Zwei Kerzen, drei Fackeln. Das ist alles, was in Lüsslingen-Nennigkofen SO an Samuel Widmer (†68) erinnert – zumindest vor der Praxis des verstorbenen Gurus. Die gut 200 Mitglieder seiner Kirschblütler-Gemeinschaft haben sich zurückgezogen. «Wir sind in Trauer», sagt eine deutsche Anhängerin zu BLICK.
Wie geht es jetzt mit der Gemeinschaft weiter? Für Sektenexperte Georg Schmid (50) gibt es drei mögliche Szenarien. «Erstens, die Mitglieder bleiben zusammen und halten dogmatisch an Herrn Widmers Philosophie fest.» Oder: «Jemand tritt seine Nachfolge an und entwickelt seine Philosophie weiter. Aber sollten mehrere Mitglieder die Nachfolge für sich beanspruchen, ist auch eine Spaltung denkbar.» Die dritte Option: «Die Gemeinschaft bricht auseinander!»
Tritt eine seiner Frauen die Nachfolge an?
Ist denn überhaupt eine Nachfolge für Widmer in Sicht? «Er war das unbestrittene Alphamännchen», sagt Schmid. «Dass nun also eines der männlichen Mitglieder, das sich bis anhin mit einer Nebenrolle zufriedengab, plötzlich in eine Alphaposition drängt, halte ich aus psychologischer Sicht für unwahrscheinlich.» Eventuell droht also ein Witwenkrieg.
Denn: Guru Widmer hinterlässt elf Kinder, hatte mindestens zwei Frauen. «Wir möchten nicht mit Fremden sprechen», sagt eine Frau an der Tür des Einfamilienhauses, in dem Widmer mit seiner Ehefrau Danièle Nicolet wohnte. Oberhalb residiert seine zweite Frau, Lebenspartnerin Marianne Principi.
Experte Schmid kann sich vorstellen, dass «eine seiner Frauen die Nachfolge antritt», zumindest kurzfristig.» Im Dorf hat man hingegen nur einen Wunsch: ein Ende der Sekte.
Natürlicher Tod
Eine Frage bleibt: Starb Widmer an Herzversagen? BLICK weiss: Es passierte daheim. Die Ambulanz kam und alarmierte einen Arzt. Weil dieser einen natürlichen Tod feststellte, wurde die Polizei nicht aufgeboten. Cony Zubler von der Staatsanwaltschaft bestätigt: «Gestützt auf die ärztliche Untersuchung und ergänzende Abklärungen liegen uns keine Anzeichen für einen unnatürlichen Tod vor.»
Das Strafverfahren, das gegen Widmer im Jahr 2015 wegen Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz eröffnet wurde, wird somit eingestellt. Die gleichen Verfahren gegen drei weitere Mitglieder der Gemeinschaft werden jedoch weitergeführt.