Darum gehts
Russland erhöht seit Sommerbeginn den Druck auf die Ukraine
Donald Trump und Wladimir Putin trafen sich in Alaska
Trump will direkte Verhandlungen zwischen Putin und Wolodimir Selenski
Bei Luftraumverletzung: Trump befürwortet Abschuss russischer Flugobjekte
Von Daniel Macher, Redaktor am Newsdesk
Der nächste in der langen Liste der Gesprächspartner von Wolodimir Selenski am Dienstag war der Präsident der Vereinigten Staaten. Erneut traf Donald Trump auf den ukrainischen Präsidenten, um über den russischen Angriffskrieg zu sprechen.
Bemerkenswert war, als in einer anschliessenden Fragerunde vor Journalisten gefragt wurde, ob die Nato russische Flugobjekte abschiessen sollte, wenn diese den Luftraum verletzten. Trump antwortete: «Ja, das finde ich.»
Damit reiht sich Trump in Kanon ein, den bereits die Nato selbst anklingen liess. Die Nato und die Alliierten würden im Einklang mit dem Völkerrecht alle notwendigen militärischen und nicht-militärischen Mittel einsetzen, um sich zu verteidigen und Bedrohungen aus allen Richtungen abzuschrecken, hiess es in einer nach Beratungen in Brüssel veröffentlichten Erklärung aller 32 Bündnisstaaten. Mehr dazu kannst du im Text meines Kollegen Marian Nadler nachlesen.
Selenski trifft Keller-Sutter in New York
Von Daniel Macher, Redaktor am Newsdesk
Wie schon von meinem verehrten Kollegen Marian Nadler angekündigt, ist Wolodimir Selenski (47) nach der Uno-Generalversammlung auf die Schweizer Präsidentin Karin Keller-Sutter (61) in New York getroffen: «Wir haben das aktuell dringlichste Thema besprochen – unsere diplomatischen Bemühungen um Frieden», schreibt der ukrainische Präsident auf der Plattform X. Er zeige sich bereit für «ein Treffen auf Führungsebene mit der russischen Seite» und schätze «die Bereitschaft der Schweiz, ein solches Treffen auszurichten.»
Trotzdem gebe es «bisher keine Anzeichen, dass Russland den Krieg beenden möchte», heisst es weiter. Neben dem Kriegsthema habe man auch über die «Zusammenarbeit bei der Umsetzung eines grossen Kulturprojekts und die Fortsetzung unserer Partnerschaft zur Ernährungssicherheit.» Zum Abschluss dankte Selenski «für Ihre Unterstützung der Ukraine und Ihre Solidarität mit unserem Volk.»
Selenski trifft sich am Dienstag mit Keller-Sutter und Trump
Von Marian Nadler, Redaktor am Newsdesk
Am Dienstag absolviert der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (47) einen wahren Termin-Marathon. Die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform hat einen Blick in den Kalender des Regierungschefs gewagt. So nimmt Selenski nicht nur an einer Uno-Sicherheitsratssitzung zum Ukraine-Krieg und einem Treffen einer Koalition zur Rückkehr der von Russland entführten Kinder teil, sondern trifft sich auch mit etlichen Staats- und Regierungschefs, darunter auch Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61) und US-Präsident Donald Trump (79).
Die für Dienstag angesetzte Uno-Generalversammlung beginnt um 15 Uhr Schweizer Zeit (9 Uhr Ortszeit). Am Treffen, bei dem die Rückkehr entführter ukrainischer Kinder besprochen werden soll, nehmen auch die ukrainische First Lady Olena Selenska (47) und der kanadische Premierminister Mark Carney (60) teil.
In der zweiten Hälfte des Tages steht dann die hochrangige Sitzung des Uno-Sicherheitsrates an. Beginn ist um 22 Uhr Schweizer Zeit.
Und auch sonst stehen unzählige Gespräche auf Selenskis Tagesordnung. Da wären die erwähnten Beratungen mit Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter und US-Präsident Donald Trump, aber auch Treffen mit Generalversammlungspräsidentin Annalena Baerbock (44), dem brasilianischen Präsidenten Lula da Silva (79), Prinz Alois von und zu Liechtenstein (57), dem spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sanchez (53) und dem mosambikianischen Regierungschef Daniel Chapu.
Die Gespräche kommen zu einer Zeit, in der Kremlchef Wladimir Putin (72) sich so siegesgewiss zeigt, wie lange nicht mehr. Der britische Militärexperte Keir Giles hat mir hier erklärt, welche Faktoren den Kriegseifer des russischen Präsidenten befeuern.
Kampfjet-Vorfall: USA wollen «jeden Zentimeter» des Nato-Raums schützen
Von Daniel Macher, Redaktor am Newsdesk
Die einen sprechen von reinen Provokationen, die anderen stufen es als ein gezieltes Austesten des Westens ein. Fakt ist: Russland hat in den vergangenen zwei Wochen gleich mehrmals den Luftraum der Nato verletzt. Angesichts der bedingten Wehrhaftigkeit mancher Nato-Staaten für Europa brandgefährlich. Und damit ist die Schweiz nicht ausgenommen, wie mehrere Experten meinem Kollegen Guido Felder schildern. Hier kommst du zu seiner Analyse, die aufhorchen lässt.
Deshalb beruhigt es ein wenig, dass die USA am Montag ihre Entschlossenheit bekräftigten, das Nato-Gebiet konsequent gegen Russland zu verteidigen. Wie Uno-Botschafter Michael Waltz bei einer Sondersitzung des Uno-Sicherheitsrats in New York erklärte, würden die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten «jeden Zentimeter des Nato-Territoriums» schützen. Er forderte Russland auf, Wege zur Deeskalation zu suchen, statt eine Ausweitung des Konflikts zu riskieren.
Auch Grossbritanniens Aussenministerin Yvette Cooper betonte, man werde notfalls gegen Flugzeuge vorgehen, die ohne Erlaubnis im Nato-Luftraum operierten. Polens Aussenminister Radoslaw Sikorski warnte den Kreml, dass Flugobjekte, die absichtlich oder versehentlich in den Nato-Luftraum eindringen, abgeschossen würden.
Zuletzt waren drei russische Kampfjets nach Angaben Estlands etwa zwölf Minuten lang in den Luftraum des baltischen Nato-Staates eingedrungen. Bei einem russischen Luftangriff auf die Ukraine wurden zudem zahlreiche Drohnen im Luftraum Polens und Rumäniens registriert.
Russland wies die Vorwürfe zurück: Der stellvertretende russische Uno-Botschafter Dmitri Poljanski sprach von «dreisten Lügen» und erklärte, die Flüge hätten internationalen Regeln entsprochen. Für die Drohnen gebe es keinen Beweis, dass sie russischer Herkunft seien.
Angriff auf die Schweiz? Leider ein realistisches Szenario
Von Guido Felder, Auslandredaktor
Es war eine schockierende Meldung. Der ehemalige Luftwaffenchef Bernhard Müller (68) warnte in der «Sonntagszeitung» vor einem Angriff Russlands auf die Schweiz. Er sagte: «Die Gefahr besteht, dass Russland aus Distanz auch Sondierungsangriffe auf die Schweiz startet.»
Ein Sondierungsangriff ist ein militärischer Schlag, der nicht primär auf Zerstörung oder Eroberung zielt. Vielmehr wird damit getestet, wie der Gegner reagiert und wie gut seine Verteidigung aufgestellt ist. Und die sieht in der Schweiz zurzeit ziemlich mangelhaft aus!
Ist Müllers Szenario bloss Panikmache? Und wer würde der Schweiz bei einem Angriff helfen? Ich wollte das von renommierten Experten wissen. Ihre Antworten beunruhigen mich.
Putin feuert General Alexander Lapin
Von Johannes Hillig, Redaktor am Newsdesk
Einst war er mächtig und führte die russischen Truppen im Ukraine-Krieg. Doch jetzt ist Generaloberst Alexander Lapin abserviert worden. Er wurde aus dem Militärdienst entlassen. Bis Oktober 2022 kommandierte er die Heeresgruppe Zentrum der russischen Truppen in der Ukraine.
Statt militärischer Erfolge sorgte er für Verluste und Pannen. Zum Beispiel, als die Russen beim Rückzug aus der Region Charkiw Panzer, Fahrzeuge und Ausrüstung am Fluss zurückliessen. Ein Video der zerstörten Pontons, die dafür gedacht waren, den Fluss zu überqueren, ging viral. Den Artikel dazu findest du hier.
Grösster Gegner in den eigenen Reihen war damals Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow. Er schimpfte immer wieder über Lapin. «Lapins mangelndes Talent ist nicht das Schlimmste, sondern die Tatsache, dass die Spitzenleute des Generalstabs ihn decken», schrieb er zum Beispiel.
Nach einigen Niederlagen wurde der General abgesägt, aber kurz darauf zum Generalstabschef der Heerestruppen. Die Entscheidung sorgte für mächtig Wirbel. Als Leiter des Militärbezirks Leningrad kommandierte er zuletzt erneut einen Teil der Armee. Schon vor Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine kommandierte er eine Zeit lang die russischen Truppen in Syrien.
Jetzt ist seine Zeit beim russischen Militär aber vorbei. Das Medium «Tatar-Inform» schrieb ohne Angabe einer Quelle, dass Lapin Assistent des Republikchefs von Tatarstan, Rustam Minnichanow, werden soll. Er soll demnach zuständig sein für Fragen um den Ukraine-Krieg, die Verteidigung und die Arbeit mit Veteranen, hiess es.
Lapin stammt aus Kasan in der Teilrepublik Tatarstan.
Putin glaubt nicht, dass Trump ihn aufhalten wird
Von Marian Nadler, Redaktor am Newsdesk
Haben die Friedensbemühungen der vergangenen Wochen und Monate überhaupt etwas gebracht? Diese Frage darf man durchaus stellen, finde ich. Denn bei den aktuellsten russischen Angriffen auf die Ukraine sind laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (47) drei Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden.
Russland habe in einer «massiven Attacke» 40 Raketen und etwa 580 Drohnen auf die Ukraine abgefeuert, erklärte Selenski am Samstag in Onlinenetzwerken. Die Angriffe hätten keine militärische Notwendigkeit, es handele sich um eine bewusste Strategie Russlands, «Zivilisten zu terrorisieren und unsere Infrastruktur zu zerstören», betonte der Präsident.
Selenski dürfte damit nicht Unrecht haben. Was Russlands Präsident Wladimir Putin (72) aktuell denkt, zeigt auch ein Bericht von «Bloomberg» vom Samstag. Demnach ist Putin zu dem Schluss gekommen, dass eine militärische Eskalation der beste Weg sei, die Ukraine zu Gesprächen zu seinen Bedingungen zu zwingen. Und: Der Kremlchef geht nicht davon aus, dass ihn US-Präsident Donald Trump (79) daran hindern wird. «Bloomberg» beruft sich auf Putin-Vertraute aus dem Kreml.
Die Zurückhaltung aus Washington ermutigt Putin, seinen Zermürbungskrieg fortzusetzen. Mein Eindruck: Es kommen schwere Zeiten auf die Ukraine zu.
Selenski kündigt für 2026 Waffenexporte an
Von Daniel Macher, Redaktor am Newsdesk
Die Waffenversorgung der Ukraine ist seit Beginn des russischen Angriffs im Februar 2022 ein stetiges Thema. Von wo sollen sie kommen? Wer soll sie finanzieren? Insbesondere seit der Amtszeit von Donald Trump ist die Versorgungslage unsicher. Mal wollen die USA liefern, mal soll es Europa übernehmen. Wie problematisch dieses Hin und Her des US-Präsidenten für die Ukraine sein kann, hat mein Kollege Samuel Schumacher in einer Analyse vergangenen Juli erklärt.
Inzwischen ist die Lage jedoch eine andere: Der ukrainische Präsident Wolodimr Selenski kündigte für das kommende Jahr Waffenexporte zur Finanzierung des eigenen Rüstungsbedarfs im Abwehrkrieg gegen Russland an. «Dank diesem kontrollierten Export werden wir die Drohnenproduktion für die Front erhöhen», sagte der Staatschef in seiner abendlichen Videobotschaft. Hintergrund sei, dass bei bestimmten Waffen die einheimische Produktion bereits den Eigenbedarf übersteige.
«Ein Beispiel sind Seedrohnen, auf welche die Welt zählt und bei denen wir einen Überschuss haben, ebenso Panzerabwehrwaffen und einige andere Arten», sagte Selenski. Waffenlieferungen an die Front und die Aufstockung eigener Arsenale hätten aber weiter die oberste Priorität.
Innerhalb der kommenden zwei Wochen solle ein Exportkonzept ausgearbeitet werden. An erster Stelle stünden der Export und die Kooperation mit den USA, an zweiter Stelle die europäischen Partner und an dritter andere an ukrainische Waffen interessierte Staaten, die Kiew unterstützt haben. «Die Ukraine wird keine Waffenwohltätigkeit betreiben und denjenigen helfen, denen die Ukraine egal war», führte Selenski aus. Der Export unterliege einer «zuverlässigen Kontrolle», damit «ukrainische Technologien» nicht nach Russland oder zu dessen Verbündeten gelangten.
Putin-Propagandist enthüllt versehentlich Standort von Elite-Drohneneinheit
Von Janine Enderli, Redaktorin am Newsdesk
Eine peinliche Enthüllung erschüttert Russlands Drohnen-Hauptquartier. Wie Radio Free Europe/Radio Liberty berichtet, soll der bekannte Kreml-Propagandist Wladimir Solowjow versehentlich den geheimen Standort der russischen Elite-Drohneneinheit «Rubicon» preisgegeben haben. Die Entdeckung erfolgte durch Open-Source-Analyse von Videobeiträgen, die im russischen Staatsfernsehen veröffentlicht wurden. Der Fehler passierte offenbar in einer Fernsehreportage, bei der ein Toilettenschild nicht unkenntlich gemacht worden sei.
Experten hätten dadurch das Hauptquartier von Rubicon in einer Halle nahe Moskau lokalisieren können. Rubicon gilt als Russlands fortschrittlichstes Drohnenzentrum und war massgeblich an militärischen Erfolgen in der Ukraine beteiligt. Der Standort wurde durch drei separate Videos nachgewiesen, darunter Aufnahmen des Verteidigungsministeriums und Rubicons eigenen Jubiläumsfilm.
Die Einheit entwickelt und testet neue Drohnen, bildet Piloten aus und setzt eigene Einheiten an der Front ein.
Die Enthüllung ist besonders brisant, da das Gelände bereits Ziel ukrainischer Drohnenangriffe war. Am 22. Mai soll eine ukrainische Drohne die Patriot-Ausstellung attackiert haben, drei Tage später sei dort ein Luftabwehrsystem getroffen worden. Experten gehen davon aus, dass die Ukraine nun verstärkt versuchen wird, die Spezialisten von Rubicon auszuschalten.
Sabotage gegen Russlands Befehlskette: 18 Offiziere bei Brandanschlag getötet
Von Janine Enderli, Redaktorin am Newsdesk
Ob Explosionen in Öl-Raffinerien, die Zerstörung von Eisenbahnstrecken oder die Sprengung von Gasleitungen: Es sind präzise Nadelstiche, die die ukrainischen Geheimdienste immer wieder gegen die russische Kriegsmaschinerie setzen. Ende August soll Kiew nun einer der schwersten Schläge gegen die russische Kommandostruktur geglückt sein. Konkret: In der Region Saporischschja starben laut dem staatlichen Projekt «I want to live» 18 Offiziere des russischen Hauptwaffenquartiers. «I want to live» ist eine Initiative der Ukraine, die russischen Soldaten die Möglichkeit bietet, sich sicher zu ergeben. Hier erfährst du mehr darüber.
Wer jetzt dachte, die Russen starben durch eine Drohnenattacke, liegt falsch. Die Wahrheit ist viel weniger technisch: Ausgelöst worden sei die Sabotageaktion durch in Brand gesetztes, trockenes Gras unweit des Gefechtsstandes. Die Flammen hätten sich rasch ausgebreitet, Rauch und Kohlenmonoxid sollen in die unterirdischen Unterstände gedrungen sein und den eingeschlossenen Stabsoffizieren den Fluchtweg abgeschnitten haben.
Unter den Opfern sollen sich ranghohe Verantwortliche für Raketen- und Artillerieeinsätze, elektronische Kriegsführung sowie operative Planungen befinden – alles Schlüsselpositionen innerhalb der russischen Befehlskette.
«I want to live» veröffentlichte eine Liste russischer Soldaten, die angeblich bei dem Brand ums Leben gekommen sind. Überprüfen lassen sich die Angaben nicht unabhängig. Russland gibt seine militärischen Verluste nur selten öffentlich bekannt.