Wie die Schweiz das Reich der Mitte auf die Skipiste holt
Das China-Abo ist auch in Laax gültig

Das Reiseverbot hat die 700 Skiresorts in China beflügelt. Schweizer haben der jungen Skination viel Know-how geliefert. Von den Millionen Chinesen, die durch die Winterspiele zusätzlich vom Skisport begeistert werden, soll ein hübscher Anteil auf unseren Pisten fahren.
Publiziert: 06.03.2021 um 10:04 Uhr
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Aktualisiert: 06.03.2021 um 12:30 Uhr
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Chinas Präsident Xi Jinping spricht Anfang Jahr ausserhalb Pekings zum nationalen Skiteam. Die Sportler sollen als Vorbild dienen für die 300 Millionen Chinesen, die Jinping nächstes Jahr auf die Piste bringen will.
Foto: keystone-sda.ch
Claudia Gnehm

Alles, was das Ski- und Snowboardsportherz begehrt: Das Skigebiet Genting Resort Secret Garden bietet 22 Seilbahnen und Sessellifte, 78 Kilometer Pisten, eine Halfpipe sowie ein Slopestyle-Piste, einen Kinderskipark und ein Bergrestaurant mit WLAN. Nur die Topografie und die Pistennamen wie Windröschen, Schlüsselblume, Wildrose und Lavendel deuten darauf hin, dass dieses Wintersportparadies kaum in den Alpen oder Amerika zu finden ist.

Skiregionen wie diese in Zhangjiakou City in der chinesischen Provinz Hebei – drei Autostunden nördlich von Peking – sind die letzten Jahre wie Pilze aus dem Reich der Mitte geschossen. Dahinter steht der Plan der Regierung, 300 Millionen Chinesen bis im Olympiajahr 2022 auf die Piste zu bringen – aktuell gibts erst gut 13 Millionen Skifahrer.

China in engem Kontakt mit der Schweiz

Für die Schweiz ist das Secret Garden Resort von besonderer Bedeutung. Hier finden in einem Jahr die Freestyle- und Snowboard-Disziplinen der Olympischen Winterspiele statt. Und zwar auf Anlagen ganz nach dem Vorbild der Weissen Arena in Laax GR. Diese sind zwar «made in China», aber das Know-how stammt aus der Schweiz. Seit fast einem Jahrzehnt pflegt Reto Gurtner (65), Präsident der Weissen Arena Flims/Laax, eine enge Beziehung mit Secret Garden. «Die Zusammenarbeit wurde seither konsequent weiterverfolgt mit gegenseitigen Besuchen und Erfahrungsaustauschen», bekräftigt ein Sprecher der Weissen Arena.

Natürlich stehe das Engagement auch vor dem Hintergrund von Peking 2022. Das Werbefenster Olympia mit Millionenpublikum will Laax zusammen mit Schweiz Tourismus nutzen, um neue Gästemärkte zu erobern. Das fange schon dieses Jahr an mit einer vorolympischen Roadshow und Events in Skigebieten, führt der Sprecher aus.

Laax unterstützt chinesische Medaillenhoffnung

Um die Begeisterung der Chinesen für den Wintersport zu fördern, unterstützt Laax zudem die chinesische Snowboarderin und Medaillenhoffnung Jiayu Liu (28). «Ihr erfolgreiches Abschneiden bei der Heim-Olympiade würde sicher viele ihrer Landsleute, insbesondere die Jugend, motivieren», sind sich die Betreiber der Weissen Arena sicher. Der Clou: Das Saisonabo des Skigebiets berechtigt zu freier Fahrt in der Schweiz und in China.

Auch Schweiz Tourismus (ST) will den olympischen Schwung für den Schweizer Wintersport nutzen und unter anderem mit in einer «Roadshow» in fünf chinesischen Grossstädten dafür werben, wie ST-Sprecher Markus Berger erklärt. «Gemeinsam mit den touristischen Winterdestinationen der Schweiz werden wir dort weit über die Olympiade hinaus den chinesischen Wintergast der Zukunft ansprechen.»

Werbegelder fliessen, um Chinesen anzulocken

Die Werbetrommel habe in China trotz Corona nicht geruht. Im Gegenteil: Neben regelmässigen Werbe-Events wie dem jährlichen Swiss Winter Festival in Peking finde ein reger Austausch mit Skigebieten statt. Das Projekt «Chinesische Skilehrer in der Schweiz» von Schweiz Tourismus und Swiss Snowsports von 2013 habe sich inzwischen verselbständigt.

Drei der ursprünglich acht Skilehrer seien weiterhin in der Schweiz und arbeiteten in den Destinationen Davos GR, Engelberg OW und Verbier VS aktiv in der Destinationsbewerbung in China mit.

«Zudem unterstützt Swiss Snow Sports chinesische Schneesportschulen in der Ausbildung und bewirbt damit passiv, aber sehr effizient das Schneesportland Schweiz», sagt Berger weiter.

Schweiz Tourismus rechnet mit Chinesen-Ansturm

Doch lassen sich Wintersportler aus China mit diesen Offensiven wirklich auf Schweizer Pisten locken? «Ja, wir rechnen mit einem sehr starken Winter 2021/22», antwortet Berger. Die Zahl der chinesischen Skifahrer nehme weiterhin zu, gleichzeitig seien ihnen wegen Corona zwei Skisaisons im Ausland komplett versagt gewesen.

Vom Skiboom in China profitiert auch Gondel- und Skilifthersteller Bartholet Maschinenbau aus Flums. «Wir erhalten immer mehr Anfragen aus China, nicht nur aus Skigebieten», sagt Bartholet-Sprecherin Michelle Baumann auf Nachfrage. Der Wettbewerb sei hart, aber mit den neuen Fahrzeugen «Design by Porsche Design Studio» steige die Aufmerksamkeit. Zudem würden die Preise durch das Verlagern ausgewählter Produktionsschritte in ein Joint Venture in China attraktiver.

Hilfreich sei auch das Freihandelsabkommen mit China, wodurch Produkte aus der Schweiz zollfrei nach China exportiert werden könnten.


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