Ein Wintersportgebiet in Frankreich ist für seine ungewöhnliche Beschneiungsstrategie kritisiert worden. Der Ort Luchon-Superbagneres in den Pyrenäen hatte dem ungewöhnlich warmen Februarwetter und den damit einhergehenden grünen Pisten getrotzt, indem es Schnee per Hubschrauber liefern liess.
Am Freitag und Samstag wurden so insgesamt 50 Tonnen Schnee aus höheren Lagen auf die 28 Pisten der «Domaines» verteilt. Die Aktion soll zwischen 5000 und 6000 Euro gekostet haben.
«Total verrückt»
Daraufhin hagelte es Kritik gegen die umweltschädliche Beschneiungsstrategie per Helikopter. «Das ist angesichts der Klimaerwärmung total verrückt. Nichts kann diesen Unsinn rechtfertigen», so ein Mitglied der lokalen Grünen Partei zur Nachrichtenagentur AFP.
Was bisher kaum bekannt ist: Auch in der Schweiz kommen Helis zum Einsatz, um Pisten zu beschneien. Das schreibt das Nachrichtenportal «Watson» in einem Bericht.
Alles für das Spektakel
Laut dem Bericht flogen am 10. Januar 2020 Helis der Air Glaciers Schnee nach Wengen, damit der Slalomhang des Lauberhornrennens trotz des Wärmeeinbruchs richtig präpariert werden konnte. Laut OK-Präsident Urs Näpflin waren circa 100 Flüge nötig, um 200 Kubikmeter Schnee von einem Schneedepot in den untersten Teil der Slalomstrecke zu befördern.
Dies entspricht einem Gewicht von rund 100 Tonnen. Also doppelt so viel wie in den Pyrenäen. «Natürlich tönt es wahnsinnig blöd, Schnee mit dem Heli zu transportieren. Aber nur so konnten wir das Slalom- und Kombirennen retten. Der Einsatz war absolut gerechtfertigt», so Näpflin zu «Watson».
Man habe den Entscheid nicht leichtfertig gefällt. Man dürfe die Lauberhornrennen nicht auf die Ökobilanz reduzieren. Der Weltcupanlass würde eine sehr hohe Wertschöpfung für die ganze Region generieren.
Engelberg reagiert nach Föhnsturm
In Engelberg wurden laut dem Bericht nach einem Föhnsturm am 24. Dezember 2019 60 Kubikmeter Schnee eingeflogen, um die Talabfahrt zu präparieren. «Der Schnee wurde per Helikopter geliefert, um einen Landschaden zu verhindern», sagt Peter Reinle, stv. CEO bei den Titlis Bergbahnen, zum Gratisblatt «20 Minuten». Zwei Föhnstürme hätten den Einsatz nötig gemacht.
Die 4,2 Kilometer lange Schlittelbahn Muottas Muragl im Engadin kämpfte im Januar 2016 mit akutem Schneemangel. Die Verantwortlichen beauftragten kurzerhand die Heli Bernina, Schnee zu liefern. Ganze 42 Rotationen flogen damals die Piloten. «Das war bislang das einzige Mal in der Firmengeschichte, dass wir Schnee transportiert haben», sagt Adrian Gloor, stellvertretender Betriebsleiter Heli Bernina, zu «Watson».
Wie in den 1990ern
Bei Swisshelicopter, einer der grössten Heli-Firmen der Schweiz, sind aktuell keine entsprechenden Einsätze bekannt. «In den 1990er-Jahren hingegen war üblich, Schnee per Helikopter einzufliegen. Denn damals gab es noch keine Beschneiungsanlagen», erinnert sich ein Mitarbeiter.
Bei der Schweizer Alpenschutzorganisation Mountain Wilderness stimmen die Heli-Schneetransporte nachdenklich. «Es ist wirklich traurig, wenn Helis Skipisten beschneien müssen. Es zeigt, dass der Wintersport wegen der Klimaerwärmung mancherorts keine Zukunft hat», sagt Geschäftsleiterin Maren Kern zu «Watson». (zas)