Zockt oranger Riese Landwirte ab?
Bauern-Chef rüffelt Migros-Boss

Der Präsident des Schweizer Bauernverbandes (SBV), Markus Ritter, hat Migros-Chef Herbert Bolliger scharf kritisiert. Die Klagen an die Adresse der Bauern dienten nur dazu, die Produzentenpreise weiter zu drücken und die eigene Marge zu erhöhen.
Publiziert: 06.01.2015 um 17:33 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:52 Uhr

Migros-Chef Herbert Bolliger hat in einem Interview kurz vor Weihnachten die Bauern heftigt kritisiert. Er gab ihnen die Hauptschuld für die hohen Produzentenpreise, etwa beim beim Fleisch in der Schweiz.  Das sei ein Grund, weshalb Einkaufstourismus floriere.

Heute nun gab Bauernverbandspräsident Markus Ritter an der Neujahresmedienkonferenz in Diemerswil BE zurück.

Tatsache sei: Die Schweizer Bauern könnten ihre Tiere gratis abgeben und das Fleisch wäre in der Schweiz immer noch teurer als in Deutschland, sagte Ritter.

Vom höheren Umwelt- und Tierschutzniveau der einheimischen Landwirtschaft wolle er gar nicht sprechen. Kosmetik- und Pflegeprodukte seien in der Schweiz mehr als doppelt so teuer als in Deutschland und dies bei komplett identischen Produkten.

Aber darüber klage der Migros-Chef nicht, sagte Ritter weiter. Der Grund dafür sei, dass der Detailhandel von hohen Preisen profitiere und die höhere Schweizer Kaufkraft gerne abschöpfe. Die Klagen an die Adresse der Bauern dienten nur dazu, die Produzentenpreise weiter zu drücken um die eigene Marge zu erhöhen.

So hätten die Bauern vor 25 Jahren die besseren Preise als heute erhalten, und dies trotz Teuerung. Der Kunde habe damals aber weniger für das Fleisch bezahlt.

Gerade mal 25 Rappen, oder wenn man dem Bundesrat glaube 20 Rappen, eines Konsumentenfrankens fürs Lebensmittel landeten heute durchschnittlich beim Produzenten. Vor 25 Jahren seien es noch knapp 40 Prozent gewesen. Das gebe ihm zu denken, sagte der St. Galler CVP-Nationalrat Ritter.

Wenn die Bauern nicht mehr verdienten, dann hätten sie auch keine Perspektive. Die Forderung nach fairen Preisen höre man oft im Zusammenhang mit Entwicklungsländern. Faire Preise und ein angemessener Teil an der Wertschöpfung seien aber auch in der Schweiz eine zentrale Forderung.

Denn sinkende Erlöse bei steigenden Kosten würden die Bauernfamilien dazu zwingen, sich mehr und mehr an einem anderen Markt zu orientieren: jenem der Direktzahlungen. (sda)

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