Zu Hause gebunkert statt im Umlauf
1000er-Note wird für Nationalbank zum Problem

Die Schweizer Nationalbank hat ein Problem. Sie dachte, die 1000er-Note sei für teure Anschaffungen von Bedeutung. Stattdessen wird sie gehortet. Bis zu neun von zehn Tausender werden gebunkert. Das stellt die Nationalbank vor Probleme.
Publiziert: 14.07.2019 um 11:26 Uhr
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Aktualisiert: 15.07.2019 um 09:41 Uhr
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Die Schweizer 1000-Franken-Note ist die wertvollste Note der Welt – nach der 10'000-Dollar-Note aus Singapur, die jedoch kaum in Gebrauch ist.
Foto: SNB

Die Schweizer 1000er-Note ist die wertvollste Note der Welt, die von einer Notenbank in Umlauf gebracht und im Alltag regelmässig gebraucht wird. Offenbar ruft aber insbesondere das herrschende tiefe Zinsniveau viele Leute auf den Plan, Geld zu Hause in Tausendern zu horten statt auf dem Bankkonto liegen zu lassen.

Zinsen, starker Franken, Steuerhinterziehung, Geldwäsche oder leichtere Geschäfte für Kriminelle: Die möglichen Gründe sind vielfältig. Doch für die Schweizer Nationalbank (SNB) wird das Horten der «Ameisli» zum wachsenden Problem. SNB-Präsident Thomas Jordan (56) wiederholt auffallend oft, dass noch weitere Zinssenkungen möglich sind. Wenn auch vermögende Sparer und nicht mehr nur Grossanleger mit Strafzinsen belegt werden, dann ziehen viele von ihnen ihr Geld von den Banken ab und horten es zu Hause.

Laut einer neuen SNB-Studie ist das Bunkern der mit Abstand wichtigste Grund, weshalb die 1000er-Note überhaupt verwendet wird. Im Jahr 2017 wurden die meisten der Geldscheine gehortet, heisst es im SNB-Arbeitspapier «Die Nachfrage nach Schweizer Banknoten: einige neue Erkenntnisse». Die Autoren haben für die 1000er-Note einen «Hortungsanteil zwischen 80 und 90 Prozent berechnet».

Mehr als doppelt so viel gehortet wie noch 1970

Mit anderen Worten: 48 Millionen 1000er-Noten sind im Umlauf. Davon werden mehr als 40 Millionen der Nötli gebunkert. Damit sind rund 60 Prozent des Wertes von allen Schweizer Banknoten im Umlauf eben nicht im Umlauf, sondern irgendwo an einem sicheren Ort versteckt: 45 Milliarden Franken, die in Tresoren, unter Matratzen, irgendwo im Garten vergraben liegen. Demnach wurden in der Schweiz auch noch nie so viele 1000er-Scheine gebunkert wie in den letzten Jahren. 1970 waren es nur rund 40 Prozent des Werts aller Tausender.

Das sind gigantische, aus dem Verkehr gezogene Geldbeträge, die zugleich die Zinspolitik der Nationalbank zu unterlaufen drohen. Denn die steigende Nachfrage nach den begehrten Noten kann einen Einfluss auf Negativzinsen haben. Wenn noch mehr Bargeld nicht gebraucht wird, kann die erwartete Wirkung von Zinssenkungen ausbleiben.

Die SNB-Studie macht keine Angaben, ob oder wie Kriminelle die Tausendernote horten. Doch auffallend ist, dass die wertvollen Scheine vor allem in Krisen mit erhöhter Unsicherheit aus dem Wirtschaftskreislauf verschwinden. Je tiefer die Zinsen sinken oder je stärker sich der Franken aufwertet, desto grössere Nachfrage herrscht nach den 1000ern. (kes)

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