Wie sich Peking mit Covid-19-Impfmitteln neuen Einfluss rund um den Erdball verschaffen will
Chinas Impfstoff-Diplomatie

Kein Land hat mehr Covid-19-Impfstoffe in der dritten und letzten Testphase als China. Peking will selbst entwickelte Impfmittel nutzen, um seinen Einfluss weltweit zu stärken und angeschlagene Beziehungen zu kitten.
Publiziert: 13.09.2020 um 05:27 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2020 um 11:10 Uhr
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Chinas Forscher befinden sich an vorderster Front bei der Entwicklung eines Coronavirus-Impfmittels.
Foto: AFP
Daniel Kestenholz

Die Coronavirus-Pandemie hat vielerlei Schwächen des Westens offengelegt - und zu neuem Selbstvertrauen in China geführt, dem mutmasslichen Ursprungsort der globalen Pandemie. Dieses China versucht jetzt die weltweite Krise zu nutzen, um als Helfer in der Not neuen Einfluss rund um den Erdball aufzubauen.

China befindet sich an vorderster Front beim Wettlauf um einen Covid-19-Impfstoff. Weltweit befinden sich derzeit neun Kandidaten in der dritten und letzten Testphase vor einer Zulassung. Vier davon sind von Chinesen in China entwickelte Mittel. Mehr als jedes andere Land.

Chinas Präsident Xi Jinping (67) erklärte bereits, dass China die im eigenen Land entwickelten Impfstoffe zu einem globalen öffentlichen Gut machen werde. Peking wirbt bereits für seine Impfstoffe, um Freunde zu gewinnen und angeschlagene Beziehungen zu kitten. Von Asien über Afrika bis nach Amerika: Peking befindet sich derzeit in einer Charme-Offensive, um seine angespannten Beziehungen mit vielen Ländern dieses Erdballs zu reparieren und Engagement mit anderen Ländern zu stärken.

Globale Impfstoff-Ambitionen

Dabei spielt es keine Rolle, dass auch China höchstwahrscheinlich noch Monate von der Massenproduktion eines Impfstoffs entfernt ist. Das Land nutzt die Aussicht auf die Entdeckung eines Medikaments, um beschädigte Partnerschaften zu reparieren und neue Freunde zu gewinnen, die das Land für seine Interessen als hilfreich erachtet.

In den Westen, also in die USA und nach Europa, haben die Chinesen ihre Fühler noch nicht ausgestreckt. Dorthin sollen zunächst Hilfslieferungen von Masken und Corona-Schutzmaterial besänftigen. Doch die Philippinen, die etwa beim Territorialstreit ums Südchinesische Meer eine wichtige Rolle spielen, haben bereits schnellen Zugang zu einem chinesischen Coronavirus-Impfstoff zugesichert erhalten.

Auch Indonesien, Kambodscha, Thailand und Vietnam haben zugesichert bekommen, vorrangig Zugang zu einem künftigen Impfstoff zu erhalten, während den Ländern Lateinamerikas und der Karibik schon Darlehen in Höhe von einer Milliarde Dollar für den Kauf des Medikaments zugesprochen wurden, wie die «New York Times» berichtet. Bangladesch, wo der chinesische Impfstoffhersteller Sinovac Biotech seine Impfung testet, wird von dem Unternehmen mehr als 100'000 Dosen kostenlos erhalten.

Diplomatie in Zeiten von Corona

Wirtschaftshilfe und diplomatische Machtspiele in Zeiten von Corona: Die Fähigkeit, Impfstoffe zu entwickeln und dann auch an ärmere Länder zu liefern und diesen zu helfen, dies soll China dienen, seine weltweite Stellung in einer neuen globalen Ordnung nach der Pandemie zu stärken.

China hat bereits mindestens zwei experimentelle Impfstoffe im Rahmen eines Notfallprogramms zugelassen. Die Impfprogramme begann im Juli mit Soldaten und Angestellten staatseigener Unternehmen. Mittlerweile wurden Impfungen auf Beschäftigte des Gesundheitswesens und in der Luftfahrt ausgeweitet. Die Hersteller der Mittel haben bereits Fabriken gebaut, um Hunderttausende von Dosen herzustellen. Wieder: mehr als in jedem anderen Land des Erdballs.

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