Erfahrungsbericht aus Lagos
12 Stunden ohne Strom in Portugal

Ein unerwarteter Stromausfall legt die gesamte iberische Halbinsel lahm. Im portugiesischen Lagos erlebt eine Blick-Journalistin die Herausforderungen des Alltags ohne Elektrizität und entdeckt dabei die Stärke der Gemeinschaft.
Publiziert: 29.04.2025 um 12:55 Uhr
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Redaktorin Evelyne Rollason lebt seit 2020 im Süden von Portugal.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Stromausfall in Portugal: Journalistin erlebt unerwartete Herausforderungen im Alltag
  • Supermarkt geschlossen, Kommunikation eingeschränkt, Gemeinschaft hält zusammen
  • Hotelgäste konnten nicht duschen, der Stromausfall dauerte bis Mitternacht
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Evelyne RollasonRedaktorin People

Es ist etwa 11.30 Uhr. Ich sitze im Nagelstudio, der Lack auf meinen Fingernägeln trocknet unter der UV-Lampe. Plötzlich fällt der Strom aus. Im Süden Portugals passiert das manchmal. Als sich nach ein paar Minuten immer noch nichts tut, beginnen meine Nail-Stylistin und ich uns zu wundern. Dann wird klar: Nicht nur wir, sondern das Quartier, nein ganz Lagos, die ganze Algarve hat keinen Strom. Selbst Lissabon nicht – unfassbar! Während der ersten halben Stunde ist Social Media unsere einzige Informationsquelle. Wir können kaum glauben, dass die ganze iberische Halbinsel betroffen sein soll.

Der Nagellack muss an der warmen Sonne von Südportugal trocknen. Ich will mir Zmittag holen, doch der Supermarkt hat geschlossen. Die Herausforderung zu Beginn des Stromausfalls war offenbar zu gross. Im Quartierladen reicht die Schlange von der Kasse (Cash only!) bis aufs Trottoir. Ich gebe auf und esse ein Sandwich mit altem Brot.

Arbeiten? Unmöglich

Am Nachmittag wollte ich schreiben. Der Laptop ist geladen, das Handy aber fast leer. Wenn ich es fürs Internet nutze, wäre der Akku schnell weg. Ich lasse es bleiben. Als ich im Blick-Ticker lese, der Stromausfall könnte Tage dauern, beginne ich mir Sorgen zu machen. Ich muss und will arbeiten, spätestens morgen wieder!

Das Lesen des Newstickers macht mich nervös. Dann fällt plötzlich auch die Telefonverbindung und damit das Internet aus. Ich kann nun weder lesen, was los ist, noch meinen Mann, der in Lagos in einem Surfhotel arbeitet und ebenfalls vom Stromausfall betroffen ist, kontaktieren, noch mit sonst irgendjemandem kommunizieren. Ein ganz ungewohntes und einsames Gefühl.

Yoga ohne Musik

Um 17 Uhr leite ich in einem Surfcamp eine Yogastunde. Ich spiele diesmal keine Musik ab, will Akku sparen. Die Gäste sind relativ relaxt mit der Situation, ihr einziges Problem: Duschen können sie nicht, das Wasser kommt per Pumpe ins Hotel. Also stehen die Gäste sandig und salzig auf der Matte – in den Ferien ist das okay.

In der Nacht blieb es in vielen Quartieren der Stadt dunkel
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Aufnahmen aus Barcelona:In der Nacht blieb es in vielen Quartieren der Stadt dunkel

Am Abend wäre eine Grillparty geplant gewesen. Eine Freundin feiert ihren Abschied. Doch findet er statt? Wir haben keine Möglichkeit, zu kommunizieren. Ich gehe einfach hin – und was für ein unglaublich schönes Gefühl: Alle sind da, alle haben etwas für den Grill mitgebracht, Kerzen und nicht mehr ganz so kühlen Wein. Die Community funktioniert – ohne Handy, ohne Netz.

Um 22 Uhr fahre ich nach Hause. Alles ist dunkel. Keine Strassenlaternen, in vereinzelten Fenstern flimmern Kerzen. Die Stille ist beinahe unheimlich. Wie lange wird der Stromausfall noch dauern und was hat das alles zu bedeuten? Mit einem mulmigen Gefühl schlafe ich ein. Bis ich etwa um Mitternacht aufwache – die Deckenlampe über meinem Bett blendet mich. Wir haben wieder Strom!

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