Rund 100 Millionen Franken kostet die Corona-Krise die Schweiz pro Tag. Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens bremsen die Wirtschaft aus. Zu den Lockdowns gab es lange keine Alternative.
Doch mit den Impfstoffen hat sich das Blatt gewendet. «Jetzt haben wir die Lösung, um die Pandemie zu besiegen», sagt Mario Greco (61), Chef der Zurich-Versicherung. Damit der Trumpf wirklich sticht, will er seinen Beitrag leisten. Gleich nachdem der Bundesrat am Donnerstag seinen neuen Impfplan vorgestellt hatte, bot der Italiener der Schweizer Regierung seine Hilfe per Communiqué an.
Im Gespräch mit BLICK doppelte Greco am Freitag nach: «Alle haben eine Verantwortung, alle müssen helfen. Der Kampf gegen die Pandemie ist zu wichtig, um die Arbeit einzig und allein der Regierung zu überlassen.»
Test-Infrastruktur soll für Impfungen genutzt werden
Der Chef des grössten Schweizer Versicherungskonzerns will die Impfaktion nach Kräften unterstützen. Zurich impft ihre Mitarbeiter seit Jahren gratis gegen die Grippe und gibt ihnen schon seit Mai 2020 Corona-Tests ab. «Das Wissen und die Infrastruktur können wir auch für Impfungen nutzen.»
Greco schwebt primär vor, die 6100 Zurich-Mitarbeiter in der Schweiz und ihre Familien durch die Firma zu impfen. Insgesamt wären es rund 15'000 Personen. «Natürlich können alle frei wählen, ob sie sich impfen lassen wollen», betont er.
Eine offene Frage ist, ob die Zurich ihre Infrastruktur auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt. In Luzern betreibt die Firma öffentliche Testcenter. Bei den Impfungen stehen aber datenschützerische Hürden im Weg – die Gesundheitsdaten von Dritten würden bei einem Privatunternehmen landen.
Greco steht im Kontakt mit anderen Wirtschaftsführern
Greco geht es auch darum, ein Zeichen zu setzen und andere Grossfirmen dazu zu bringen, ihre Hilfe anzubieten. Er befinde sich im Kontakt mit mehreren Wirtschaftsführern, sagt er, ohne Namen zu nennen.
«Geld spielt keine Rolle», betont Greco. «Es geht darum zu helfen und die Pandemie zu besiegen. Die Menschen haben genug von Lockdowns, Einschränkungen und Homeworking.»
Er musste sich auch persönlich einschränken: Seit Ausbruch der Pandemie trainiert der leidenschaftliche Rennvelofahrer nur noch auf der Rolle. Damit will er ausschliessen, dass er bei einem Unfall das Gesundheitssystem belastet.
Das BAG verschanzt sich schon wieder hinter den üblichen Floskeln
Ob der Bund auf sein Angebot einsteigt, muss sich erst noch zeigen. Die erste Reaktion liess hoffen: Man begrüsse die Bereitschaft verschiedener Firmen, selber Impfaktionen durchzuführen, teilte das Departement Berset bei der Bekanntgabe der Impfstrategie mit.
Schon am Freitag verschanzte sich das BAG aber wieder hinter den üblichen Floskeln: «Für die Umsetzung der Impfstrategie sind die Kantone zuständig», antwortete das Amt auf die Frage von BLICK, was man mit dem Angebot konkret mache.
Ein erster Kanton hat die Chance schon vermasselt. Die Axa-Versicherung bot der Zürcher Gesundheitsdirektion vor zehn Tagen an, die Immunisierungskampagne mit Impfungen in der Firma zu unterstützen – und stiess auf Ablehnung. «Aus diesem Grund planen wir aktuell keine weiteren Schritte», sagt Axa-Sprecherin Melanie Ade.