100 Angestellte bei Traditions-Beck Keller verlieren ihren Job
«Schon lange gemerkt, dass etwas nicht mehr stimmte»

Vor anderthalb Jahren verkaufte die Familie Keller die Filialen ihres Geschäfts, jetzt geht der neue Eigentümer Konkurs. Rund 100 Angestellte in der Region Zürich verlieren ihre Jobs.
Publiziert: 28.09.2018 um 08:55 Uhr
|
Aktualisiert: 21.10.2018 um 13:35 Uhr
«Es hat sich auf jeden Fall etwas geändert»
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Ehemalige Kundin vom Beck Keller:«Es hat sich auf jeden Fall etwas geändert»
Patrik Berger, Konrad Staehelin, Petar Marjanovic

Bedrückte Stimmung heute Freitag-Vormittag im Ortskern von Regensdorf, einem Vorort von Zürich: Stammkunden fahren mit dem Auto auf den Parkplatz des Beck Keller, wollen Brot posten, einen Kafi trinken. Doch es gibt nichts zu holen. Die Türen sind verriegelt. Stattdessen hängt ein Zettel dran: «Bis auf Weiteres geschlossen.»

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«Wo soll ich jetzt mein morgendliches Schoggi-Brötli kaufen?», fragt sich Sandy Milicevic vom benachbarten Tattoo-Studio.
Foto: Patrik Berger

Denn Beck Keller, das Traditionsunternehmen, das hier 1908 gegründet wurde, ist konkurs. Neun Filialen im Züribiet und fünf in der Stadt hatte es zuletzt. Dazu 100 Mitarbeiter. Die haben ab heute keine Arbeit mehr.

Bis vor anderthalb Jahren war der Beck Keller eine gut laufende Kette. Dann mussten die Kellers das Geschäft, das sie seit Generationen führten, an Klaus S.* verkaufen. Sie müssten heute Freitag nicht mehr zur Arbeit erscheinen, wurde ihnen gestern mitgeteilt.

«Wo soll ich nun mein Schoggi-Brötli kaufen?»

Sandy Milicevic (29) vom benachbarten Tattoo-Studio Black&White ist traurig. Jeden Morgen hat sie beim Beck Keller ihren Znüni geholt. «Wo soll ich nun mein geliebtes Schoggi-Brötli kaufen?», sagt sie zu BLICK.

«Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich heute vor verschlossenen Türen gestanden bin.» Und: «Mir tun vor allem die Mitarbeiter leid. Es muss brutal sein, wenn man von einem Tag auf den anderen den Job verliert.»

Heute bleiben die Geschäfte zu

Die letzten Monate unter dem neuen Besitzer sollen aber alles andere als toll gewesen sein, wie aus der Familie zu erfahren ist: 70 Mitarbeitern sei innert dieser Zeit gekündigt worden – oder sie seien gleich von alleine gegangen. In der Familie sei man enorm traurig über die Entwicklungen der letzten Monate, habe aber vor anderthalb Jahren keine andere Wahl gehabt als zu verkaufen. 

Der Verantwortliche will sich nicht äussern

«Wir bedauern, dass es dem neuen Besitzer nicht gelungen ist, die Beck Keller AG erfolgreich weiter zu entwickeln und als Folge der Konkurs eröffnet wurde», schreibt der ehemalige Chef Hans Keller in einer Stellungnahme.

Weiter: «Insbesondere bedauere ich, dass dadurch Mitarbeitende, Lieferanten und Geschäftspartner betroffen sind.»

Vorgestern wurde der Konkurs eröffnet

Klaus S., ursprünglich Deutscher, wohnhaft in Luzern und laut Handelsregister noch bei sieben anderen Aktiengesellschaften involviert, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Im Online-Handelsregister ist der Konkurs zwar noch nicht zu sehen. Aber als BLICK beim zuständigen Konkursamt Zürich-Höngg anruft, bestätigt eine Angestellte: «Ja, der Konkurs über die Beck Keller AG wurde vorgestern Mittwoch, den 26. September, mit Urteil des Bezirksgerichts Dielsdorf eröffnet.»

*Name der Redaktion bekannt

Billigbrot flutet Schweiz

Im Bäckerei-Gewerbe herrscht Aufruhr: Brot aus dem Ausland flutet zunehmend den Schweizer Markt. 2017 wurde fast viermal so viel Brot importiert wie noch vor zehn Jahren. Pikant: Damals kamen die beiden Discounter Aldi und Lidl in die Schweiz. Sie forcierten zuletzt den Verkauf von günstigen Aufbackbroten und -brötchen an Selbstbedienungstheken.

Auch Migros-Tochter Denner warf den Ofen an. Und bietet heute fast in allen Filialen täglich frisch Aufbackware bis Ladenschluss.

Gleichzeitig sank in den letzten zehn Jahren der Anteil an gewerblichen Bäckereien um ein Viertel. Ein weiterer Grund für das Sterben traditioneller Bäckereien ist die Konkurrenz durch Grossverteiler. Coop und Migros investieren Millionen in den Ausbau ihrer eigenen Backwaren-Produktionen.

Sie kopieren erfolgreich das traditionelle Backhandwerk und vermarkten ihre Produkte auch so, als ob sie direkt aus der Backstube einer Dorfbäckerei kämen. (uro)

Im Bäckerei-Gewerbe herrscht Aufruhr: Brot aus dem Ausland flutet zunehmend den Schweizer Markt. 2017 wurde fast viermal so viel Brot importiert wie noch vor zehn Jahren. Pikant: Damals kamen die beiden Discounter Aldi und Lidl in die Schweiz. Sie forcierten zuletzt den Verkauf von günstigen Aufbackbroten und -brötchen an Selbstbedienungstheken.

Auch Migros-Tochter Denner warf den Ofen an. Und bietet heute fast in allen Filialen täglich frisch Aufbackware bis Ladenschluss.

Gleichzeitig sank in den letzten zehn Jahren der Anteil an gewerblichen Bäckereien um ein Viertel. Ein weiterer Grund für das Sterben traditioneller Bäckereien ist die Konkurrenz durch Grossverteiler. Coop und Migros investieren Millionen in den Ausbau ihrer eigenen Backwaren-Produktionen.

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