Der Bundesrat will der Wirtschaft in der Coronakrise unter die Arme greifen und hat ein milliardenschweres Hilfspaket geschnürt. Doch ob dieses wirklich reichen wird, ist mehr als fraglich. Bereits Anfang der Woche hatten zwei Ökonomen der ETH Zürich einen 100 Milliarden-Franken-Fonds vorgeschlagen, um den Einbruch der Wirtschaft aufzufangen.
Nun legen zwei Kollegen von der renommierten Kaderschmiede IMD in Lausanne nach, verdoppeln den Betrag der ETH-Professoren: 200 Milliarden Franken braucht es, damit die Schweiz und ihre Wirtschaft gut durch die Krise kommen und für die Zeit danach gerüstet sind.
Ein Drittel der Wirtschaftsleistung zur Rettung
200 Milliarden Franken – das ist ungefähr ein Drittel der jährlichen Schweizer Wirtschaftsleistung. Den Plan ausgeheckt haben Arturo Bris, Finanzprofessor am IMD, und Michel Demaré (63). Demaré präsidiert den Verwaltungsrat der Kaderschmiede, war früher Finanzchef von ABB und Verwaltungsratspräsident von Syngenta. Aktuell sitzt der Belgier unter anderem im Verwaltungsrat von Vodafone.
Und so sieht der Plan aus, der 200 Milliarden Franken kostet, dafür aber die Schweizer durch die Stürme der Coronakrise bringt. Teile davon hat der Bund bereits umgesetzt.
Der Bund bezahlt Lohn für alle
Der Bund zahlt drei Monate lang alle Gehälter der Schweizer Angestellten – und entlastet damit die Unternehmen. Die IMD-Ökonomen schlagen vor, dass pro Person 4300 Franken ausgeschüttet werden sollen. Das entspricht zwei Drittel eines Durchschnittslohns in der Schweiz. Die Kosten über die nächsten drei Monate würde sich laut den Ökonomen auf maximal 20 Milliarden Franken belaufen. Eine solche Massnahme würde insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen helfen. In den Genuss von Lohnsubventionen sollen auch Unternehmer und Selbständige kommen.
Das kann sich die Schweiz mit Neuverschuldung leisten
Der Bund könnte die Lohnsubventionen mit einer Erhöhung der Staatsverschuldung finanzieren. Vor allem das negative Zinsumfeld sei dafür günstig: Tatsächlich sind Null- und Minuszinsen ein Geschenk für Schuldner. Wer einen Kredit aufnimmt oder sich Geld leiht, zahlt in einem solchen Umfeld gar nichts oder wird sogar dafür bezahlt. Das gilt auch für Staaten.
Der Bund übernimmt kurzfristig private Schulden
Gemäss den Ökonomen sollte die Staatsverschuldung die private Verschuldung auf zwei Arten ersetzen: Erstens durch eine teilweise Entlastung der Hypothekenzahlungen für Familien, die für die Dauer der Krise in Not sind. Zweitens, durch eine vorübergehende Senkung der Einkommenssteuern. «Wir sind uns des Verfassungsauftrags zur Vermeidung von Haushaltsdefiziten bewusst», betonen die Ökonomen. Dies gelte jedoch nicht während Rezessionen.
Bund bürgt für Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten
Für Unternehmen, die sich in finanzieller Notlage befinden und ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen können, sollte eine staatliche Garantie gewährt werden. Das hat der Bund bereits umgesetzt. Ab Mitte nächster Woche können Schweizer Firmen bei ihren Hausbanken Überbrückungskredite zur Deckung ihrer Schulden beantragen. Der Bund bürgt für die Auszahlung von einer halben Million Franken pro Firma gegenüber den Banken. Für Beträge zwischen einer halben Million und 20 Millionen beteiligen sich die Geschäftsbanken mit 15 Prozent an der Bürgschaft. Die Banken haben sich gemäss Bundesrat mit diesem Vorgehen einverstanden erklärt.