Vom Homeoffice wird gerade viel gesprochen. Der Bundesrat empfiehlt es. Und viele Arbeitgeber legen ihren Mitarbeitern nahe, zu Hause zu arbeiten. Doch wovon reden wir eigentlich, wenn wir Homeoffice sagen? Vom Esstisch in der Küche? Oder vom Sofa in der Stube? Vielleicht sogar vom eigenen Bett?
Ein eigenes Zimmer mit einer Türe, die man schliessen kann, wenn die Lärmemissionen der Mitbewohner zum Störfaktor werden, dürften die wenigsten haben. Das ist purer Luxus in Zeiten der Corona-Pandemie.
17 Autominuten entfernt
Eigentlich können sich das die meisten eben doch leisten – wenn sie nur umziehen würden. Wer etwa in der Stadt Zürich wohnt und für durchschnittlich 2640 Franken eine 3,5-Zimmer-Wohnung mietet, müsste ins 18 Kilometer oder 17 Autominuten entfernte Illnau-Effretikon ZH ziehen, um sich ein Zimmer mehr leisten zu können – und bezahlt noch 1910 Franken pro Monat. Das zeigt eine Marktanalyse der neuesten Studie des Immobilien-Beratungsunternehmen IAZI.
Für die Studie wurde untersucht, wie weit ein Mieter umziehen muss, um für seine bestehende 3,5-Zimmer-Wohnung eine 4,5-Zimmer-Wohnung mit dem gleichen Preisniveau zu finden. Sie zeigt für jede Gemeinde der Schweiz, in welcher Fahrdistanz sich eine Wohnung mit einem Homeoffice gratis dazu befindet.
Schweizer wollen mehr Wohnraum
Wer in der Stadt St. Gallen für 1390 Franken pro Monat in einer 3,5-Zimmer Wohnung lebt, müsste ins 20 Kilometer oder 19 Autominuten entfernte Salmsach TG umziehen, um zum gleichen Preis eine 4,5-Zimmer-Wohnung mieten zu können. Wer eine 3,5-Zimmer-Wohnung in Andermatt UR hat und dafür 1350 Franken pro Monat bezahlt, erhält in Gurtnellen UR, 15 Kilometer oder 24 Autominuten entfernt 4,5 Zimmer für 1270 Franken.
IAZI untersuchte in der Studie auch, wie die Corona-Pandemie die Ansprüche an den Wohnraum verändert haben. Bei der Standortwahl haben Eigenschaften wie Grösse und Qualität der Wohnung und Nähe zu Grünflächen an Wichtigkeit gewonnen. «Im Durchschnitt hat sich der Trend nach mehr Wohnfläche schon seit Jahren durchgesetzt», sagt Christof Zöllig (39) von IAZI. «Das zusätzliche Bedürfnis nach einem Büroraum in der Wohnung dürfte diesen Trend künftig verstärken.»
Top 10 Homeoffice-Gemeinden
Das Beratungsunternehmen hat anhand der veränderten Wohnbedürfnisse ein neues Rating der Schweizer Gemeinden erstellt. Für die Ermittlung der Top 10 Homeoffice-Gemeinden waren verschiedene Kriterien massgebend, wobei nur Gemeinden ab 2000 Einwohnern berücksichtigt wurden. Es wurden Faktoren wie Arbeitsmarkt, Wohnsituation, Reisezeiten, sowie die schulische und medizinische Versorgung berücksichtigt. «Wobei hier bereits veränderte Prioritäten ersichtlich sind», so Zöllig.
Beispielsweise habe nun die Anzahl Ärzte oder Spitäler in der Gemeinde ein stärkeres Gewicht. Während das kulturelle Angebot weniger wichtig geworden sei. Der neu ermittelte Top-Standort für das Leben in der «neuen Normalität» ist gemäss IAZI Männedorf ZH. Auf dem zweiten Platz der Rangliste liegt Erlenbach ZH, auf dem dritten Hergiswil NW. Die restlichen Plätze: 4. Beckenried NW, 5. Stans NW, 6. Uitikon ZH, 7. Ennetbaden AG, 8. Ennetbürgen NW, 9. Kilchberg ZH, 10. Zug.