«Ich habe schwere Schuld auf mich geladen»
Solingen-Attentäter (27) gesteht vor Gericht Messerangriff

Beim Stadtfest im deutschen Solingen wurden vor neun Monaten drei Menschen erstochen. Nun hat der Prozess gegen den mutmasslichen Attentäter Issa al H. in Düsseldorf begonnen. Der Vorwurf: dreifacher Mord und zehnfacher versuchter Mord
Publiziert: 27.05.2025 um 11:36 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2025 um 12:04 Uhr
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Der syrische Asylbewerber sollte eigentlich abgeschoben werden. Doch ein Rückführungsversuch scheiterte.
Foto: BAMF

Darum gehts

  • Prozess gegen mutmasslichen Täter der Messerattacke in Solingen
  • Angeklagter hat dem IS in Videos Treue geschworen
  • 22 Verhandlungstage und fast 50 Zeugen geplant
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Neun Monate nach der Messerattacke mit drei Toten auf einem Stadtfest in der westdeutschen Stadt Solingen hat der Strafprozess gegen den mutmasslichen Attentäter begonnen.

Die Bundesanwaltschaft wirft dem Syrer Issa al H.* dreifachen Mord und zehnfachen versuchten Mord vor. Ausserdem soll er IS-Terrorist sein und wenige Stunden vor der Tat am Abend des 23. August 2024 dem sogenannten Islamischen Staat in Videos die Treue geschworen haben.

Er habe in islamistisch-dschihadistischen Foren gezielt Kontakt zum IS gesucht, sagte ein Vertreter der Bundesanwaltschaft kurz vor Beginn des Prozesses. Ideologische Operateure des IS hätten ihn dann – auch bei der Auswahl der Tatwaffe – angeleitet. Der Angeklagte betrat den Gerichtssaal mit einem blauen T-Shirt bekleidet und hielt den Kopf auf der Anklagebank überwiegend gesenkt.

Der Angeklagte hat die Tat unterdessen gestanden, wie deutsche Medien berichten. In einer Erklärung, die seine Verteidiger für ihn abgeben, räumte Issa al H. den Messerangriff ein. «Ich habe schwere Schuld auf mich geladen. Ich bin bereit, dem Urteil entgegenzunehmen», hiess es in der Erklärung.

Prozess im Hochsicherheitstrakt

Zunächst soll die Bundesanwaltschaft die Anklage verlesen. Der 27-jährige Angeklagte hat sich gegenüber den Ermittlern und dem Haftrichter bisher nicht zu den Vorwürfen geäussert. Offen ist, ob er sich beim Prozessauftakt äussern wird.

Der Prozess findet im Hochsicherheitstrakt des Oberlandesgerichts Düsseldorf statt. Sowohl Verletzte als auch Angehörige von Todesopfern des Anschlags treten in dem Prozess als Nebenkläger auf. Insgesamt sind es zwölf Nebenkläger.

Polizei verhaftet den mutmasslichen Täter
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Videoaufnahmen zeigen:Polizei verhaftet den mutmasslichen Täter

«Alles her, was das Gesetz zu bieten hat»

Nach Angaben einer Gerichtssprecherin gilt der Angeklagte bislang als voll schuldfähig. Das Oberlandesgericht hat bis 24. September 22 Verhandlungstage angesetzt. Es sollen fast 50 Zeugen und mehrere Sachverständige gehört werden.

«Die Tat ist für uns als Solinger unbegreiflich und an Sinnlosigkeit nicht zu überbieten», sagte Rechtsanwalt Simon Rampp, der acht Nebenkläger vertritt. «Die Bundesanwaltschaft hat aus unserer Sicht die Tat vollumfänglich aufgeklärt. Es gibt viele Zeugen und Videoaufnahmen.» Als Strafe müsse «alles her, was das Gesetz zu bieten hat».

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