Zum Tod des Berner Ex-Stapis Alexander Tschäppät
In den ewigen Jagdgründen

Alexander Tschäppät ist nicht mehr. Politik-Redaktor Marcel Odermatt bezeugt Berns Ex-Stapi seinen Respekt.
Publiziert: 05.05.2018 um 21:20 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 17:45 Uhr
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Tschäppät bei der Abschiedsfeier: Nach zwölf Jahren trat er 2016 als Stapi ab.
Foto: Keystone
Marcel Odermatt

Als SonntagsBlick im Februar erstmals darüber berichtete, dass bei Alexander Tschäppät Krebs diagnostiziert worden war, hatte der Berner Ex-Stapi eine Bitte: «Dass ich erkrankt bin, ist leider eine Tatsache. Aber ich will aus meinem Schicksal keine grosse ­Sache machen. Lieber will ich mit Ihnen über das Leben reden.»

Mehr als eine Stunde diskutierten wir anschliessend über seine Partei, die SP, und über die grosse Genugtuung, dass sein Lieblingklub, die Berner Young Boys, endlich, endlich den Titel holen würde.

«Die YB-Meisterfeier wird fantastisch»

Auf die Frage, wie er sich die Feier des Meistertitels ausmale, antwortete er: «Das wird fantastisch. Ich freue mich unheimlich auf diesen Moment. Aber ich weiss nicht, ob ich das noch erlebe. Realistisch habe ich noch bis im Sommer zu leben, optimistisch betrachtet, sterbe ich spätestens im Herbst.»

Es war einer dieser Momente in meinem Berufsleben, bei denen ich mit den Tränen kämpfen musste. Ich wünschte Alexander Tschäppät alles Gute, verabschiedete mich und ging an die frische Luft.

Das Schicksal dieses Politikers liess mich seitdem nicht mehr los. An der Frühjahrssession des Parlaments begegneten wir uns erneut.
Der SP-Nationalrat erzählte, er habe in ­einer Woche 20 Kilo abgenommen, keinen Appetit mehr und grosse Mühe, irgendetwas hinunterzukriegen.

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Alexander Tschäppät mit seiner Lebenspartnerin Christine Szakacs bei einer Veranstaltung Ende 2017 in Bern.
Foto: Peter Gerber

Unvergesslich: Das Tschäppät-Lachen

Bevor ich irgendwie mein Bedauern auszudrücken vermochte, sagte Tschäppät: «Ich gehe jetzt ins Fumoir, um gemütlich eine Zigarre zu rauchen.» Lachte sein offenes Tschäppät-Lachen und schritt von dannen.

Später zeigte er in der Wandelhalle stolz seine gelb-schwarz geringelten Young-Boys-Socken her. «Ich bin für den Triumph vorbereitet», sagte er. Und wieder setzte er sein typisches Tschäppät-Lachen auf.

Kurz vor Ende der Session trafen wir uns noch einmal. Er reichte mir kurz die Hand und meinte, das Young-Boys-Socken-Bild im SonntagsBlick habe ihm gefallen. Dieses Mal lachte er nicht.

Ein Vorbild im Umgang mit der schweren Krankheit

Wir wussten beide, dass wir zum letzten Mal miteinander sprechen. Tschäppät hatte Ecken und Kanten. Wie er aber mit seiner Krankheit umgegangen ist, dafür gebührt ihm grösster Respekt. Er ist ein Vorbild, das ich nie vergessen werde. Am Freitag ist Alexander Tschäppät im Alter von 66 Jahren gestorben.

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