Drusen in Syrien in Gefahr
Religiöser Anführer warnt vor «Völkermord»

Schwere Kämpfe zwischen Regierungstruppen und drusischen Kämpfern in Syrien haben über 100 Todesopfer gefordert. Der religiöse Führer der syrischen Drusen spricht von einer «Völkermordkampagne» und ruft internationale Kräfte zum Eingreifen auf.
Publiziert: 01.05.2025 um 20:17 Uhr
|
Aktualisiert: 01.05.2025 um 20:22 Uhr
1/5
Bei Gefechten zwischen regierungsnahen Truppen und drusischen Kämpfern sind mehr als 100 Menschen getötet worden.
Foto: Anadolu via Getty Images

Darum gehts

  • Kämpfe zwischen regierungsnahen Truppen und drusischen Kämpfern in Syrien eskalieren
  • Drusischer Anführer spricht von Völkermordkampagne und ruft internationale Kräfte zum Eingreifen auf
  • Laut Beobachtungsstelle starben binnen zwei Tagen mehr als 100 Menschen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
I0K_6tIf_400x400.png
AFPAgence France Presse

Angesichts der Gefechte zwischen regierungsnahen Truppen und drusischen Kämpfern in Syrien hat der religiöse Anführer der syrischen Drusen von einer «Völkermordkampagne» gesprochen. Diese sei «durch nichts zu rechtfertigen», erklärte Scheich Hikamt al-Hidschri am Donnerstag. Er rief «internationale Kräfte» zum Eingreifen auf, um «den Frieden aufrechtzuerhalten und den Fortgang dieser Verbrechen zu verhindern». Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte starben binnen zwei Tagen mehr als 100 Menschen.

Die Kämpfe hatten in der Nacht zum Dienstag im Damaszener Vorort Dscharamana begonnen, nachdem Aktivisten zufolge in Online-Netzwerken eine islamfeindliche, «einem Drusen zugeschriebene» Audioaufnahme veröffentlicht wurde. Am Mittwoch wurde nach einem Treffen zwischen Vertretern der Drusen und Regierungsvertretern eine Waffenruhe vereinbart.

Dutzende Tote

Der Beobachtungsstelle zufolge starben seit Beginn der Kämpfe 101 Menschen. In den südlichen Vororten von Damaskus kamen demnach am Dienstag und Mittwoch 30 Mitglieder der Sicherheitskräfte und an das Verteidigungsministerium angegliederte Kämpfer ums Leben, ausserdem wurden 21 Kämpfer der drusischen Minderheit sowie zehn Zivilisten getötet.

In der südlichen Provinz Sweida wurden 40 drusische Kämpfer getötet, 35 von ihnen am Mittwoch in einem «Hinterhalt» an der Strasse zwischen Sweida und Damaskus. Laut der Beobachtungsstelle wurden sie von «mit dem Innen- und dem Verteidigungsministerium verbundenen Kräften und weiteren Kämpfern» attackiert.

Hunderttausende Drusen leben in Syrien

Die in Grossbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk von Aktivisten vor Ort. Ihre Angaben können oft nicht unabhängig überprüft werden.

In Syrien leben etwa 700'000 Drusen. Die aus dem Islam hervorgegangene religiöse Minderheit macht etwa drei Prozent der syrischen Bevölkerung aus. Drusen leben auch im Libanon, in Israel und auf den von Israel besetzten Golanhöhen an der Grenze zu Syrien.

Video zeigt Explosion im Nordwesten Syriens
0:40
Zieht Erdbeben von 3,0 nach:Video zeigt Explosion im Nordwesten Syriens

Israel droht syrischer Regierung mit Vergeltung

Die neue syrische Führung hat wiederholt versichert, die Minderheiten im Land schützen zu wollen. Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa gibt sich seit dem Sturz von Assad Anfang im Dezember durch seine islamistische HTS-Miliz betont gemässigt. Im März war es jedoch in vorwiegend von Angehörigen der religiösen Minderheit der Alawiten bewohnten Regionen zu Massakern an Zivilisten gekommen.

Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz (69) erklärte, Israel werde mit Härte reagieren, wenn die neue syrische Regierung die drusische Minderheit nicht schützt. «Sollten die Angriffe auf die Drusen wieder aufgenommen werden und das syrische Regime sie nicht verhindern, wird Israel mit erheblicher Gewalt reagieren», hiess es in einer Erklärung des Ministers.

Am Mittwoch führten israelische Streitkräfte eigenen Angaben zufolge einen Einsatz gegen eine «extremistische Gruppe» aus, die angeblich einen Anschlag auf Drusen in der Nähe von Damaskus geplant hatte. 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?