Abgeriegelte Parkanlagen in den Städten, geschlossene Sportanlagen in den Agglomerationen: Deswegen seien in diesem Frühling Rangerinnen und Ranger mit einer neuen Klientel konfrontiert, sagt Lukas Frei (38), Präsident des Berufsverbands Swiss Rangers. Viele aus der Bevölkerung, die es vor Corona-Zeiten wenig bis gar nicht die Natur und Nationalparks zog, ziehe es jetzt dorthin.
So kam es zuletzt, vor allem an Wochenenden, immer wieder zu Szenen, die störend waren für Fauna und Flora und die Ranger schmerzten: Brätler im Naturschutzgebiet, Hunde im Schilf, Biker auf Naturpfaden und laute Musik aus Beatboxen in den Wildruhezonen. Und Sonntagmorgen dann: mit Abfall übersäte Picknickplätze und Ausflugsziele. Wenn er die Leute bete, im Schutzgebiet auf dem Weg zu bleiben oder den Hund an die Leine zu nehmen, sagt Frei, schauten sie ihn oft verwundert an. Oft fragten sie ihn, was denn ein Schutzgebiet sei.
Mehr Übertretungen festgestellt
Der oberste Ranger der Schweiz arbeitet in den Zürcher Naherholungsgebieten Greifen- und Pfäffikersee ZH und in der Moorlandschaft Habkern-Sörenberg BE. Sein Verband hat 269 Mitglieder. «Es hat massiv mehr Menschen in den Schweizer Schutzgebieten, in denen wir als Ranger tätig sind», bekommt der Verband um Frei zuletzt häufig von den Mitgliedern zu hören.
«Der Druck auf die Gebiete hat enorm zugenommen», führt er aus. Besonders an Auffahrt und Pfingsten sei es extrem gewesen. Manche Besucher hätten wenig Naturwissen und Kenntnis von Verhaltensregeln in Schutzgebieten. Und: «Wir stellen eine erhöhte Zahl von Übertretungen fest.»
Frei betont: «Wir wollen die Menschen keinesfalls aussperren und verstehen das Bedürfnis nach Ruhe und Natur sehr.» Aber die Ranger stünden zwischen Nutzen und Schützen. Sie müssten dafür sorgen, dass die entsprechenden Schutzverordnungen in den Naturschutzgebieten umgesetzt werden. Viele Aktivitäten wie Wandern, Spazieren oder Naturbeobachtungen seien weitestgehend unproblematisch für Tiere und Pflanzen.
Drohnen steigen lassen in Schutzgebieten
Doch schwierig werde es für die Ranger, wenn je nach Gebiet verbotene Aktivitäten wie Campieren, Fliegenlassen von Drohnen, Betreten von Schutzzonen vermehrt vorkommen.
«Dann bleibt oftmals nur noch eine Anzeige», erklärt Frei. Obschon Ranger immer zuerst Information vor Restriktion anwendeten – manchmal gehe es nicht ohne Restriktion.
Ranger schützen sich mit Schutzmasken und Visier
Ranger arbeiten für Naturschutzvereine, Tourismusdestinationen oder Gemeinden, von denen sie bezahlt werden. Diese beauftragten die letzten Wochen die Ranger zusätzlich damit, die Corona-Regeln zu kommunizieren und durchzusetzen, wie etwa im Landschaftspark Wiese bei Riehen BS.
Die Region Lenzerheide GR wiederum suchte Rangerinnen und Ranger, um in diesem Sommer die Gäste auf die Corona-Vorschriften aufmerksam zu machen. Und die Besucher so zu lenken, dass sie sich gut verteilen.
Bei den Stanserhorn-Bahnen zeigen die 16 Ranger seit der Wiedereröffnung der Bahn letztes Wochenende den Besuchern nicht nur, wo sie die Adler erspähen können. Sondern sie weisen die Gäste auch auf die zwei Meter Abstand und andere Hygienevorschriften hin. Sie sind gemäss Stanserhorn-Bahn-Sprecherin Fabienne Huber mit Schutzmasken und Visier ausgestattet.
Ansturm von Natur-Ausflüglern in Sommerferien erwartet
Ranger Frei hat beim Einsatz am Greifen- und Pfäffikersee ZH bei Verstössen gegen die Corona-Regeln jeweils die Polizei hinzugezogen. In der Schweiz kann sich jeder Ranger nennen. Das Bildungszentrum Wald in Lyss BE bietet als einzige Bildungsinstitution in der Schweiz eine Ranger-Ausbildung an. Pro Natura und lokale Ranger-Dienste führen in Zusammenarbeit mit dem Berufsverband Ranger-Weiterbildungen durch. Nur wer die Ausbildung hat oder als Ranger gemäss Verständnis des Verbands arbeitet, kann aktives Mitglied von Swiss Rangers werden, wie Frei ausführt.
Diesen Sommer, wo viele Schweizer für einmal nicht ins Ausland verreisen, erwartet Frei «massiv mehr Arbeit für die Ranger». Die Ranger hoffen, dass die Gesellschaft die Notwendigkeit von Rückzugsgebieten, oder eben Schutzgebieten, endlich erkenne. Nicht nur für die Natur, sondern auch für die Menschen.
Den Ranger-Lehrgang kann man am Bildungszentrum Wald in Lyss BE seit 2007 ein Jahr lang berufsbegleitend absolvieren. Ausbildungsleiter David Ricci sagt, die Schweizer Ranger-Szene sei darauf angewiesen, dass Schutzgebietsbesucher und weitere naturbegeisterte Personen von Anfang an ein positives Bild von Rangern hätten. In der Ausbildung werde neben fachlichen Themen grossen Wert auf Auftrittskompetenzen und kommunikative Fähigkeiten gelegt. Der Berufsverband Swiss Rangers arbeitet auf das Ziel hin, dass der Ranger-Beruf wie ihn der Verband definiert vom Bund künftig offiziell anerkannt wird.
Den Ranger-Lehrgang kann man am Bildungszentrum Wald in Lyss BE seit 2007 ein Jahr lang berufsbegleitend absolvieren. Ausbildungsleiter David Ricci sagt, die Schweizer Ranger-Szene sei darauf angewiesen, dass Schutzgebietsbesucher und weitere naturbegeisterte Personen von Anfang an ein positives Bild von Rangern hätten. In der Ausbildung werde neben fachlichen Themen grossen Wert auf Auftrittskompetenzen und kommunikative Fähigkeiten gelegt. Der Berufsverband Swiss Rangers arbeitet auf das Ziel hin, dass der Ranger-Beruf wie ihn der Verband definiert vom Bund künftig offiziell anerkannt wird.