Rechtzeitig zum WEF hat das britische Hilfswerk Oxfam brisante Zahlen zur Ungleichheit zwischen den Geschlechtern vorgelegt. Demnach besitzen Männer weltweit 50 Prozent mehr Vermögen als Frauen. Das globale «Wirtschaftssystem», geht der Bericht einen Schritt weiter, «funktioniert vor allem für wohlhabende Männer.»
Laut dem neuesten, 63-seitigen Ungleichheitsbericht von Oxfam mit dem Titel «Time to care» («Zeit für Pflege») können 42 Prozent aller Frauen im erwerbsfähigen Alter keinen Beruf ausüben, weil sie sogenannte Pflege- und Fürsorgeaufgaben übernehmen. Bei Männern liege dieser Anteil nur bei sechs Prozent.
In Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass Frauen und Mädchen jeden Tag zwölf Milliarden Stunden unbezahlter Arbeit leisten. Das entspricht einem Wert von mindestens elf Billionen US-Dollar jährlich.
«Fehlerhaftes und sexistisches Wirtschaftssystem»
«Diese grosse Kluft basiert auf einem fehlerhaften und sexistischen Wirtschaftssystem», so der Bericht, «das den Reichtum der wenigen Privilegierten, meist Männer, mehr schätzt als die Milliarden Stunden der wesentlichsten Arbeit – der unbezahlten und unterbezahlten Betreuungsarbeit, die hauptsächlich von Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt geleistet wird.»
Der Bericht hält überdies fest, dass die meisten Superreichen der Welt Männer sind. So verfügen die 22 reichsten Männer der Welt über ein grösseres Vermögen als alle 326 Millionen Frauen Afrikas zusammen. Staaten seien verpflichtet, ein «humanes Wirtschaftssystem zu erreichten, das feministisch ist und die 99 Prozent nutzt, nicht das eine Prozent».
Die NGO hat ausgerechnet, dass eine pauschale zusätzliche Besteuerung der Superreichen der Welt um ein halbes Prozent bereits reichen könnte, um 117 Millionen neue bezahlte Jobs in der Altenpflege, im Gesundheitssektor sowie in der Bildung und der Kinderbetreuung zu schaffen. (kes)