Wintersport
Günstige Saison-Abos könnten für Skigebiete zum Bumerang werden

Günstige Abos: Nach Saas-Fee mit dem Preisbrecher «Wintercard» zogen 25 Skigebiete im Berner Oberland und der Romandie mit dem «Magic Pass» nach. Nach Ansicht von Experten gibt es für die beteiligten Bergbahnen kein Zurück - einer spricht von «ruinösem Wettbewerb».
Publiziert: 27.12.2017 um 08:31 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:22 Uhr
Die neuen Tiefpreismodelle im Wintertourismus können nach Ansicht von Experten nicht mehr rückgängig gemacht werden. (Symbolbild)
Foto: KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Der Direktor der Waadtländer Bergbahnen Télé Villars bei Les Diablerets, Pierre Besson, glaubt an die neue Ära bei den Tarifen. «Wir haben uns auf unseren Lorbeeren ausgeruht, jetzt ist der Moment gekommen, um die Gewohnheiten zu ändern.»

Besson half bei der Lancierung des «Magic Pass» mit, der im besten Angebot vor der Saison 25 Skigebiete zum Preis von 360 Franken pro Saison anbot. Das Eis gebrochen hatte die 2016 Saas Fee mit einem Saisonabonnement für 222 anstatt wie bislang rund 1000 Franken.

Saas Fee führte zugleich das Crowdfunding ein und setzte eine Limite von mindestens 75'000 Abonnements, damit der Deal umgesetzt wird. Die Zahl wurde übertroffen, und der Oberwalliser Ferienort konnte sich über mehr Wintergäste freuen. Die Aktion wurde dieses Jahr mit dem gleichen Erfolg wiederholt.

Auch im Berner Oberland schlossen sich die vier grössten Skigebiete zum «Top4-Skipass» für 666 Franken zusammen. Im Tal des Grossen Sankt Bernhard ist die freie Fahrt auf allen Pisten für 100 Franken pro Jahr erhältlich.

Von all diesen Tiefpreis-Angeboten sind nicht alle Akteure begeistert. Es ist ein «ruinöser Wettbewerb», sagt Freddy Huber, Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen Fiesch-Eggishorn im Oberwallis.

Seine Bahn hat sich erst kürzlich mit der Riederalp und der Bettmeralp zu den Aletsch Bergbahnen zusammengeschlossen und setzt auf Qualität. Ebenfalls kein Thema sind Tiefpreisangebote in den Walliser Skigebieten Zermatt, «4 Vallées» mit Verbier oder Portes du Soleil.

Sie sind damit nicht alleine - auch die Bündner Skigebiete machen diesen Trend nicht mit. Dies sagt Bruno Galliker, Sprecher des Verbands Seilbahnen Schweiz, auf Anfrage der sda. Der Verband beobachtet die Preisentwicklungen aufmerksam, gestaltet aber nicht mit.

«Auf der einen Seite unterstützen wir die Grundidee, mehr Leute auf die Pisten zu locken», sagt Galliker. Auf der anderen Seite bestehe die Risiko, dass die stark reduzierten Preise in der Branche zu einer Art Kannibalismus führen könnten.

Ebenfalls kritisch verfolgt Christophe Clivaz, Professor für Geographie und Nachhaltigkeit am Sittener Institut der Universität Lausanne, die neuen Preise. Für einen Forscher sei die Frage interessant, was sie auslösen werden. Für eine Bilanz müsse man aber mehrere Saisons warten.

Egal, welche Bilanz letztlich gezogen werde - die an den Schleuderpreisen beteiligten Bergbahnen könnten kaum noch das Rad zurückdrehen, sagt Clivaz. Die grosse Frage sei, ob diese Skigebiete ihre Umsätze mit den neuen Tarifen halten können.

Pierre Besson von Télé Villars räumt ein, dass mit dem «Magic Pass» sicher weniger Tageskarten verkauft werden dürften. Mit den über 85'000 verkauften «Magic Pass» seien aber die bisherigen Einnahmen aus Pauschalangeboten der 25 beteiligten Skigebiete bereits übertroffen worden.

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