Neueröffnung des «Fressbalkens»
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Raststätte in neuem Glanz:Neueröffnung des «Fressbalkens»

Würenlos-Chefin Gwendoline Bloch (47) zeigt die neue Raststätte
Sie macht den Fressbalken zum Freshbalken

Die legendäre Autobahnraststätte Würenlos AG hat ein Facelifting und eine Frischzellenkur erhalten. BLICK hat sich exklusiv mit Chefin Gwendolin Bloch bei den letzten Kosmetikarbeiten umgesehen, ehe die Raststätte am Samstag in neuem Glanz erstrahlt.
Publiziert: 28.11.2019 um 22:11 Uhr
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Aktualisiert: 29.11.2019 um 13:59 Uhr
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Hat die Handwerker im Griff: Gwendolin Bloch, Geschäftsführerin der Autobahnraststätte Würenlos.
Foto: STEFAN BOHRER
Christian Kolbe

Jetzt muss es schnell gehen. «Alle müssen nochmals so richtig Gas geben», treibt Gwendolin Bloch (47) die Handwerker an. Die Geschäftsführerin der Autobahnraststätte Würenlos AG weiss, die Zeit drängt. Es bleiben nur noch wenige Tage bis zur Einweihung.

Bloch will den europaweit bekannten «Fressbalken» über der A1 zum «Freshbalken» umstylen. Am kommenden Samstag steigt das grosse Eröffnungsfest mit lokaler und nationaler Prominenz aus Politik und Wirtschaft.

Überall auf der Autobahnraststätte wird noch gehämmert, geschraubt und gebohrt, die letzten Kabel werden eingezogen. Ein Geruch aus Farbe, Kaffee und Gipfeli hängt in der Luft. Der Rundgang mit der Geschäftsführerin wird immer wieder unterbrochen. Der Bauleiter braucht eine rasche Antwort, der Hausmeister eine klare Anweisung, wo er die Abfallkübel platzieren soll.

Rasten und einkaufen

Die Frische ist wörtlich zu nehmen. Würenlos soll künftig mehr als einfach nur ein Zwischenstopp auf der Autobahn sein: «Unser Ziel ist es, dass unsere Kunden nicht nur eine kurze Pause machen. Würenlos ist auch eine Shopping-Destination», erklärt Bloch. Gerade unter der Woche würden zudem viele Geschäftsleute die Raststätte frequentieren, sich zu Sitzungen treffen.

«Für den Einkauf bleibt heute immer weniger Zeit», erklärt Bloch. «Den Einkauf können die Handwerker und Managerinnen auch gleich bei uns erledigen.» Weitgereisten bietet Würenlos künftig die Möglichkeit, sich an einem Schalter die Mehrwertsteuer rückerstatten zu lassen. Das gibt es in der Schweiz sonst nur an Bahnhöfen oder Flughäfen.

Wohnung über der Autobahn

Die Frischzellenkur bringt den Ausbau des Angebots der Restaurantkette Marché sowie ab kommenden Frühling eine neue Coop-Filiale mit einem grossen Angebot an Frischprodukten mit sich. Die kleine Migros-Filiale und ein Mini-Globus verschwinden aus dem Balken.

Wohl kein Zufall, denn die neuen Besitzer von Würenlos haben früher Coop-Filialen gestaltet. Die Gebrüder Abraham und Zacharias Oliver haben die Raststätte 2016 mit ihrer Bovida Real Estate AG vor zweieinhalb Jahren gekauft. Und stecken nun 10 Millionen Franken in den Umbau. Die Investoren bleiben lieber im Hintergrund. Beim neuen Spielplatz trifft BLICK Zacharias Oliver, wechselt ein paar Worte, bevor der Mitinhaber weitereilt. Das Reden überlässt er seiner Geschäftsführerin.

Die gebürtige Belgierin erklärt, dass dem Umbau eine lange Planungsphase vorausgegangen sei: «Das ist keine Hauruckübung. Wir haben das Gespräch mit Kunden und Ladenbesitzern gesucht, um die Raststätte zukunftsfähig zu machen.» Dabei habe sich unter anderem herausgestellt, dass vielen Autofahrern, die unten nur schnell tankten, gar nicht bewusst war, dass sich oben ein Einkaufszentrum über die Fahrbahn spannt. Ein bewohntes Einkaufszentrum, denn im Dachgeschoss gleich neben dem Büro von Bloch gibt es eine Wohnung – mit einmaligem Blick über die sechs Autobahnspuren und die im leichten Nebel dahinfliessende Limmat.

Teilsperrung der Autobahn

80 Millionen Menschen brausen jährlich unter der Shoppingbrücke durch, über zwei Millionen legen eine Rast ein. Das macht Würenlos zur meistbesuchten Autobahnraststätte in Schweiz – und wohl auch in ganz Europa. Zur Auffrischung gehören neue Decken, Böden und ein Beleuchtungskonzept, das sich der Jahreszeit anpasst: warmes Licht im Winter, kühle Beleuchtung im Sommer. All das soll dazu führen, dass künftig noch mehr Autofahrer einen Zwischenstopp einlegen.

Der ganze Umbau dauerte gerade mal zweieinhalb Monate, gearbeitet wurde meist in der Nacht. Die Raststätte blieb während des ganzen Umbaus geöffnet. «Das war schon sehr sportlich», sagt Chefin Bloch und erinnert sich an die Nächte, als die Rolltreppen angeliefert und eingebaut wurden: «Dafür mussten wir teilweise die Autobahn sperren.»

Die Raststätte setzt auf Nachhaltigkeit – so gut es halt geht für einen Ort, der nur mit dem Auto zu erreichen ist. Dazu gehören 20 Ladestationen für Elektroautos sowie eine grosse Park-and-Ride-Fläche. «Viele Leute aus der Region treffen sich hier, um dann mit einem Auto zusammen nach Zürich zum Arbeiten zu fahren», so Bloch.

Als die Raststätte 1972 eröffnet wurde, war sie eine Sensation: Die grösste Restaurantbrücke über der Autobahn in ganz Europa lockte Neugierige aus nah und fern an. Im Swissminiatur in Melide TI ist die Ikone der Schweizerischen Mobilität als Modell zu besichtigen, «als einziges Gebäude in privatem Besitz», wie Bloch mit einem gewissen Stolz bemerkt.

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