Nicht nur bei den Fans, auch bei den Händlern steigt das WM-Fieber täglich. TV-Geräte, Spielzeug und Lebensmittel – es gibt nichts, was nicht mit Fussball-Stickern und -Emblemen beklebt wird. Nicht einmal Gemüse bleibt verschont: Rund zehn Mini-Tomaten im Plastikbeutel in der Form eines Trikots für 1.95 Franken, gesehen bei Coop. «Hopp Schwiiz»-Eier bei Lidl oder ein Tischkicker, den man auf einen Bierharass montieren kann (Landi).
Die von BLICK befragten Grossverteiler, Discounter und Warenhäuser setzen hohe Werbesummen ein, um mit Patriotismus und Promotionen Umsätze zu bolzen. Ob das aufgeht, ist für Detailhandelsexperte Thomas Hochreutener (63) fraglich. «Es gibt mittlerweile so viele Promotionen und Aktionen im Handel, irgendwo hat alles mal seine Grenzen», sagt er. «Die Gefahr ist gross, dass die Konsumenten der Aktionitis überdrüssig werden und den Konsum verweigern.»
Nicht überdrüssig werden die Konsumenten bei folgenden Aktionen: Schafft die Schweiz den Einzug ins Achtelfinale, bekommen Lidl-Kunden tags darauf 20 Prozent auf den gesamten Einkauf. Einzige Voraussetzung: mit einem Schweizer Fanartikel bekleidet beim Discounter einlaufen.
Migros verzichtet auf WM-Einkaufsrabatt
Etwas Losglück brauchts zwar bei Volg. Doch bei der Dorfladenkette kann man bei jedem Spiel der Schweizer Nati eine volle Einkaufstasche aus dem Laden tragen. Voraussetzung hier: Name und Telefonnummer auf den Kassenbon von Einkäufen an Spieltagen der Nati schreiben und in eine Box werfen.
Die Migros hält dagegen den WM-Ball flach: «Wir konzentrieren uns auf nationaler Ebene dieses Jahr auf diverse andere Sommeraktionen, beispielsweise das Punktesammeln für den Sommerkoffer», sagt Sprecher Patrick Stöpper. Bei der letzten WM gabs für gewisse Siege der Schweizer Nati zehn Prozent Einkaufsrabatt für alle.
Eigentlich sei das alles Augenwischerei, sagt Konsumentenschützerin Sara Stalder (51): «Anstelle all dieser PR-mässig hochgefahrenen Aktionen würde im Haushaltsportemonnaie der Konsumenten mehr übrig bleiben, wenn Preissenkungen auf Produkten dauerhaft wären.»