Wintertourismus
Viel Sonne und wenig Schnee: Bergbahnen unter Kurzarbeit

Der fehlende Schnee in den Alpen wird ein Fall für die Arbeitslosenversicherung. In Graubünden haben etwa ein Dutzend Bergbahnen und Tourismusbetriebe bei den Behörden Kurzarbeit angemeldet.
Publiziert: 23.12.2015 um 09:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 01:13 Uhr

Klassische Betriebe im Tourismus wie Bergbahnen oder -restaurants können wetterbedingte Kundenausfälle der Arbeitslosenversicherung melden. Es handelt sich um das gleiche Prinzip wie bei der Schlechtwetterentschädigung in der Baubranche. Betroffene Betriebe melden Arbeitsausfälle der Arbeitslosenversicherung, welche die Löhne der Angestellten zu 80 Prozent zahlt.

12 Unternehmen, die meisten davon Bergbahnen, machten gegenüber dem Bündner Amt für Arbeit, Industrie und Arbeit (Kiga) in Chur bislang solche Ausfälle geltend, wie der stellvertretende Leiter, Jörg Guyan, auf Anfrage sagte. Und Guyan rechnet angesichts fehlender Niederschläge mit weiteren Gesuchen.

Allerdings ist eine Auszahlung dieser speziellen Form von Kurzarbeitsentschädigung gleich an mehrere Bedingungen geknüpft. Ein Arbeitsausfall ist nur dann anrechenbar, wenn er auf einen ungewöhnlichen Wetterverlauf zurückzuführen ist, der den Betrieb stilllegt oder erheblich einschränkt.

Erheblich eingeschränkt ist ein Betrieb nach Auffassung des Gesetzgebers, wenn der Umsatz der betreffenden Abrechnungsperiode, beispielsweise im Dezember, 25 Prozent des Umsatzes der fünf vorangegangen Jahre nicht übersteigt. Entschädigt wird nicht die Umsatzeinbusse, sondern der zeitliche Arbeitsausfall. Die rechtliche Grundlage bildet die vom Bundesrat auf Anfang 1992 in Kraft gesetzte Verordnung für eine «Schneemangelentschädigung».

Praktisch Vollbeschäftigung herrscht bei der grössten Bündner Bergbahn, der Weissen Arena in Laax, mit ihren rund 1000 Angestellten. Laut Bergbahn-Chef Reto Gurtner sind fast alle Transportanlagen in Betrieb. Doch eingeschränkt wegen des fehlenden Schnees ist das Pistenangebot.

Immerhin erlaubten es die Wetterbedingungen Ende November, die Schneeanlagen eine gewisse Zeit auf vollen Touren laufen zu lassen, so dass die Talabfahrt nach Flims hergerichtet werden konnte. «Wir können aktuell bis zu 12'000 Personen ins Gebiet lassen», sagt Gurtner. Unter normalen winterlichen Bedingungen verkraftet das Gebiet bis 20'000 Wintersportler.

Über fehlenden Andrang während Festtage dürfte sich der Branchenprimus nicht beklagen, zumal kleinere Bahnen in Nordbünden wie auch im Engadin überhaupt keinen Schnee haben. Gurtner plant deshalb, die Transportanlage am Morgen früher fahren zu lassen und eine Halbtageskarte einzuführen. Diese Karte könnte am späteren Vormittag gegen Erstattung eines Teils des Kaufpreises zurückgegeben werden.

«Ich glaube, die Feriengäste sind sich bewusst, dass gegenwärtig eine Ausnahmesituation herrscht», sagt Gurtner. Wichtig sei es für die Ferienorte, ein Gesamtangebot mit guter Gastronomie zur Verfügung zu haben. Winter mit wenig Schnee habe es früher schon gegeben und werde es auch in Zukunft geben. «Der Weinbau», so Gurtner, «hat das gleiche Problem mit dem Wetter wie die Bergbahnen.»

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