Die Work-Life-Balance muss stimmen
Den Jungen ist Geld weniger wichtig

Eine Befragung von 8000 Schweizer Berufsanfängern zeigt Karriereziele und Wünsche an den Arbeitgeber. Geld spielt nur eine Nebenrolle.
Publiziert: 27.09.2018 um 08:20 Uhr
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Aktualisiert: 19.10.2018 um 12:46 Uhr
Junge Gutausgebildete sehen ein gutes Gehalt als Voraussetzung, um sich überhaupt für einen Job zu interessieren.
Foto: Getty Images/Cultura RF / Sigrid Gombert
Stefan Mair (Handelszeitung)

Wie ticken Schweizer ­Be­rufseinsteiger? Was sind ihre wichtigsten Forderungen an Arbeitgeber? Und wie haben sich diese Forderungen verändert? Die ­Studie «Universum Professional Research 2018» gibt einen Einblick in die Erwartungen von Studierenden und jungen Berufstätigen. Ein besonderer Fokus wurde auf Studenten und Absolventen der Studienrichtungen Wirtschaftswissenschaften und IT sowie auf die Ingenieure gelegt.

Dabei zeigt sich wieder, dass Schweizer Berufseinsteiger vor allem eines inte­ressiert: Work-Life-Balance. Unabhängig vom Geschlecht ist es das wichtigste Karriereziel der Jungen. Dieser Wert ist seit Jahren hoch und auch stärker ausgeprägt als in anderen Ländern. «Junge Arbeitnehmer sehen Work-Life-Balance als Priorität und als entscheidendes Karriere-Goal», erläutert Universum-Schweiz Chef Leo Marty. «Zudem scheint es so, als seien vor allem die jungen Professionals immer weniger dazu bereit, kurzfristige Opfer zu bringen, um langfristige Karriereziele zu erreichen.» Das heisst, der Druck für ­Firmen, sich anzupassen, wird sich in ­Zukunft unabhängig von der wirtschaft­lichen Situation nur erhöhen.

ITler werden idealistischer

Das bedeutet aber nicht, dass Geld für die Einsteiger keine Rolle spielt. Vielmehr wird ein attraktives Salär von den Berufseinsteigern in die Bereiche IT, Wirtschaftswissenschaften und Ingenieurwesen vo­rausgesetzt, um sich überhaupt für einen Job zu interessieren. Die Bedeutung von Geld als Karriereziel ist zudem in der Schweiz in den letzten Jahren zurückgegangen, während es in anderen Ländern noch relativ weit oben rangiert. Junge Arbeitnehmende aus dem Bereich IT lassen sich zudem nur durch eine hohe Innova­tionsfähigkeit des Arbeitgebers anziehen. Ist das Projekt, in das man IT-Einsteiger steckt, nicht spannend genug, sind sie sehr schnell wieder weg. Denn ein hohes Gehalt können sie auch leicht bei anderen Firmen realisieren.

Betriebswirtschafter fordern vor allem eine professionelle und gerechte Führungskultur von ihren Chefs. Sie wollen einen Chef, der ihre Entwicklung unterstützt, und Beförderungssysteme, die transparent sind und auf Leistung ausgerichtet. Während ITlern und Ingenieuren hochprofessionelles Leadership weniger wichtig ist, müssen Chefs von jungen BWLern hier liefern. Auffallend ist auch, dass die Einsteiger in technische Berufe dem Thema «Vision und Werte des Unternehmens» immer mehr Bedeutung beimessen, das heisst, noch idealistischer werden und eine klare Vision des Unternehmens verlangen.

Vorbild Versicherungen

Welche Branchen sind nun besonders gut auf diese neuen Bedürfnisse der jungen Arbeitnehmenden vorbereitet? ­Welche haben noch Nachholbedarf? Leo Marty von Universum sagt: «Versicherungen und Tech-Firmen haben in diesem Bereich bisher fantastische Arbeit geleistet.» Im Industriesektor und im Consultingbereich gäbe es sehr gute und eher schlechte Extrembeispiele. «Die Luxus- sowie die Pharmaindustrie hinken bei entsprechenden Anpassungen ziemlich weit hinten nach. Sie sind sich der notwendigen Anpassungen der Transfor­mation aber langsam bewusst.» Gerade Consumer-Marken hätten sich bisher bei ihrem Image und beim Wettbewerb um Arbeitnehmer vor allem auf die Attraktivität der Marke beim Endverbraucher gestützt und dabei die Attraktivität als Arbeitgeber vernachlässigt.

Marty glaubt, dass sich die Werte der Arbeitnehmenden in den letzten zehn Jahren seit der Finanzkrise deutlich verändert haben – in Richtung von mehr Ba­lance. Er vermutet, dass eine neue Finanz- und Wirtschaftskrise wieder zu einem stärkeren Wertewandel führen könnte – und zwar in dem Sinne, dass Work-Life-Balance und ideelle Werte noch wichtiger und entscheidender bei der Wahl des Arbeitgebers werden.

Ideale Arbeitgeber Ranking 2018

Wirtschaftswissenschaften
1. Google21%
2. Migros13%
3. Nestlé11%
4. SWISS11%
5. SBB CFF FFS9%
6. Swiss Tourism9%
7. UBS8%
8. Die Bundesverwaltung8%
9. Rolex7%
10. Swatch Group7%
Ingenieurwesen
1. SBB CFF FFS17%
2. ABB13%
3. Google11%
4. CERN9%
5. Nestlé9%
6. Siemens8%
7. Die Bundesverwaltung7%
8. RUAG7%
9. European Space Agency (ESA)6%
10. SWISS6%
IT / Informatik
1. Google38%
2. Swisscom23%
3. Microsoft17%
4. SBB CFF FFS15%
5. IBM13%
6. Migros10%
7. UBS10%
8. CERN10%
9. Logitech9%
10. SWISS8%
Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde in der «Handelszeitung» veröffentlicht. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.handelszeitung.ch.

Dieser Artikel wurde in der «Handelszeitung» veröffentlicht. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.handelszeitung.ch.

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