Darum gehts
- Trump behauptet, sechs Kriege beendet zu haben. Blick untersucht diese Aussage
- Konflikte in Israel-Iran, Kongo-Ruanda und Kambodscha-Thailand bleiben teils ungelöst
- Der US-Präsident wurde für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen
Am liebsten sieht er sich in der Rolle als «Friedensstifter»: Donald Trump (79) stellte während der Ukraine-Gespräche im Weissen Haus eine steile These auf. Nicht weniger als sechs Kriege habe er seit seinem Amtsantritt beendet. «Ich habe sechs Kriege beendet … all diese Abkommen habe ich geschlossen», rühmte sich der US-Präsident in einer Rede am Montag.
Aber wie kommt Trump auf diese Idee? Blick nimmt die Aussage des US-Präsidenten unter die Lupe.
Israel – Iran
Am 13. Juni startete Israel einen Grossangriff auf den Iran und bombardierte tagelang insbesondere Atom- und Militäranlagen in dem Land. Der Iran attackierte Israel daraufhin mit Raketen und Drohnen. Die USA griffen schliesslich an der Seite Israels in den Krieg ein und bombardierten die iranischen Atomanlagen Fordo, Natans und Isfahan. Nach der Vereinbarung einer Waffenruhe am 24. Juni brüstete sich Trump damit, einen 30-jährigen Konflikt in zwölf Tagen beendet zu haben.
Das Problem: Israel hat sich das Recht vorbehalten, den Iran erneut anzugreifen, sollte Teheran sein Atomprogramm wiederaufnehmen. Ein dauerhafter Frieden ist nicht in Sicht. Ausserdem liess Trump nicht die Diplomatie, sondern die Waffen sprechen.
Demokratische Republik Kongo – Ruanda
Im Ostkongo herrschen seit drei Jahrzehnten blutige Konflikte. Die von Ruanda unterstützte M23-Miliz hatte im Januar und Februar grosse Gebiete eingenommen, darunter die Provinzhauptstädte Goma und Bukavu. Während der Blitzoffensive der M23 wurden tausende Menschen getötet.
Im Juli dann der Durchbruch: Die Regierung der Demokratischen Republik Kongo und die M23-Miliz vereinbarten eine Waffenruhe. Nach dreimonatigen Verhandlungen in der katarischen Hauptstadt Doha unterzeichneten beide Seiten eine Grundsatzerklärung über eine Einstellung der Kämpfe. Der Vereinbarung zufolge sollen bald Verhandlungen über eine umfassende Friedenslösung beginnen.
Beide Seiten erklärten, das neue Abkommen stehe im Einklang mit dem Washingtoner Abkommen, das die DR Kongo Ende Juni mit Ruanda unterzeichnet hatte.
Donald Trump, dessen Land das Washingtoner Abkommen vermittelt hatte, sprach von einem «neuen Kapitel der Hoffnung». Fragen gibt es allerdings noch zu einem erwarteten Nebenabkommen über wirtschaftliche Aspekte - insbesondere nachdem Trump betont hatte, dass die USA sich durch die Vermittlung in dem Konflikt die Aussicht auf «viele» kongolesische Bodenschätze gesichert hätten.
Kambodscha – Thailand
Bei Grenzstreitigkeiten zwischen Kambodscha und Thailand waren Ende Juli 43 Menschen getötet worden. Nach Telefonaten Trumps sowie der Vermittlung des malaysischen Regierungschefs Anwar Imbrahim (78) und chinesischer Unterhändler trat eine Waffenruhe in Kraft.
Trumps «rechtzeitiges Eingreifen» habe einen «potenziell verheerenden Konflikt» verhindert und den «Weg für die Wiederherstellung des Friedens geebnet», sagte der kambodschanische Regierungschef Hun Manet (48). Ein Sieg für Trump also. Trotzdem bleibt der jahrzehntelange Streit um Grenzziehungen und Tempelanlagen ungelöst.
Indien – Pakistan
Nach dem Gewaltausbruch zwischen Indien und Pakistan im Kaschmir-Gebiet hat Trump am 10. Mai auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social verkündet: «Nach einer langen Nacht voller Gespräche, die von den Vereinigten Staaten vermittelt wurden, freue ich mich, bekannt geben zu können, dass Indien und Pakistan sich auf einen vollständigen und sofortigen Waffenstillstand geeinigt haben.»
Kurios: Indien hat bestritten, dass Trump eine Rolle bei der Erreichung eines Waffenstillstandsabkommens mit Pakistan gespielt habe. Die Regierung Pakistans hingegen sieht das ganz anders – und hat Trump für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
Armenien – Aserbaidschan
Trump half beim Entwurf eines Abkommens nach den Kämpfen um Bergkarabach zwischen Armenien und Aserbaidschan. Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan (50) und der aserbaidschanische Staatschef Ilham Alijew (63) hatten am 8. August im Weissen Haus eine Friedenserklärung unterzeichnet und zugleich den sichtlich erfreuten Trump für den Friedensnobelpreis ins Spiel gebracht.
Ein weiterer Triumph für den US-Präsidenten – die Umsetzung des Abkommens bleibt jedoch schwierig. Aserbaidschan fordert für einen endgültigen Abschluss einer Einigung eine Verfassungsänderung in Armenien. Ausserdem gibt es Zwist um eine Handelsroute.
Der sechste Krieg?
Beim sechsten Krieg steht ein grosses Fragezeichen. In einer Aufzählung nannte die Trump-Regierung die Konflikte zwischen Serbien und Kosovo sowie Ägypten und Äthiopien. In beiden Fällen gab es aber keine Kampfhandlungen, die hätten beendet werden können.