Wirkt bestellter Impfstoff nicht, drohen Millionenverluste
Der (notwendige) Impfstoff-Poker des Bundes

Reiche Länder befinden sich im Wettlauf, wer den Corona-Impfstoff als Erster erhält. Die Schweiz will ihn zuerst - und hat schon einen Kaufvertrag unterschrieben. Erweist sich der bestellte Impfstoff als Fehlschlag, drohen Verluste. Der Bund wägt zwischen Risiken ab.
Publiziert: 08.08.2020 um 04:38 Uhr
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Aktualisiert: 19.10.2020 um 17:23 Uhr
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Wer erhält den ersehnten Corona-Impfstoff zuerst?
Foto: imago images

Reiche Länder haben im Wettrennen um den ersehnten Stoff die Nase vorn. Die USA, Deutschland, Frankreich, Kanada und auch die Schweiz versuchen Corona-Impfstoffe zu hamstern. Die Schweiz hat sich erste 4,5 Millionen Impfdosen des US-Konzerns Moderna gesichert. Diese würden für 2,25 Millionen Personen ausreichen, weil voraussichtlich zwei Dosen nötig sind. Die USA haben laut der Nachrichtenagentur «Reuters» bereits 700 Millionen Dosen gekauft.

Grosse Summen werden auf Verhandlungstische gelegt, obwohl noch nicht klar ist, welche Impfstoffe wirksam sind und ob sie von den Behörden überhaupt zugelassen werden. Klar ist schon jetzt: Es drohen Marktmonopole, wer auf den ersehnten Stoff Zugriff haben wird und wer nicht. Ärmeren Ländern rund um den Erdball wird in diesem Wettlauf das Nachsehen bleiben.

Die Schweiz gehört laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) zu den ersten Ländern, die mit Moderna einen Vertrag abschliessen konnten. Der US-Konzern mit neuer Niederlassung in Basel gilt als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für die Herstellung eines erfolgreich getesteten und zugelassenen Impfstoffs. Der Deal könne den Bund laut der «Schweiz am Wochenende» bis zu 167 Millionen Franken kosten.

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Zwischen Risiken abwägen

Der Bund verhandelt auch mit weiteren Pharmakonzernen, die bei der Impfstoffentwicklung gut positioniert sind. Bern hat dazu ein Gesamtbudget von 300 Millionen Franken bereitgestellt. Die Vertragsdetails werden unter Verschluss gehalten, doch laut der «NZZ» sei das Geld schlimmstenfalls verloren: «Das Risiko liegt bei solchen Vereinbarungen bei den Staaten, die für einen privilegierten Zugang zu einem neuen Wirkstoff viel Geld bezahlen, das im schlimmsten Fall verloren ist.»

Es sei davon ausgehen, dass die Schweiz auch dann bezahlen muss, wenn Moderna oder andere Zulieferer die Entwicklung nicht erfolgreich abschliessen können. Erweist sich das bestellte Moderna-Mittel als nicht wirksam, ist bereits rund die Hälfte des Budgets weg. Dabei gehören von den Unterhändlern des Bundes Risiken abgewogen, was schwerwiegender wäre: Millionenbeträge in den Sand setzen oder Gefahr laufen, keinen Zugriff auf den Impfstoff zu haben, wenn er erfolgreich sein sollte - und noch dazu im Wallis hergestellt wird.

Moderna, das den Impfstoff vom Schweizer Partner und Pharmariesen Lonza in Visp VS produzieren lassen wird, gehört derzeit auch zu den teuersten Anbietern mit einem Preis von rund 37 Franken pro Impfdosis. Etwas mehr als die Hälfte davon verlangt der US-Pharmakonzern Pfizer für sein Produkt. Johnson & Johnson will noch neun Franken für eine Dosis, Astrazeneca knapp drei. (kes)


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