Dort steht nämlich in Luterbach die 1,5 Milliarden-Franken teure Anlage des Biotechkonzerns. Arbeitsplätze hat der US-Konzern ebenfalls bereits geschaffen. Noch bevor die Anlage richtig produziert, sind schon heute dort mehr als 500 Personen beschäftigt. Und es dürften noch mehr werden.
«Unsere aktuelle Herausforderung ist weiterhin die Rekrutierung qualifizierter Fachkräfte», erklärt Tristan Schmitz von Biogen. «Momentan suchen wir rund 80 neue Mitarbeiter für Bereiche wie Produktion, Maintenance, Quality und Automation, die unsere Teams vor Ort unterstützen.» Die derzeit am Produktionsstandort beschäftigten Mitarbeiter stammen sowohl aus der Schweiz, aber auch dem Ausland, wie der Sprecher für den Solothurner Betrieb weiter erklärte.
Insgesamt wird der Konzern damit dann annähernd 600 Arbeitsplätze im Kanton geschaffen haben. Je nach Entwicklung kann die Produktion laut Schmitz aber noch erweitert werden.
Bislang lief die Anlage noch im Testbetrieb. Neben der Entscheidung der US-Zulassungsbehörde über die Marktzulassung des Mittels Aduhelm (Aducanumab) stand nämlich noch die Überprüfung der Anlage durch das Schweizerische Heilmittelinstitut (Swissmedic) aus. Vor etwa zwei Wochen hat die Behörde dann die Betriebsbewilligung erteilt.
«Für die Produktionsanlage in Solothurn ist die kürzlich erlangte Betriebsbewilligung durch die Swissmedic ein grundlegender und richtungsweisender Schritt», so Schmitz. «Diese lizensiert bzw. befähigt den Standort zur Produktion verschiedener biopharmazeutischer Produkte und ist ein wichtiger regulatorischer Meilenstein für das Werk in Luterbach.»
Der Standort ermöglich die Produktion von Biopharmazeutika im grossen Massstab, teilte Biogen angesichts der Swissmedic-Entscheidung mit. Vor allem kann der Standort die Herstellung von Aduhelm unterstützen und damit die bestehenden Kapazitäten von Biogen in North Carolina erweitern. Aber auch Wirkstoffe wie Lecanemab (BAN2401) und andere biologische Wirkstoffe können in Luterbach hergestellt werden.
Bei Lecanemab (BAN2401) handelt es sich um einen Alzheimer-Kandidaten des Biogen-Partners Eisai, der sich derzeit noch in der Entwicklung befindet. Die beiden Konzerne haben auch an dem nun zugelassenen Aduhelm zusammengearbeitet.
Wie Schmitz von Biogen weiter präzisiert, wird die Produktion des Alzheimer-Mittels zunächst im Werk in den USA starten. Zukünftig sei aber geplant, die Versorgung von Aduhelm gänzlich über die Produktionsanlage in Luterbach sicherzustellen.
Für den Kanton war der Zuzug von Biogen im Jahr 2015 ein wichtiger Wachstumsimpuls, wie aus einer Präsentation zum Thema Life-Science-Industrie im Kanton hervorgeht. Immerhin zählt der Kanton mittlerweile in der Schweiz gerade im Bereich Medtech zu einem der wichtigsten Hotspots.
Die nun erfolgte Zulassung des Biogen-Mittels ist für den Pharma-Standort Schweiz aber noch aus einem weiteren Grund von Bedeutung. Immerhin handelt es sich bei dem Mittel Aduhelm um eine rein schweizerische Erfindung. Entdeckt wurde der Wirkstoff Aducanumab nämlich von Neurimmune, einem Biotechunternehmen, das als Spin-Off der Universität Zürich im Jahr 2006 gegründet wurde.
Ein Jahr darauf, 2007, kündigte Neurimmune an, eine Lizenzvereinbarung mit dem US-Biotechunternehmen Biogen für Aducanumab unterzeichnet zu haben. Biogen selbst verfügt ebenfalls über Schweizer Wurzeln: Im Jahr 1978 wurde es von einer Gruppe renommierter Wissenschaftler der ETH und drei Investoren in Genf gegründet. Dabei steht Biogen für Biotechnology Geneva.
Der internationale Sitz von Biogen ist heute in Baar im Kanton Zug, der Hauptsitz befindet sich seit Anfang der 1980er Jahre jedoch in Cambridge in den USA.
(SDA)