Darum gehts
- Air India Flugzeug in Ahmedabad abgestürzt, keine Überlebenden erwartet
- Mögliche Ursache: Verwechslung der Hebel für Fahrwerk und Klappen
- 242 Menschen an Bord, über 100 Leichen in Spital gebracht
Ein Flugzeug der indischen Fluggesellschaft Air India ist Donnerstagmittag im westindischen Ahmedabad abgestürzt – direkt über einem Stadtgebiet. 242 Menschen waren an Bord, zu möglichen Überlebenden gibt es noch keine verlässlichen Zahlen – auch am Boden gab es Opfer. Bislang konnten 204 Leichen geborgen werden. Die Polizei gab die Zahl der Todesopfer gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters mit 290 an.
Videos in den sozialen Medien zeigen eine riesige Explosion. Auch die Unglücksursache ist noch nicht geklärt – Hinweise deuten auf einen dramatischen Fehler kurz nach dem Abheben hin. Was wir bisher wissen.
Was ist passiert?
Im westindischen Bundesstaat Gujarat ist am Nachmittag (Ortszeit) eine Boeing 787 der Fluggesellschaft Air India abgestürzt. Die Maschine mit der Flugnummer AI171 war auf dem Weg von Ahmedabad nach London Gatwick. Kurz nach dem Start verlor sie an Höhe und stürzte über einem Stadtgebiet ab – offenbar direkt in das Wohnheim einer medizinischen Hochschule. Aufnahmen zeigen eine massive Explosion und dichte Rauchwolken.
Wie viele Opfer gibt es?
Offizielle Zahlen liegen noch nicht vor. Laut Polizeiangaben wurden über 100 Leichen in ein nahe gelegenes Spital gebracht. Berichte sprachen davon, dass es unter den 242 Personen an Bord wohl keine Überlebenden gibt. Der zuständige Polizeichef gab an, dass die Hoffnung, Passagiere noch lebend zu finden, schwinde. «Es gibt wohl keine Überlebenden», so der Beamte. Die Passagierliste umfasst Staatsangehörige aus Indien, Grossbritannien, Portugal und Kanada.
Auch am Boden werden Opfer befürchtet. Wie viele? Auch das ist unklar. Bislang gibt es dazu keine offiziellen Angaben.
Dann das Wunder: Gegenüber der Nachrichtenagentur ANI berichtete der Polizeipräsident GS Malik zuletzt, dass ein Überlebender in der Maschine gefunden wurde. Er sass auf Platz 11A.
Was wissen wir über die Unglücksmaschine?
Die abgestürzte Boeing 787 – auch bekannt als «Dreamliner» – war elf Jahre alt. Es handelt sich um den ersten Totalverlust dieses Flugzeugtyps seit seiner Einführung 2011. An Bord waren zwei Piloten: Der erfahrene Kapitän Sumeet S.* und der noch relativ unerfahrene Erste Offizier Clive K.* mit rund 1100 Flugstunden.
Was war möglicherweise der Grund für den Absturz?
Die genaue Ursache ist unklar. Ein Video vom Unglück zeigt, dass das Flugzeug nach dem Start keine Höhe gewann – trotz laufender Triebwerke. Erste Daten des sogenannten ADS-B-Systems, das im Sekundentakt Daten zu Position, Geschwindigkeit und Flughöhe liefert, zeigen laut Flightradar24, dass das Flugzeug bis auf eine barometrische Höhe von 190 Metern gestiegen war. Danach sei es mit einer Geschwindigkeit von 145 Metern pro Minute gefallen.
Auffällig: Das Fahrwerk war noch ausgefahren, was in dieser Flugphase unüblich ist. Gleichzeitig scheinen die Landeklappen bereits eingefahren gewesen zu sein – ein möglicher Hinweis auf einen schwerwiegenden Bedienungsfehler im Cockpit, wie der «Spiegel» berichtet. Erste Spekulationen deuten auf eine Verwechslung der Hebel für Fahrwerk und Klappen hin. Ob dies tatsächlich der Fall war, müssen die Auswertungen der Flugschreiber zeigen.
«Auf der Piste könnten Teile von anderen Flugzeugen gelegen haben», glaubt derweil der Schweizer Aviatikexperte Hansjörg Egger (73). Ihn erinnert der Vorfall an das Concorde-Unglück im Jahr 2000.
Wie sind die Reaktionen auf das Unglück?
Auch der indische Premierminister Narendra Modi (74) reagierte nun auf den Absturz: «Die Tragödie in Ahmedabad macht uns fassungslos und traurig», schreibt er auf der Plattform X. «Sie ist unsagbar herzzerreissend.» Er stünde in Kontakt mit den Behörden, heisst es weiter, die daran arbeiteten, den Betroffenen zu helfen. Auch der Ministerpräsident von Gujarat, Bhupendra Patel, zeigte sich betroffen und kündigte Rettungsaktionen an.
Der britische Premierminister Keir Starmer äusserte sich auf der Plattform X und bezeichnete die Szenen als «erschütternd». Grossbritannien schickt nach dem Absturz der Passagiermaschine eigene Ermittler nach Indien. Die Nachrichten seien verheerend und die Unfalluntersuchung werde einige Zeit brauchen, sagte Starmer der Nachrichtenagentur PA zufolge. Die britische Flugunfallbehörde AAIB kündigte an, ein eigenes Team nach Indien zu schicken, um die dortigen Ermittlungen zu unterstützen. Der britische König Charles III. (76) liess sich über die aktuelle Entwicklung informieren.
«Wir sind zutiefst betrübt, vom Flugzeugabsturz in Ahmedabad erfahren zu haben. Den Familien und Angehörigen der Opfer gilt unser aufrichtiges Beileid», schrieb das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) auf der Plattform X. Deutschlands Aussenminister Johann Wadephul (62) teilte auf X mit, seine Gedanken und Gebete seien bei «unseren Freunden in Indien und allen, die derzeit auf ihre Angehörigen hoffen».
Nach dem Flugzeugunglück mit zahlreichen Todesopfern in Indien bot US-Präsident Donald Trump (78) dem Land Unterstützung an. Indien sei ein «grosses» und «starkes» Land, doch die Vereinigten Staaten stünden bereit, im Bedarfsfall sofort Hilfe zu leisten, sagte der Republikaner bei einer Veranstaltung im Weissen Haus in Washington. Trump zeigte sich betroffen und sprach von einem «furchtbaren Absturz» und «einem der schlimmsten in der Geschichte der Luftfahrt». Niemand wisse bislang, was vorgefallen sei.
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