Wutbürger verlieren wegen Subventions-Bschiss letzte Hemmungen
Post-Chefin Ruoff wird bedroht!

Gegen aussen lässt sich die Postchefin nichts anmerken. Doch im Hintergrund wurde extra für sie ein Sicherheitsdispositiv hochgefahren.
Publiziert: 24.02.2018 um 23:39 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:01 Uhr
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Postchefin Susanne Ruoff (60) ist wegen der Postauto-Affäre unter Druck.
Foto: Stefan Bohrer
Moritz Kaufmann

Seit fast drei Wochen hält der Postauto-Skandal die Schweiz in Atem. Einer der grössten Subventions-Bschisse, die das Land je erlebt hat. Mittendrin in der Affäre: Postchefin Susanne Ruoff (60). Bei der ersten Pressekonferenz gab sie sich noch ahnungslos, musste aber bald darauf unter Druck zugeben, von der Problematik zumindest gewusst zu haben. Vor zwei Wochen sagte sie im grossen SonntagsBlick-Interview: «Ich trete nicht zurück. Ich will Klarheit schaffen.»

Vorderhand lässt sich Ruoff also nichts anmerken. Diese Woche trat die Post-Konzernleiterin als Referentin vor grossem Publikum am Forum «Spirit of Bern» im Berner Kursaal auf. Aber im Hintergrund hat die Affäre eine neue und bedrohliche Dimen­sion angenommen.

SonntagsBlick weiss von Drohungen, die gegen Susanne Ruoff eingegangen sind. Wie aus dem Post-Umfeld zu erfahren ist, mussten die Drohungen derart massiv gewesen sein – gar gegen Leib und Leben gerichtet –, dass Ruoff Massnahmen für ihre Sicherheit einleitete.

Chalet unter Dauerbewachung

Vergangene Woche hat der private Sicherheitsfirma Securitas eigens ein Konzept für Susanne Ruoff ausgearbeitet, das im Notfall hoch­gefahren werden kann. Ihr Chalet in Crans-Montana VS steht unter dem Schutz der Sicherheitsprofis und kann von ihnen notfalls im 24-Stunden-Modus überwacht werden. Auf die Nennung weiterer Details wird an dieser Stelle verzichtet.

Die Postchefin hat in Crans-Montana ihren Wohnsitz.
Foto: Thomas Andenmatten

Die Post geht auf Anfrage nicht auf Aspekte der Sicherheit oder Bedrohungslagen ein. Auch die Frage, ob Anzeige erstattet wurde, bleibt unbeantwortet. Der Konzern bestätigt aber, dass «die notwen­digen Vorkehrungen zum Schutz von Susanne Ruoff» getroffen wurden. Die Securitas will sich auf Anfrage «zu diesem Themenbereich nicht öffentlich äussern».

Anonyme Drohungen aus dem Internet gegen öffentliche Personen nehmen zu. Drohung ist aber nicht gleich Drohung: Man müsse unterscheiden zwischen Einträgen im Internet und konkreten Drohungen, die bei Personen oder deren Arbeitgeber direkt eingehen, erläutert eine Sprecherin von Protectas, neben Securitas der zweite grosse Sicherheitsanbieter hierzulande. Aber wie sichert man eine Person gegen anonyme Bedroher? Die Massnahmen seien primär organisatorischer Art, so Protectas, «unterstützt durch personelle, bauliche, mechanische und elektronische Sicherheitsmassnahmen».

Schweizer Firmen schweigen

Anders als bei Politikern ist die Sicherheit von Wirtschaftsführern in der Schweiz kaum ein Thema. Das heisst nicht, dass die Firmen keine Vorkehrungen treffen. Darüber reden wollen sie aber nicht. Diverse Schweizer Grosskonzerne lassen Anfragen zum Thema Sicherheit gänzlich unbeantwortet. Die UBS schreibt: «Es ist tatsächlich so, dass für Exponenten wie den CEO höhere Sicherheitsbestimmungen gelten.» Was das für UBS-CEO Sergio Ermotti (57) konkret bedeutet, verrät die Grossbank allerdings nicht.

Die traurige Entwicklung im Falle Susanne Ruoffs zeigt: Gewisse Personen haben je länger, je mehr Mühe, bei öffentlichen Skandalen das richtige Mass an Kritik zu finden. Als die Affäre um Postauto publik wurde, schrieben sich viele Leute den Zorn von der Seele. Zu spüren bekam dies auch BLICK. Bei den ersten veröffentlichten Online-Artikeln mussten drei Viertel der Leserkommentare gelöscht werden – sie waren schlicht nicht zumutbar. Die Konsequenz: Bei den folgenden Postauto-Artikeln wurden die Kommentarspalten gar nicht erst aufgeschaltet.

Dabei ist Kritik an öffentlichen Personen richtig und wichtig – vor allem, wenn sie ihre grosse Verantwortung vernachlässigt haben. Einen griffigen Kommentar gegen einen Politiker oder Manager schreiben oder über Verwaltungsräte schimpfen muss drinliegen. Wer viel verdient, muss mit Kritik umgehen können.

Doch sobald es gegen Leib und Leben geht, hört der Spass auf. Denn hier übernimmt das Strafgesetzbuch: «Wer jemanden durch schwere Drohung in Schrecken oder Angst versetzt, wird, auf Antrag, mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft.» Bleibt zu hoffen, dass das Sicherheitskonzept im Falle Ruoffs nie zur Anwendung kommt.

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