Das sitzt! Mit einem offenen Brief sorgt die Edelweiss-Crew landesweit für Turbulenzen. Piloten, Kabinenbesatzung und Crew-Planer werfen dem Management, namentlich CEO Bernd Bauer (51), vor, Menschenleben in Gefahr zu bringen (BLICK berichtete).
Bei den zugekauften A320, die der Airline noch mehr Schub im Geschäft besorgen sollen, sei «ganz offensichtlich an sicherheitsrelevanten Systemen gespart worden». Zudem könnten wegen ungenügend ausgebildeten Crew-Mitgliedern Fluggäste zu Schaden kommen. Auf Langstrecken müssten Piloten zudem im Frachtraum pausieren.
Die Liste der Vorwürfe der Anschwärzer ist lang: Neben der Sicherheit mangele es auch an Komfort. Die neu übernommenen Maschinen würden nicht dem Standard des Ferienfliegers entsprechen, für den die Kunden gutes Geld zahlten.
Aufatmen bei Fluggästen
Doch jetzt zeigen Recherchen: Die Flugzeuge der Edelweiss erfüllen alle Sicherheitsnormen. Zu diesem Schluss kommt das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl). BLICK erfuhr: Erst letzte Woche fand bei Edelweiss eine Inspektion statt. «Dabei wurden keine Sicherheitsmängel festgestellt», bestätigt Bazl-Sprecherin Nicole Räz.
Ins gleiche Horn stösst die Pilotenverband Aeropers. «Wir sind überzeugt, dass die Flugsicherheit bei Edelweiss gewährleistet ist», sagt Geschäftsführer Henning Hoffmann (46). Es handle sich bei den zwei erwähnten Airbus A320 um Maschinen der konkursiten Air Berlin. Bei diesen sei zwar der Standard nicht gleich hoch wie bei der restlichen Edelweiss-Flotte. Die im Brief erwähnten Sicherheitssysteme würden aber nachgerüstet, so Hoffmann.
Gleichzeitig dringt in einem gestern veröffentlichten Aeropers-Communiqué auch leises Bedauern über den offenen Brief durch: Ein öffentlicher Schaden oder ein Angriff auf die Reputation von Edelweiss sei sicherlich nicht gewollt gewesen.
Kurios: Die Pilotengewerkschaft Aeropers widerspricht in ihrer Mitteilung direkt dem offenen Brief, der auch von den Edelweiss-Piloten unterzeichnet ist. Doch dieser Brief an Edelweiss-Chef Bauer war gestern nicht mehr auf dem Netz zu finden. Zuerst schüren sie Angst, dann krebsen sie zurück!
Lohn sorgt für grosse Diskussionen
Kunden müssen nicht um ihre Sicherheit fürchten, so viel steht fest. Für Edelweiss und die Piloten geht der Streit aber weiter. Sie stehen mitten in den Verhandlungen zum neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV). Vergangene Woche hat Aeropers den laufenden Vertrag auf Mai 2019 gekündigt. Hinter den Kulissen herrscht dicke Luft.
Die Stimmung bei den Piloten sei aktuell sehr schlecht, bestätigt Aeropers gestern in einer Mitteilung. Man versuche, mit dem Edelweiss-Management Lösungen zu finden, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Edelweiss-Sprecher Andreas Meier: «Wir werden aber die Verhandlungen mit Aeropers konstruktiv weiterführen.» Zum Inhalt der Gespräche sagt er nichts.
Knackpunkt ist der Lohn. Der Pilotenverband kritisiert, dass es seit 2009 fast keine Veränderungen im Salär gab. Aber genau sie hätten durch jahrelanges, ausserordentliches Engagement das rasante Wachstum der Edelweiss erst ermöglicht.
Fragerunde für Mitarbeiter
Sprecher Andreas Meier sagt gegenüber BLICK, dass die Geschäftsleitung sämtliche Fragen der Mitarbeitenden aus dem offenen Brief beantworten wolle. Am Donnerstagabend hätte ein erster Austausch mit rund 50 Angestellten stattgefunden
Gut so, sagt Airline-Experte Hansjörg Egger (65). Er fordert: «Edelweiss und auch die Behörden müssen genau hinschauen und zu jeder einzelnen Beanstandung der Piloten Stellung beziehen.» Piloten müssten sich in ihren Maschinen wohlfühlen, denn in der Luft würden sie die Verantwortung tragen. Das ist sicher auch im Sinn der Passagiere.