes Umfeld ausstrahlte.»

«Als die Polizei eintraf, zog er ein rotes Palästinatuch»

Laut der Nachrichtenagentur Associated Press war zunächst unklar, dass Elias R. der mutmassliche Schütze sein könnte. Er habe verzweifelt gewirkt und darum seien ihm Leute zu Hilfe gekommen, hätten ihm Wasser gebracht. Das berichten Yoni Kalin und Katie Kalisher, die sich im Museum befanden, als die Schüsse fielen. 

«Als die Polizei eintraf, zog er ein rotes Palästinatuch hervor und schrie wiederholt Free Palestine», sagte Kalin. Laut den Kalin und Kalisher wurde bei der Veranstaltung im Museum besonders die Frage diskutiert. «Wie können wir sowohl den Menschen im Gazastreifen als auch den Menschen in Israel helfen?»

«Ich bin erschüttert über die Szenen»

US-Präsident Donald Trump äusserte sich auf seiner Plattform Truth Social. «Hass und Radikalismus haben in den USA keinen Platz. Mein Beileid an die Familien der Opfer. Es ist so traurig, dass so etwas passieren kann!»

Israels Staatspräsident Izchak Herzog zeigte sich entsetzt. «Ich bin erschüttert über die Szenen in Washington DC. Dies ist ein verabscheuungswürdiger Akt des Hasses, des Antisemitismus, der das Leben zweier junger Mitarbeiter der israelischen Botschaft gefordert hat», sagte Herzog in einer Stellungnahme. «Wir stehen an der Seite der jüdischen Gemeinde in DC und in den gesamten USA», hiess es.

Israel international in der Kritik

Der Schusswaffenvorfall erfolgte vor dem Hintergrund des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen. Er hatte im Oktober 2023 mit einem Terrorangriff der Hamas auf Israel begonnen. Etwa 1200 Menschen wurden dabei getötet und etwa 250 Menschen nach Gaza entführt. In diesem Krieg wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bislang mehr als 53'300 Palästinenser im Gazastreifen getötet. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten und lässt sich unabhängig kaum überprüfen.

Israel steht wegen des militärischen Vorgehens und der furchtbaren humanitären Lage in dem weitgehend verwüsteten Küstenstreifen international stark in der Kritik.

* Name der Redaktion bekannt 

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