Wo Frauen bei uns besonders benachteiligt sind
Die Gleichstellung hat sich in der Schweiz verschlechtert

Die Forderungen nach Gleichstellung werden nicht leiser. Und das scheint auch nötig zu sein: Die Schweiz hat im Global Gender Gap Report 2023 acht Plätze verloren. Vor allem im Bereich Wirtschaft und Bildung gibt es Luft nach oben.
Publiziert: 21.06.2023 um 17:09 Uhr
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Für Frauen ist es immer noch schwieriger, Mechanikerin ...
Foto: Keystone
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Von einer Woche zogen Zehntausende Frauen mit violetten Spruchbändern durch die Strassen. Eine Hauptforderung am Frauenstreik: Lohngleichheit, Mindestlohn und eine existenzsichernde Rente. Von Kritikern kam die Frage auf, ob es den Frauenstreik überhaupt noch brauche. Schliesslich sei die Gleichstellung hierzulande so gut wie erreicht.

Wirft man einen Blick in den neusten Global Gender Gap Report des World Economic Forums (WEF), ist die Antwort klar. Die Gleichstellung ist in der Schweiz noch nicht erreicht. Im Gegenteil: Die Schweiz hat sich im Vergleich zum Vorjahr sogar verschlechtert.

Schweiz verliert 8 Ränge

Im Vergleich der 146 Länder fällt die Schweiz 2023 vom 13. auf den 21. Platz. Die Geschlechterunterschiede sind in der Schweiz zu 78,3 Prozent ausgeglichen. 2021 gehörte die Schweiz noch zu den Top 10. Wieso jetzt nicht mehr?

Ganz einfach: Die Schweiz hatte zwar gute Voraussetzungen, andere Länder machen punkto Gleichstellung aber einfach schneller vorwärts – und hängen die Schweiz ab. Vor der Schweiz finden sich neu beispielsweise Lettland, England und die Philippinen.

Das WEF bewertet die Gleichstellung der einzelnen Länder anhand von vier Kategorien: Wirtschaft, Bildung, Gesundheit und Politik. Vor allem in den Bereichen Wirtschaft und Bildung hat die Schweiz an Vorsprung eingebüsst. Im Bereich Gesundheit und Politik ist die Schweiz stabil geblieben.

In der Kategorie Wirtschaft verliert sie 16 Ränge und landet damit noch auf Platz 63. Besonders schlecht schneidet die Schweiz beim Lohn ab. Aber auch beim Frauenanteil unter den hohen Beamten und Managern gibt es viel Luft nach oben.

Dabei hat die Schweiz gar ein Novum erreicht: So liegt der Anteil von Frauen in Verwaltungsräten in den grössten Schweizer Unternehmen gemäss dem Beratungsunternehmen Swipra bei 30,8 Prozent – und damit zum ersten Mal über der 30-Prozent-Marke. Das Ziel für 2026 wurde somit schon früher erreicht, als angepeilt.

Wenige Ingenieurinnen und Informatikerinnen

Im Bereich Bildung verliert die Schweiz gar noch mehr Plätze als in der Wirtschaft: Sie fällt von Rang 82 auf den 102. Platz. Damit gehört sie zum schlechtesten Drittel der untersuchten Länder.

Dabei hat das WEF unter anderem analysiert, wie erreichbar bestimmte Abschlüsse für Frauen und Männer ist. Besonders gross ist die Lücke im technologischen Bereich, im Ingenieurwesen sowie in den MINT-Berufen. Für eine Frau ist es also immer noch deutlich schwieriger, IT-Spezialistin oder Wissenschaftlerin zu werden, als für einen Mann.

Insgesamt ist der Geschlechterunterschied global zu 68,4 Prozent behoben, kommt das WEF zum Schluss. Dieser Wert ist niedriger als bei mehr als zwei Drittel der 146 untersuchten Länder.

Auf den unangefochtenen Spitzenplatz des Reports schafft es Island. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern ist dort zu 91,2 Prozent ausgeglichen. Auf dem zweiten und dritten Platz finde sich Norwegen und Finnland. Alle drei Länder haben sich verbessert. Auf dem letzten Rang steht wie bereits im Vorjahr Afghanistan – das Land erreicht gerade mal einen Wert von 40,5 Prozent.

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