Darum gehts
- Fahrzeug rast in feiernde Menge in Liverpool
- 11 Verletzte sind im Spital
- Beim verhafteten Fahrer handelt es sich um einen 53-jährigen Briten
Tausende Fans feierten am Montagabend auf den Strassen den Meistertitel des FC Liverpool. Dann raste ein Auto in die feiernde Menschenmenge an der Water Street. 65 Personen wurden bei der Amokfahrt verletzt. Der Polizei zufolge sind elf Menschen weiterhin zur Behandlung im Krankenhaus. «Ich freue mich, sagen zu können, dass sie sich offenbar gut erholen», sagte eine Polizeisprecherin am Dienstagnachmittag.
Vier der Verletzten, darunter ein Kind, waren laut Feuerwehr unter dem Auto eingeklemmt gewesen und mussten befreit werden. Blick liegt ein Video des Vorfalls vor. Wir haben bewusst entschieden, nur einen Screenshot aus dem Video zu zeigen.
Polizei geht nicht von Terror aus
«Das Auto hielt am Unfallort an und ein Mann wurde festgenommen», erklärte die Polizei auf X. «Bei dem Verhafteten handelt es sich um einen 53-jährigen weissen Briten aus der Gegend von Liverpool.» Auf Videos ist zu sehen, wie die Fans vor Ort den Verhafteten bei der Festnahme angreifen wollten.
Die Ermittler schliessen einen Terrorangriff aus. «Wir gehen davon aus, dass es sich um einen isolierten Vorfall handelt», sagte Jenny Sims von der Merseyside Police. Sie suchten nicht nach weiteren Personen. Die Hintergründe der Tat sind aber weiter unklar. Gegen den Fahrer wurde ein Haftbefehl wegen versuchten Mordes erlassen. Ausserdem soll der Mann unter Drogeneinfluss gestanden haben.
Im Internet kursierende, nicht verifizierte Aufnahmen zeigen, wie das Fahrzeug immer schneller wird, als es in die Menschen fährt. Der «Guardian» zitiert einen Zeugen, der beschreibt, wie Umstehende den Autofahrer in Bedrängnis brachten. Leute hätten gegen die Scheiben des Autos geschlagen und sie dann eingeschlagen. Der Fahrer sei daraufhin in Panik geraten und habe Gas gegeben. Er sei gegen einen Menschen gefahren und sei dann durch die anderen «gepflügt».
Wie die «Daily Mail» unter Berufung auf eine nicht näher benannte Quelle schreibt, befanden sich am oberen Ende der Water Street, wo es zu dem Vorfall kam, Poller. Wie also kam der Autofahrer durch die Absperrungen? Die Erklärung laut dem britischen Boulevardblatt: Die Poller wurden verschoben, um einem Krankenwagen die Durchfahrt zu ermöglichen. Der Ford Galaxy war hinter diesem dicht aufgefahren – und gelangte so in die Water Street.
«War klar, dass etwas Schlimmes passiert sein musste»
Wie «Mirror» schreibt, sollen rund 800'000 Menschen in der Strasse gefeiert haben. Auch eine Blick-Leserin war zum Zeitpunkt des Vorfalls in Liverpool. Sie sei auf Geschäftsreise, sagte sie im Gespräch mit Blick. Da sie aber die Premier League durchaus verfolge, wollte sie sich diesen Event nicht entgehen lassen. «Ich habe nur gemerkt, wie die Masse eine gewisse Panik erfasst hat», sagte sie.
Aufgrund der Befürchtung, dass es zu einer Massenpanik kommen könnte, habe sie sich dann schnell entfernt. «Deshalb konnte ich das riesige Polizeiaufgebot und die Krankenwagen beobachten – es war mir klar, dass etwas Schlimmes passiert sein musste», sagte sie. Sie sei dann zurück zum Hotel gegangen. «Es standen etwa 20 Leute an der Rezeption, viele haben geweint», sagte sie.
«Schreie gehört»
In den sozialen Medien drücken unzählige User ihre Fassungslosigkeit aus. Eine Augenzeugin berichtete gegenüber Sky News, dass sie die Parade von der Wohnung einer Freundin aus beobachtet hätte, als sie «einige Schreie» hörte. Es sei laut gewesen und die Leute hätten verzweifelt geklungen. «Dann schauten wir aus dem Fenster und sahen, dass das Auto Menschen überfahren hatte», erzählt sie weiter. «Wir konnten nur Schreie hören», sagt sie.
Sie sagt auch, dass einige ihrer Freunde dort unten gewesen seien. «Es war eine schreckliche Szene, niemand hatte damit gerechnet», so die Frau gegenüber Sky News. Sie schildert, dass die Menschen sehr wütend gewesen seien, was auch auf einigen Videos im Netz zu sehen ist. «Leute stürzten sich auf den Fahrer und versuchten, das Auto zu demolieren.» Die Polizei habe versucht, die Menschen aufzuhalten und wegzudrängen.
«Ich war mit meinen kleinen Buben und meiner Frau zusammen, als ich die Schreie hörte. Ich schaute hinter mich und sah, wie eine Person durch die Luft geschleudert wurde», erzählt ein Vater gegenüber «Mirror». «Ich habe mir die Kinder und meine Frau geschnappt und wir rannten in ein Café», schilderte er das Erlebnis. Er habe gesehen, wie der Fahrer die Strasse hochgekommen sei und anfuhr. «Alle haben geschrien», sagt er.
Premierminister meldet sich zu Wort
Premierminister Keir Starmer (62) nimmt auf X Stellung zu dem Geschehen. «Die Szenen in Liverpool sind entsetzlich – meine Gedanken sind bei allen Verletzten und Betroffenen», schreibt er. Weiter bedankt er sich bei der Polizei und den Rettungsdiensten für ihre «schnelle und anhaltende Reaktion auf diesen schockierenden Vorfall». Er werde über die Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten.
Der Präsident des Welt-Fußballverbands Fifa, Gianni Infantino, erklärte: «Der Fussball steht zusammen mit dem FC Liverpool und allen Fans des Vereins.» Die britische Premier League schrieb im Onlinedienst X, sie habe dem FC Liverpool ihre «volle Unterstützung» zugesagt.