Zoff um HIV-Schutz-Medikament
Safer Sex auf Kosten der Krankenkasse – das passt nicht allen

Die Präexpositionsprophylaxe schützt vor einer Ansteckung mit HIV. Bislang musste man das selbst bezahlen. Mitte 2024 übernehmen die Krankenkassen die Kosten. Den Kassen gefällt das nicht.
Publiziert: 03.12.2023 um 18:24 Uhr
Krankenkassen übernehmen ab 2024 HIV-Medikamente.
Foto: picture alliance / Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/ZB

Kein Sex ohne Kondom! Diese Message war jahrelang zentral im Kampf gegen Aids. Einfach die Botschaft. Billig der Pariser. Im Rahmen des neuen nationalen Programms zur Ausmerzung von HIV bis 2030 übernimmt die Krankenkasse im Rahmen der HIV-Präventionsprophylaxe (PrEP) neu die Kosten für Medikamente.

Die funktionieren so: Man muss mit PrEP sieben Tage vor dem Sex anfangen und sollte das Medikament dann sieben weitere Tage schlucken. Spontaner Sex lässt sich so kaum planen. Viele nehmen das Medikament deshalb durchgehend, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Laut der Aids-Hilfe Schweiz sind es in der Schweiz 5000 bis 8000 Nutzer. 

65 Franken pro Monat

Die Kosten sind definitiv höher als die eines Kondoms. Eine Monatsration kostet 65 Franken. Und die soll bald die Krankenkasse übernehmen. Und zwar vor allem bei Männern, die ohne Kondom Sex mit anderen Männern haben. Sowie bei Menschen mit einem HIV-positiven Partner. Ebenfalls von der Krankenkasse übernommen wird das Medikament bei Freiern, welche ungeschützten Verkehr mit Prostituierten haben.

Das hat der Bundesrat entschieden. Und das passt längst nicht allen. «Die Übernahme der HIV-Prophylaxe durch die Krankenversicherung ist völlig unverständlich», sagt Christoph Kilchenmann in der «NZZ am Sonntag». Er ist stellvertretender Direktor vom Krankenkassenverband Santésuisse. Und er meint weiter: «Es kann nicht sein, dass die Prämienzahler teure Medikamente finanzieren, obwohl sich eigentlich jeder selber schützen kann.»

«Nicht mit Moralkeule Sexualverhalten beurteilen»

Komplett anders sieht das die Schwulen-Dachorganisation Pink Cross. Deren Geschäftsleiter Roman Heggli sagt im Bericht zur Übernahme der Kosten durch die Krankenkasse: «Gute Prävention orientiert sich an der Realität.» Es gebe Kontexte, wo keine Kondome benutzt würden. «Es ist Aufgabe der Politik, eine gute öffentliche Gesundheit hinzubringen. Und nicht, mit der Moralkeule das Sexualverhalten der Leute zu beurteilen.» Die grosse Mehrheit der homosexuellen Männer schütze sich aber mit Kondom.

Gegenüber Kondomen hat auch PrEP einen Nachteil. Nur Kondome schützen auch vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, die Tablette nur vor HIV. (pbe) 

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