Wladimir-Klitschko im Interview
Dr. Stahlhammer gibt Business-Tipps

Schwergewicht-Weltmeister Wladimir Klitschko hat jetzt einen Studiengang an der HSG Sankt Gallen. BLICK erklärte der Neu-Dozent, was Sportler Unternehmern voraushaben und wie man am besten Probleme angeht.
Publiziert: 16.02.2016 um 20:47 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:54 Uhr
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Boxer Klitschko rät, Probleme als Herausforderungen zu sehen.
Foto: Li-Jiao Lu Sauder
Vinzenz Greiner

Ein Fleischberg ragt in St. Gallen empor. Wladimir Klitschko – knapp zwei Meter gross, mehrfacher Schwergewichts-Weltmeister im Boxen – ist in der Ostschweiz. Der 39-Jährige, der als «Dr. Stahlhammer» Box-Geschichte schrieb, ist zufrieden: Seit Montag läuft der Studiengang «CAS Change & Innovation Management» an der Uni St. Gallen (HSG). Das fünfmonatige Programm für Führungskräfte hat der Boxer zusammen mit der HSG entwickelt. Die Studenten lernen von Professoren und Wegbegleitern Klitschkos, wie sie Teams führen, sich selbst vermarkten und Probleme angehen.

BLICK: Herr Klitschko, Sie sind mehrfacher Box-Weltmeister – und Unternehmer. Ähneln sich Box-Ring und Geschäftswelt?
Wladimir Klitschko:
Beide Male steht man vor Herausforderungen. Für die braucht man Ausdauer, Beweglichkeit, Koordination und Konzentration. Auch in der Wirtschaft erfahren Sie Siege und Niederlagen wie im Sport.

Machen Boxer anders Geschäfte als etwa Fussballer? Boxen Sie sich nicht bloss durch?
Nein. Eigenschaften wie Beweglichkeit und Konzentration brauchen alle Sportler. Schliesslich stehen sie vor vielen Herausforderungen in sehr kurzer Zeit. Das prägt.

Haben Sie so einen Vorteil gegenüber normalen Unternehmern?
Sportler haben den nötigen Ehrgeiz, um Hindernisse zu überwinden. Viele Unternehmer nicht. Dafür fehlt Sportlern häufig das Wissen der Wirtschaft. Beide können voneinander lernen.

Diesem Lernen haben Sie mit dem neuen HSG-Studiengang einen Raum gegeben. Wie kam es zur Idee?
Universitäten liegen mir am Herzen. Es ist schon lange ein Traum von mir, meine Erfahrungen in Sport und Unternehmertum zu teilen. Ich habe in St. Gallen angefragt und sofort die Zusage für eine Zusammenarbeit bekommen. Am Montag stand ich erstmals als Dozent vor Studenten.

Wie haben die auf «Dr. Stahlhammer» hinterm Pult reagiert?
Anfangs sah ich ein paar Fragezeichen in den Gesichtern. Die haben sicher gedacht: «Was will uns der Boxer da erzählen?» Im Endeffekt haben wir bis zum Abend diskutiert. Die Rückmeldung war wirklich positiv.

Was haben Sie den Studenten mitgegeben?
Es ist wichtig, Probleme frühzeitig zu erkennen und sie dann als Herausforderungen anzunehmen. Denn diese machen im Gegensatz zu Problemen Spass. Dafür müssen Sie aber flexibel sein – gerade in einer Welt, die sich rasend schnell verändert.

Viele Unternehmen kommen da nicht mehr mit.
Ja. Einige haben die Digitalisierung nicht rechtzeitig erkannt und sind gescheitert. Vor zehn Jahren haben wir mit Nokia telefoniert. Heute hat jeder Zweite ein iPhone. Von Nokia hört man fast nichts mehr.

Haben es Grosskonzerne wie Nokia schwerer, sich umzustellen?
Es geht nicht darum, wie gross ein Unternehmen ist, sondern wie träge oder verschlossen. Wer nicht offen ist für neue Technologien bleibt stehen und die Konkurrenz zieht vorbei.

Wie bleiben Sie persönlich offen für Veränderung?
Ich lerne jeden Tag, bilde mich ständig weiter. Wenn Sie stehen bleiben, fallen Sie zurück. Der Alltag ist zu einem Rennen geworden.

Was sagen Sie Menschen, die sich nicht an Probleme herantrauen?
Auch negative Erfahrungen sind wertvoll. Wenn Sie aber nie den ersten Schritt machen, lernen Sie nichts.

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