Wirtschaftsminister besorgt
Putin gehen die Kartoffeln aus – droht jetzt die Rezession?

Kartoffeln sind für die russische Küche besonders wichtig. Ausgerechnet davon hat es in Russland zu wenig. Die Sanktionen zeigen also Wirkung. Der Wirtschaft droht eine Rezession, befürchtet der russische Wirtschaftsminister.
Publiziert: 11:34 Uhr
|
Aktualisiert: 13:33 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/6
1 Kilo Kartoffeln essen die Russen pro Kopf jede Woche. Doch die Preise für die Knolle steigen.
Foto: IMAGO/Belkin Alexey

Darum gehts

  • Kartoffelkrise in Russland: Steigende Preise bringen Wirtschaft unter Druck.
  • Russland strebt Selbstversorgung an, doch minderwertiges Saatgut führt zu schlechteren Ernten.
  • Inflation betrug im Mai 9,9 Prozent, der Leitzins sinkt darauf auf 20 Prozent.
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_199.JPG
Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Kartoffelkrise in Russland! «Wir haben in diesem Jahr zu wenig Kartoffeln», warnte Kreml-Chef Wladimir Putin (72) Ende Mai im russischen Staatsfernsehen. Ein Kilo Kartoffeln kostet mittlerweile dreimal so viel wie noch vor einem Jahr. Auch der Preis für Zwiebeln hat sich verdoppelt.

Und die Russinnen und Russen essen pro Kopf viele Kartoffeln: nämlich 1 Kilo pro Woche, wie SRF schreibt. Umgerechnet kostet das Kilo mittlerweile rund einen Franken. Nicht wenig für die Bewohner Russlands, die damit die Folgen des Kriegs zu spüren bekommen. Während gleichzeitig auch Putins Machtapparat offenbar finanzielle Probleme hat, die Rüstungsausgaben zu stemmen.

Die Gründe für die Kartoffelmisere: schlechte Ernten, steigende Inflation – und die Sanktionen gegen das Kriegsland. Wegen Letzterem will Russland zunehmend zum Selbstversorger werden. Doch das Saatgut aus Russland ist minderwertiger als jenes aus Europa – die Ernten fallen somit schlechter aus. Weiter gab es Frost und Schneefall im Mai, schreibt SRF weiter.

Es fehlt an Arbeitskräften

Im Mai 2025 ist die Inflation in Russland zum ersten Mal seit Januar wieder knapp unter 10 Prozent gefallen. Mit 9,9 ist die Teuerung aber nach wie vor sehr hoch. In der Schweiz und auch anderen europäischen Ländern wie Deutschland oder Frankreich hat sich die Inflation dieses Jahr praktisch gelegt.

Die Teuerung macht den Bauern in Russland zu schaffen: Saatgut, Dünger, Maschinen – alles wird teurer. Gleichzeitig fehlt es an Arbeitskräften. Die Männer werden als Soldaten gebraucht. Zudem fehlen Saisonarbeiter aus Asien.

Der russische Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow findet an einem Forum in St. Petersburg deutliche Worte: «Den Zahlen nach haben wir eine Abkühlung, den aktuellen Empfindungen der Unternehmer nach sind wir schon an der Grenze zum Übergang in eine Rezession.»

Der Wirtschaftsminister sieht den Grund für die drohende Rezession vor allem in den hohen Zinsen, schreibt der «Tagesspiegel». Er macht also die russische Zentralbank für die finanziellen Schwierigkeiten der Unternehmen – und somit auch der Landwirte – verantwortlich.

Leitzins auf Rekordniveau

Der Leitzins in Russland beträgt aktuell 20 Prozent. Zum ersten Mal seit September 2022 hat die Notenbankchefin Elvira Nabiullina den Leitzins diesen Juni um einen Prozentpunkt gesenkt. Ob das bereits eine Reaktion auf die Kritik des Wirtschaftsministers war?

So oder so sieht auch die Notenbankchefin Schwierigkeiten auf die russische Wirtschaft zurollen. Denn Russland hat die Wirtschaft bisher mit Geldern aus dem Wohlstandsfonds und bestehenden Kapitalreserven des Bankensystems am Laufen gehalten. Doch damit könnte bald Schluss sein: «Wir müssen verstehen, dass viele dieser Ressourcen tatsächlich aufgebraucht sind, und wir müssen über ein neues Wachstumsmodell nachdenken», so Nabiullina gemäss dem «Tagesspiegel». Wie das neue Modell aussehen könnte, führte sie jedoch nicht weiter aus.

Zu einer Rezession darf es gemäss Putin «unter keinen Umständen» kommen. Mit mehr Produktivität will er höhere Löhne für seine Landsleute erreichen. Ob das gelingt, bleibt fraglich.

Denn mit der hohen Inflation dürften die Bauern kaum produktiver werden. Der hohe Leitzins erschwert grosse Investitionen. Für die Finanzierung eines neuen Traktors oder anderer Maschinen sind letztlich viele Landwirte auf einen Kredit angewiesen. Und ohne Traktor gibts auch keine neuen Kartoffeln.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.