Sobald der letzte Schnee geschmolzen ist, fahren am Trübsee ob Engelberg OW die Bagger auf, um den neuen «Schmuggler und Säumer»-Spielplatz fertigzustellen. Im Juli soll er zusammen mit einer 400 Meter langen Zipline eröffnet werden - Kostenpunkt 1,5 Millionen.
Doch diese teuren Investitionen in Sommerangebote zahlen sich aus. Die Titlis-Bahn verzeichnet im Sommer wie Winter eine gleich hohe Auslastung. Ziel sei ein 365-Tage-Betrieb sowie eine gleichmässige Auslastung mit jährlich etwas über 1,2 Millionen Gästen pro Jahr, rund 3500 Personen pro Tag, sagt Norbert Patt (55), Direktor der Titlis Bergbahnen, gegenüber BLICK. «Um dies zu bewältigen, benötigen wir einerseits eine entsprechende Breite an Produkten und andererseits eine hohe Qualität und jedes Jahr ein neues Erlebnis.»
Bund erteilt deutlich mehr Bewilligungen
Die Titlis Bergbahnen sind nicht allein. Gemäss BLICK-Recherchen steht bei den bekannten Bergbahnen ein riesiger Investitionsschub von über einer Milliarde Franken an. Der grösste Teil der Projekte sind bereits im Bau oder geplant. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat 2019 bereits sechs Betriebs- und Projektbewilligungen erteilt, im Vergleich zu neun im gesamten Vorjahr.
Forciert werden die Ausbauprojekte nicht in erster Linie von finanzstarken Einzelinvestoren. Die Mittel für die sich im Bau befindliche neue 10er-Gondel von Savognin nach Tigignas etwa stammen nur teilweise vom Hauptaktionär der Savognin Bergbahnen AG, der Tiroler Schröcksnadel-Familie. Als Finanzgeber für sommertaugliche Bergbahn-Projekte kommt auch die Neue Regionalpolitik des Bundes (NRP) zum Zuge. Für die neue Savognin-Bahn wurden zwei Millionen NRP-Bundesdarlehen gesprochen.
Der Umbau ist bisweilen tief greifend. Noch mehr als für Abenteuerparks und Themenwege will Titlis-Chef Patt für die Infrastruktur ausgeben: So geht die nächste Wintersaison eine neue Sechsersesselbahn Engstlenalp-Jochpass auf. Eine Megainvestition steht zudem für die inzwischen 50-jährige Bergstation an, das Gasthaus und den Richtstrahlturm sowie für eine von der Rotair unabhängige Entlastungsbahn. Das 100-Millionen-Franken-Projekt führen die Architekten Herzog & de Meuron aus.
Sommergeschäft in Arosa noch nicht kostendeckend
Auch nicht zurücklehnen wollen sich die Arosa Bergbahnen. Noch ist das Sommergeschäft nicht kostendeckend. «Aber der Sommerertrag wird immer wichtiger», sagt Stefan Reichmuth, Sprecher der Arosa Bergbahnen. Nach dem Arosa Bärenland, das letzten August eröffnet wurde, stehen derzeit Investitionen in einen neuen Bike-Flowtrail vom Hörnli sowie ein neues Skill Center für Anfänger an. Für die Finanzierung der neuen 6er-Sesselbahn auf das Brüggerhorn in der Höhe von acht Millionen Franken, nutzen die Arosa Bergbahnen eine Kapitalerhöhung und Leasing.
Nach der Rückstellung der Projekte wegen der Finanzkrise, der Frankenstärke und rückläufiger Erträge in den letzten Jahren sei der Erneuerungsstau bei den Bergbahnen überwunden, beobachtet Andreas Keller vom Dachverband Seilbahnen Schweiz. «Angesichts der bereits gestarteten und angekündigten Grossprojekte gehen wir nun aber davon aus, dass in den kommenden Jahren das Investitionsvolumen wieder steigen dürfte», ergänzt Keller.
Winterabhängigkeit wegen Klimawandel reduzieren
Derzeit erzielten die Schweizer Bahnen noch rund 75 Prozent des Jahresumsatzes mit Winterangeboten. Aber sie investieren laut Keller seit Jahren immer stärker in Sommerangebote, um die starke Winterabhängigkeit zu verringern. Mit ein Grund für den neuen Fokus auf den Sommer sei der Klimawandel.
Allerdings stösst das Konzept der Ganzjahresspässe nicht überall auf Gegenliebe. Um das ganze Jahr über mehr Passagiere befördern zu können, wollen etwa die Rigibahnen rund 50 Millionen Franken in neues Rollmaterial für die Zahnradbahn ab Vitznau sowie eine neue Luftseilbahn Weggis-Rigi-Kaltbad stecken. Doch gegen diese Pläne lancierten Prominente und Politiker - von Architekt Mario Botta bis Kabarettist Emil Steinberger - die Petition «Nein zu Rigi-Disney-World». Sie fordern einen nachhaltigen Ausbau statt, wie sie finden, eine Event-Alp.
Auch in Bergbahnen mit Grossinvestoren stecken oft Gelder von Bund und Kantonen. So flossen die letzten zehn Jahre über zehn Millionen Franken in die Bergbahnen von Crans-Montana. Davon profitierte auch der tschechische Milliardär Radovan Vitek, der die Bergbahnen 2016 aufgekauft hat.
In Savognin GR und Saas-Fee VS mit der Familie Schröcksnadel als Grossinvestor profitierten die Bergbahnen ebenfalls von Bundes- und Kantonsgeldern aus der Neuen Regionalpolitik (NRP). Auch Samih Sawiris von Andermatt Swiss Alps gehört zu den Nutzniessern der Staatsfinanzierung. In die neuen Bergbahnverbindungen Andermatt-Sedrun investierten die Kantone Uri und Graubünden acht Millionen Franken, weitere 40 Millionen Franken wurden vom Bund als zinsgünstige Darlehen der NRP zur Verfügung gestellt.
Seit der Einführung der NRP 2008 zahlte der Bund an Bergbahnprojekte knapp 200 Millionen Franken als Darlehen oder à fonds perdu. Hinzu kommen mindestens 200 Millionen Franken, die von den Kantonen beigesteuert werden - so sieht es das Gesetz zur Neuen Regionalpolitik vor.
Auch in Bergbahnen mit Grossinvestoren stecken oft Gelder von Bund und Kantonen. So flossen die letzten zehn Jahre über zehn Millionen Franken in die Bergbahnen von Crans-Montana. Davon profitierte auch der tschechische Milliardär Radovan Vitek, der die Bergbahnen 2016 aufgekauft hat.
In Savognin GR und Saas-Fee VS mit der Familie Schröcksnadel als Grossinvestor profitierten die Bergbahnen ebenfalls von Bundes- und Kantonsgeldern aus der Neuen Regionalpolitik (NRP). Auch Samih Sawiris von Andermatt Swiss Alps gehört zu den Nutzniessern der Staatsfinanzierung. In die neuen Bergbahnverbindungen Andermatt-Sedrun investierten die Kantone Uri und Graubünden acht Millionen Franken, weitere 40 Millionen Franken wurden vom Bund als zinsgünstige Darlehen der NRP zur Verfügung gestellt.
Seit der Einführung der NRP 2008 zahlte der Bund an Bergbahnprojekte knapp 200 Millionen Franken als Darlehen oder à fonds perdu. Hinzu kommen mindestens 200 Millionen Franken, die von den Kantonen beigesteuert werden - so sieht es das Gesetz zur Neuen Regionalpolitik vor.