Darum gehts
- Schneesturm schliesst 1000 Bergsteiger am Mount Everest ein
- Erste 350 Personen gerettet
- Heftigster Schneesturm seit Jahren, Sichtweite unter einem Meter
- 47 Todesopfer durch Regenfälle und Sturzfluten im benachbarten Nepal
Ein unerwarteter Schneesturm hat fast 1000 Bergsteiger und Touristen am Mount Everest eingeschlossen, wie chinesische Staatsmedien berichten. Die Situation auf über 4900 Metern Höhe auf der tibetischen Seite des höchsten Berges der Welt ist kritisch. Laut den Berichten wurden Zelte vom Schnee komplett bedeckt oder zerstört. Nun hat das Schnee-Chaos ein erstes Opfer gefordert.
Während 350 Menschen bereits gerettet wurden, bestätigten die Rettungsdienste gegenüber chinesischen Staatsmedien, dass ein Mann ums Leben gekommen war. Er starb laut dem chinesischen Sender CCTV, an Unterkühlung und Höhenkrankheit – auch internationale Medien berichteten über das Opfer.
Bergsteiger hatten grosses Glück
Unter den Eingeschlossenen befindet sich Naturfotograf Dong Shuchang (27). Er freute sich darauf, das Wunder des Himalaya von den tibetischen Hängen aus einzufangen, als der Schneesturm nur wenige Stunden nach Beginn seiner Wanderung am Samstag losbrach. «Die Blitze und Gewitter hörten nicht auf. Der Schneefall war so stark, dass ich kaum schlafen konnte», sagte er gegenüber BBC. Seine Gruppe hatte eine Höhe von 4600 Metern erreicht, bevor sie sich zur Umkehr entschloss.
«Unsere Windjacken und Regenmäntel waren dem Schnee nicht gewachsen. Wir waren alle durchnässt», sagte er und fügte hinzu, dass mehrere Personen in seiner 20-köpfigen Gruppe Anzeichen von Unterkühlung zeigten. Er war zwar schon mehr als ein Dutzend Mal im Himalaya, sagte aber, er habe «noch nie ein solches Wetter erlebt».
Die 29-jährige Geshuang Chen berichtete gegenüber BBC: «Ich hatte grosses Glück, da herauszukommen.» Sie sagte, der Schnee sei etwa einen Meter tief gewesen, als die Gruppe am Sonntag ihren Rückzug antrat. «Wir sind alle erfahrene Wanderer», sagte sie. «Aber dieser Schneesturm war trotzdem extrem schwierig.»
Eric Wen sagte gegenüber Reuters, dass drei Personen seiner Gruppe an Unterkühlung litten, obwohl sie angemessen gekleidet waren. Sie schliefen kaum, weil es zu stark schneite und seine Gruppe alle zehn Minuten den Schnee räumen musste. «Sonst wären unsere Zelte eingestürzt.»
Hunderte Menschen warten noch auf Rettung
Die geretteten Personen wurden sicher in die nächstgelegene Ortschaft Qudang gebracht, berichtete das chinesische Staatsfernsehen. Zu mehr als 200 weiteren Personen bestehe inzwischen Kontakt, sie sollten nach und nach ebenfalls den Sammelpunkt erreichen. Das betroffene Gebiet ist als sogenanntes Karma-Tal bekannt. Wie viele Menschen genau sich dort weiterhin aufhalten, ist noch unklar. Das Tourismusgebiet wurde vorübergehend geschlossen. Über die Region waren Unwetter hinweggezogen.
Hunderte Menschen harren weiter auf dem Gipfel aus. Ihnen droht Unterkühlung. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit und die Situation ist dramatisch.
Heftigster Schneesturm seit Jahren
Seit Sonntag läuft ein grossangelegter Rettungseinsatz. Meterhohe Schneemassen blockieren Zufahrtsstrassen zu den Lagerplätzen. Der Schneesturm begann am Freitagabend. Als Reaktion darauf sperrten die Behörden das Mount-Everest-Gebiet am Samstagabend für Besucher.
Die Auswirkungen des Unwetters reichen bis ins benachbarte Nepal. Dort forderten heftige Regenfälle und plötzliche Sturzfluten seit Freitag mindestens 47 Menschenleben. Die Situation am Mount Everest bleibt angespannt. Die Rettungskräfte setzen alles daran, die eingeschlossenen Bergsteiger in Sicherheit zu bringen.