Zentralbank
Europäische Töchter der russischen Sberbank gehen wohl bankrott

Die Sanktionen treffen Russlands grösste Bank, die Sberbank, hart. Die europäischen Tochtergesellschaften dürfen laut der Europäischen Zentralbank (EZB) bald «ausfallen oder wahrscheinlich ausfallen». Für die Zentralbank sind diese nicht mehr existenzfähig.
Publiziert: 28.02.2022 um 04:51 Uhr
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Aktualisiert: 28.02.2022 um 09:45 Uhr
Der Ukraine-Krieg treibt europäische Tochterfirmen der russischen Sberbank in den Ruin. (Archivbild)
Foto: Ivan Sekretarev

Russische Banken im Ausland sind zurzeit stark eingeschränkt. Die Niederlassungen in Österreich, Kroatien und Slowenien sollen sogar bald «ausfallen oder wahrscheinlich ausfallen», wie die Europäische Zentralbank (EZB) mitteilt. Mit dieser Formulierung kennzeichnet die EZB-Bankenaufsicht generell Institute, die aus ihrer Sicht nicht mehr existenzfähig sind.

«Bei der Sberbank kam es zu erheblichen Abflüssen von Einlagen», teilte die EZB mit. Dadurch habe sich ihre Liquiditätslage verschlechtert. Zudem seien keine realistischen Massnahmen geplant, dass diese Position in der Banken-Union wiederhergestellt werde.

Als Reaktion auf die EZB-Einschätzung hat die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) den Geschäftsbetrieb der Sberbank-Europatochter vorübergehend fast komplett unterbunden. Wie die FMA mitteilte, darf die in Wien ansässige Bank «keinerlei Auszahlungen, Überweisungen oder andere Transaktionen durchführen». Die einzige Ausnahme von diesem Zahlungsmoratorium gibt es für Einleger, die zur Sicherung des nötigsten täglichen Bedarfs 100 Euro pro Tag abheben dürfen. Das Moratorium sei bis Dienstag, 23.59 Uhr, befristet. Begründet wurde die Massnahme mit einem drohenden Ausfall der Bank.

Bargeldbehebung eingeschränkt


Die Sberbank Europe ist eine 100-prozentige Tochter der mehrheitlich in Staatsbesitz stehenden Sberbank in Moskau. Das Unternehmen in Wien betonte in einer Stellungnahme seine Kooperation mit den Aufsichtsbehörden. «Wir unternehmen alle Anstrengungen und unterstützen die Behörden uneingeschränkt, damit diese ihre Befugnisse einsetzen können, um diese beispiellose Situation im Sinne der Kunden zu meistern», sagte Sberbank-Europe-Chefin Sonja Sarközi laut Mitteilung.

Sie wies darauf hin, dass mehrere Banken der Gruppe «innerhalb sehr kurzer Zeit einen deutlichen Abfluss an Kundeneinlagen» verzeichnet hätten, weswegen teilweise die tägliche Bargeldbehebung eingeschränkt worden sei.

187 Filialen in Europa


Das Moratorium folgt auf den Beschluss von umfassenden Finanzsanktionen gegen Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine. Die Sberbank Europe hat eigenen Angaben zufolge 187 Filialen mit 3800 Mitarbeitern und etwa 773 000 Kunden in Zentral- und Osteuropa, davon 65'000 Kunden in Deutschland und Österreich.

Einlagen von Privatanlegern sind in der EU bis zu einer Höhe von 100 000 Euro je Einleger und Bank gesetzlich geschützt. Dieser Schutz werde durch die Einlagensicherungssysteme in Österreich, auch für die Zweigniederlassung der Bank in Deutschland, sowie in Kroatien und in Slowenien gewährt, erklärte die EZB.

Die EZB beaufsichtigt seit November 2014 die grössten Banken und Bankengruppen im Euroraum direkt. Derzeit sind dies 115 Institute, die für fast 82 Prozent des Marktes im Währungsraum der 19 Länder stehen. (SDA)

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