Jetzt will die Post ihr Tafelsilber verkaufen
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Umbau dank Immobilienverkäufen:Jetzt will die Post ihr Tafelsilber verkaufen

Zur Finanzierung des grossen Umbaus
Jetzt will die Post ihr Tafelsilber verkaufen

Bern, Frauenfeld, Interlaken, Zürich – die Post besitzt schweizweit Immobilien, die sie für ihr Kerngeschäft nicht braucht. Teile davon sollen nun veräussert werden.
Publiziert: 17.05.2020 um 09:35 Uhr
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Aktualisiert: 17.05.2020 um 21:31 Uhr
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Diese Woche präsentierte Post-Chef Roberto Cirillo (48) seine grossen Umbaupläne für den gelben Riesen. Drei Milliarden Franken will die Post in den nächsten Jahren investieren.
Foto: Keystone
Thomas Schlittler

Seit rund einem Jahr steht Roberto Cirillo (48) nun an der Spitze der Post. Diese Woche wagte sich der Tessiner erstmals aus der Deckung. Mit grossen Umbauplänen für den gelben Riesen.

Wichtigste Änderung: In den Poststellen sollen künftig auch andere Firmen Dienstleistungen anbieten, Versicherungen etwa. Das soll Filialen besser auslasten, rentabler machen – und die Anzahl Poststellen bei 800 stabilisieren.

Zweite Neuerung ist die Zusammenführung von Brief- und Paketpost. Pöstlerinnen sollen in Zukunft vermehrt auch Pakete liefern. Cirillo hofft auf Synergien – und will so vom boomenden Onlinehandel noch stärker profitieren.

Der dritte Pfeiler: mehr Einnahmen im Geschäft mit der Digitalisierung. So will die Post neue digitale Lösungen für die Übertragung schützenswerter Informationen entwickeln.

Finanzierung durch den Immobilienverkauf

Der Umbau kostet Geld – viel Geld: Drei Milliarden Franken will die Post in den nächsten Jahren ­investieren. Finanziert werden soll es unter anderem durch den Verkauf von Immobilien. Im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» sagte ­Cirillo: «Wir verkaufen Geschäftsüberbauungen und Wohnimmobilien, die nichts mit unserem Kerngeschäft zu tun haben.» Dadurch sollen Erträge von «mehreren Hundert Millionen» generiert werden.

Die Pläne lassen aufhorchen. ­Liegenschaftsverkäufe staatsnaher Betriebe sind umstritten. Denn damit wandern Immobilien im ­Besitz der öffentlichen Hand – also von uns allen – in die Hände privater, renditeorientierter Konzerne. In Zukunft profitieren dann Swiss Life und Co. von Mieterträgen und Wertsteigerungen dieser Immobilien, nicht mehr die Allgemeinheit.

In den vergangenen Jahren hatte die Post deshalb stets betont, dass man nur kleine Liegenschaften verkaufe, bei denen der Aufwand für einen Umbau und eine Vermietung im Verhältnis zum Ertrag zu gross sei. Noch vor einem Jahr hielt die Post gegenüber SonntagsBlick fest: «Immo­bilien an Toplagen werden in aller Regel nicht verkauft.»

Das Erstaunliche: Ungeachtet dieses Prinzips verkaufte die Post in den letzten zehn Jahren Immobi­lien im Wert von rund 470 Millionen Franken.

Verkauf von Top-Immobilien

Nun ist dieser Grundsatz völlig pas­sé – der Staatsbetrieb prüft auch den Verkauf von Top-Immobilien. Und davon gibt es einige: Gemäss Geschäftsbericht 2019 besitzt die Post «als Finanzinvestition gehaltene Immobilien» mit einem Marktwert von 546 Millionen Franken – Geschäftsüberbauungen und Wohn­immobilien, die nichts mit dem Kerngeschäft zu tun haben.

Am wertvollsten ist der PostParc in Bern. Aber auch am Franklinplatz in Zürich-Oerlikon, in Frauenfeld TG, Interlaken BE und vielen anderen Orten besitzt der gelbe Riese Liegenschaften, nach denen sich Investoren die Finger lecken dürften.

Wie viele und welche dieser ­Immobilien unter den Hammer kommen, kann die Post noch nicht sagen. «Entscheide zum Anteil der insgesamt zu veräussernden Objekte und auch zu einzelnen Objekten sind noch nicht gefallen», sagt ein Sprecher.

Investitionen in den Service public

Von dem Vorwurf, es sei kurzsichtig, Land zu verkaufen, um eine Umstrukturierung zu finanzieren, will die Post nichts wissen. Die Deinvestitionen gehörten zur Immobilienstrategie, die integrierter Bestandteil der mit dem Bund abgestimmten Poststrategie sei. «Es sind also keine kurzfristigen Massnahmen. Zudem kommen Gewinne aus Immobilienverkäufen nicht ­privaten Shareholdern zugute, sondern der Schweizerischen Post, welche zu 100 Prozent im Staats­besitz ist.»

Man setze diese Mittel ein, um in den Service public zugunsten der Bevölkerung zu investieren.

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