Die grüne Regierungsrätin Susanne Hochuli (nächste Woche 50) fällt immer wieder auf, weil sie keine Berührungsängste hat. So liess sie im Juli in den Gärten von Asylunterkünften notfallmässig Armeezelte aufstellen. Oder nahm vor zwei Jahren bei sich zu Hause eine angolanische Flüchtlingsfamilie auf (Blick am Abend berichtete).
Jetzt wagt Susanne Hochuli – mit Rückendeckung der Gesamtregierung – ein deutliches Wort zur Eritreer-Problematik. Ohne allerdings auf Fundamental-Opposition zu machen, wie dies der Luzerner CVP-Regierungsrat tat (die meisten Eritreer seien «nicht an Leib und Leben bedroht»).
«Das macht mir Angst», sagt Susanne Hochuli zur Tatsache, dass in der Schweiz jeden Monat über 2000 Eritreer ein Asylgesuch stellen. «Mit dem heutigen System können wir diese Eritreer nicht integrieren», sagte die Aargauer Politikerin der «Schweizer Illustrierte» (siehe rechts).
Hochuli warnt vor der Ghetto-Bildung: «Sobald die Eritreer ihren Wohnsitz frei wählen können, ziehen sie dorthin, wo bereits ihre Landsleute leben.» Und: «Dort entsteht eine Parallelgesellschaft von Eritreern, die sich von uns abschotten und die man kaum erreichen kann.»
Laut der Aargauer Regierung haben die Eritreer, die zu uns kommen, häufig ein eher tiefes Bildungsniveau und sie müssten sich die Qualifikationen für eine Tätigkeit in den Bereichen Industrie, Logistik und Gastronomie erst noch aneignen.
«Diese Menschen müssen erst arbeitsmarktfähig werden», fordert Hochuli, «denn so, wie sie hierherkommen, finden Eritreer in der Schweiz keine Arbeit.»
Sorgen bereitet dem Aargauer Regierungsrat die «in der Regel hohe Sozialhilfeabhängigkeit». Dies speziell bei jungen Menschen, die teilweise über Jahrzehnte auf Unterstützung angewiesen sein werden, wenn nicht Gegensteuer gegeben wird.
Manche Eritreer «mache die Sozialhilfe langfristig lethargisch, verbunden mit einer Anspruchshaltung», so Hochuli.
Die Aargauer Regierung fordert vom Bund ein stärkeres Engagement bei den Integrationsbemühungen. Die bisherige Integrationspauschale sei «bei weitem nicht ausreichend». Für Susanne Hochuli ist klar: «Es braucht mindestens viermal so viel Geld.»
Das zahle sich aus. «Von Arbeitgebern, die Eritreer beschäftigen, gibt es nur positive Rückmeldungen», erklärt Hochulis Sprecher Balz Bruder. «Sie würdigen die Einsatzfreudigkeit, die Zuverlässigkeit sowie die eher zurückhaltende Art der Arbeitnehmenden aus Eritrea.»
Neben finanziellen Mitteln erwartet die Aargauer Regierung vom Bund, dass er den Familiennachzug erschwert: «Menschen aus Eritrea sollen vor allem als Schutzsuchende vorläufig aufgenommen werden und nicht in erster Linie den Flüchtlingsstatus erhalten.»