Marissa Mayer (40) war einst Star der Tech-Branche. Bereits in jungen Jahren hatte es das Computer-Wunderkind ins Google-Management geschafft. Das Wirtschaftsmagazin «Forbes» zählte sie 2008 zu den mächtigsten Frauen der Welt. Auf dem Höhepunkt wechselte sie 2012 zum schwächelnden Konkurrenten Yahoo, um diesen wieder auf Vordermann zu bringen-
Das klappte nicht. Während bei Google der Umsatz regelrecht explodierte, schlitterte Yahoo immer mehr in die Krise. Das zeigen auch die jüngsten Zahlen: Der einstige Internetpionier verbuchte im ersten Quartal 2016 einen Verlust von 99 Millionen Dollar. Der Umsatz ging um 11 Prozent auf 1,09 Milliarden Dollar zurück. Die Aktie kletterte dennoch um 1,4 Prozent nach oben. Die Analysten hatten ein noch schlechteres Resultat erwartet.
Weil das Geschäft schlecht läuft, wollte Mayer jüngst die Beteiligungen an der chinesischen Handelsplattform Alibaba abstossen. Aktueller Wert: 29 Milliarden Dollar. Doch die US-Behörden konnten ihr nicht zusichern, dass der Deal steuerfrei bleiben würde.
Werbegeschäft zu verkaufen
Also bietet Mayer jetzt das komplette Werbegeschäft zum Verkauf an. Am Montag ist die Bieterfrist abgelaufen. Gemäss dem «Wall Street Journal» gilt der Telekom-Konzern Verizon als Favorit. Auch das britische Verlagshaus der «Daily Mail» hat ein Gebot abgegeben. Über den aktuellen Stand wollte Mayer nicht informieren.
Stattdessen versucht sie, den Niedergang schönzureden: Yahoo habe einen «guten Start» ins Jahr gehabt und bei der geplante Umstrukturierung «grossartige Fortschritte» gemacht, schreibt das «Handelsblatt».
Umstrukturieren kann sie. Seit dem Amtsantritt von Mayer ist die Mitarbeiterzahl von 14'000 auf 10'700 gesunken. Laut dem «Wall Street Journal» will Mayer weiter abbauen und weiter 1600 Angestellte auf die Strasse stellen.
Computer-Dino baut ab
In Silicon Valley baut nicht nur Yahoo ab: Gestern hat der Computerchip-Hersteller Intel angekündigt, 12'000 Stellen zu streichen. Das entspricht 11 Prozent der Belegschaft.
Auch Intel macht der Wandel zu schaffen. Um die Jahrtausendwende hatte der Konzern ein De-facto Monopol im Prozessormarkt. Und verdiente damit gutes Geld. Doch seit ein paar Jahren schwächelt der PC-Markt. Und den Tablet- und Smartphone-Trend hat der Konzern komplett verschlafen.
Im Gegensatz zu Mayer hat Brian Krzanich (55) einen Plan, der weit über das Verscherbeln der Geschäftseinheiten hinaus geht: Der Intel-Chef setzt auf das Internet der Dinge, will Maschinen und Geräte vernetzten. Zudem will Krzanich den Konzern stärker als Dienstleister positionieren.
Auch in Zahlen steht Intel besser da: Der Konzern macht Gewinn. Im ersten Quartal 2016 stieg der Überschuss verglichen mit dem Vorjahr von 1,99 auf 2,05 Milliarden Dollar. Ein gutes Resultat, aber weniger als der Markt erwartet hatte. Zudem hat der Konzern die Prognose für das zweite Quartal nach unten korrigiert. Das kam auf der Börse schlecht an – die Aktie fiel um drei Prozent.
Die Techbranche ist sehr schnelllebig. Was vor zehn Jahren hip war, ist heute veraltet. Beispiel Nokia: Vom einstigen Marktführer ist heute fast nichts mehr übrig. Yahoo droht das gleiche Schicksal. Marissa Mayer wird dann aber längst schon wieder einen neuen lukrativen Job haben.