Wir zahlen eine halbe Milliarde zuviel
So zocken uns die Auto-Versicherer ab

Der starke Franken hat auch Vorteile. Wer in die Schweiz importiert, profitiert seit dem Frankenschock im Januar von um bis zu 15 Prozent tieferen Preisen.
Publiziert: 13.09.2015 um 19:49 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:10 Uhr
Foto: Keystone
Von Philipp Albrecht

Vorteile des starken Franken zeigen sich zum Beispiel bei Auto-Ersatzteilen, die mehrheitlich aus dem Euroraum kommen. Wer sein Auto reparieren lassen muss, sollte jetzt weniger bezahlen. Doch die Autoversicherer geben diesen Vorteil nicht weiter. Laut Schätzungen von Marc Müller, Versicherungsexperte und Beirat des Konsumentenforums (KF), handelt es sich um eine halbe Milliarde Franken! KF-Präsidentin Babette Sigg fordert jetzt eine flächendeckende Prämienreduktion.

Felix Schneuwly, Versicherungsexperte beim Vergleichsdienst Comparis, findet die Forderung «grundsätzlich gerechtfertigt». Er empfiehlt aber den Kunden, die Versicherung zu wechseln. So könne man meistens Geld sparen. Allerdings profitieren davon längst nicht alle. Fairer wäre ein allgemeiner Eurorabatt, wie er seit Frühling für Neuwagen üblich ist.

Aber: Wie eine BLICK-Umfrage bei den acht grössten Versicherern zeigt, kommt eine Prämiensenkung für sie nicht in Frage. Sie schieben den Schwarzen Peter den Garagisten zu. Die Kosten für Ersatzteile machten nur einen kleinen Teil der Reparaturkosten aus.

«Eine lineare Prämiensenkung wäre nur möglich, wenn auch die sonstigen Kosten, wie die Lohnkosten der Carrosserie-Spengler, ebenfalls absinken würden», teilt ein Al­lianz-Suisse-Sprecher mit. Und die Zurich-Versicherung schreibt: «Im Bereich der Reparaturen sind die Kosten der Ersatzteile aus dem Euroraum zwar leicht gesunken. Dafür sind die Stundenansätze der Garagen eher steigend.»

Der Verband der Garagisten (AGVS) lässt sich das nicht gefallen: «Die Aussage, dass der Arbeitsanteil bei Schadens­reparaturen oft den grösseren Teil der Kosten ausmacht als die Ersatzteile, können wir so nicht bestätigen», schreibt ein Sprecher. Im Übrigen sei die Behauptung falsch, dass die Stundenansätze in den Garagen gestiegen seien.

Der AGVS gibt den Schwarzen Peter weiter an die Auto­importeure. Diese hätten die Listenpreise der Ersatzteile anfangs gesenkt, inzwischen aber wieder erhöht. «Das wäre mir neu», nimmt Auto-Schweiz-Direktor Andreas Burgener seine Verbandsmitglieder in Schutz. Bei Amag, der grössten Autoimporteurin der Schweiz, heisst es: «Es ist richtig, dass die Rabatte wieder verringert wurden.» Dafür seien die Preise dauerhaft gesenkt worden.

Wer nun die Eurovorteile einsteckt, lässt sich schwer sagen. Klar ist nur, dass es sich lohnt, die Versicherungen regelmässig zu vergleichen. Das KF empfiehlt, jeweils nur Jahresverträge abzuschliessen. Das fördert immerhin den Preiskampf unter den Versicherungen.

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