Familien von Hamas-Geiseln rütteln mit Stacheldraht-Aktion auf
«Unsere Kinder erleben einen Holocaust»

Angehörige israelischer Geiseln protestieren weiterhin in Tel Aviv. Sie vergleichen die Situation ihrer Kinder mit einem Holocaust und fordern ein umfassendes Abkommen zur Beendigung des Krieges.
Publiziert: 02.08.2025 um 12:16 Uhr
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Aktualisiert: 02.08.2025 um 13:13 Uhr
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Angehörige von Entführten machen sich weiterhin für eine Freilassung stark.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Angehörige israelischer Geiseln protestieren in Tel Aviv für deren Freilassung
  • Familien vergleichen Situation mit Holocaust, fordern umfassendes Abkommen zur Beendigung
  • Nach offiziellen Angaben befinden sich noch 50 Geiseln im Gazastreifen
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Angehörige israelischer Geiseln im Gazastreifen haben sich hinter einer Stacheldrahtinstallation in Tel Aviv versammelt, um an das Schicksal ihrer Liebsten zu erinnern. «Unsere Kinder erleben einen Holocaust. Sie werden nicht mehr lange überleben», sagte Einav Zangauker, die Mutter eines am 7. Oktober von der islamistischen Hamas in den Gazastreifen entführten Mannes mit amerikanischer und israelischer Staatsangehörigkeit. Es sei an der Zeit, «das Einzige zu tun, was alle Geiseln zurückbringen kann – ein umfassendes Abkommen auf den Tisch zu legen, das den Krieg beendet.»

In den vergangenen Tagen hatten die Hamas und andere islamistische Organisationen im Gazastreifen Videos von zwei Geiseln veröffentlicht. Die Angehörigen hatten nicht die Genehmigung zur Verbreitung der Videos gegeben, allerdings in einem Fall Standbilder erlaubt. Die Aufnahmen abgemagerter Geiseln in einem Tunnel hatten viele Israelis schockiert und an die Bilder befreiter Häftlinge der deutschen Konzentrationslager im Zweiten Weltkrieg erinnert.

Mutter: Mein Sohn erlebt einen zweiten Holocaust

Mit der Stacheldraht-Aktion in Tel Aviv mahnten die Angehörigen: «Nie wieder ist jetzt.» Auch der US-Sondergesandte Steve Witkoff (68) besuchte die Familien auf dem Platz, wie israelische Medien berichteten.

«Ich habe das Wort Holocaust bisher vermieden, weil ich die Tochter eines Holocaust-Überlebenden bin», sagte Anat Angrest, Mutter eines am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppten Soldaten, einer Mitteilung des Forums der Geiselfamilien zufolge. Nun aber stehe sie zwischen Stacheldrahtzäunen, weil ihr Sohn Matan einen zweiten Holocaust erlebe.

«Als ich die Videos sah, stockte mir der Atem»

Das Video seines Cousins sei in seinen Alpträumen, sagte der Cousin von Rom Braslavski, dessen Video die Hamas und die Terrorgruppe Palästinensischer Islamischer Dschihad vor wenigen Tagen veröffentlicht hatte. «Wo ist die humanitäre Hilfe für die Geiseln seit fast zwei Jahren?»

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«Holt die lebenden Geiseln raus, bevor sie in meine Lage kommen», forderte Jael Adar, die Mutter einer toten Geisel. «Als ich die Videos sah, stockte mir der Atem. Nur Haut und Knochen, und mein Sohn bekommt nicht einmal das Recht auf eine Beerdigung.»

20 Geiseln sollen noch am Leben sein

Nach offiziellen israelischen Angaben befinden sich noch 50 Geiseln im Gazastreifen, von denen mindestens 20 am Leben sein sollen.

Der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 war der Auslöser des andauernden Gaza-Kriegs. Hamas-Terroristen und andere Islamisten töteten damals rund 1.200 Menschen und verschleppten mehr als 250 weitere aus Israel in den Gazastreifen. Israel reagierte darauf mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden dabei mehrere Zehntausend Menschen getötet.

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