Mittagspause in der Swisscom-Kantine an der Zürcher Pfingstweidstrasse. 700 Menüs gehen über die Theke. Die Mitarbeiter essen gesund und frisch. Und tun erst noch etwas für die Umwelt. Das zeigt die Zwischenbilanz des Klimaschutzprojekts «One Two We» der SV Group, die BLICK exklusiv vorliegt.
Der grösste Kantinenbetreiber der Schweiz hat in den letzten zwei Jahren 1140 Tonnen CO2 eingespart. Das entspricht einer Reduktion um 9,4 Prozent. Oder 230 Autofahrten um die Welt.
«In einem Bund Spargeln aus dem Ausland stecken fünf Liter Öl», sagt Projektchef Peter Lutz (50). Die SV Group setzt deshalb möglichst auf regionale Produkte. «Spargeln gibt es nur noch von April bis Juni», sagt er. Fische wie Red Snapper oder Victoriabarsch wurden von der Speisekarte gekippt.
Auf eingeflogene Waren wird möglichst verzichtet. «Tomaten oder Peperoni kaufen wir bei Schweizer Produzenten ein, die ihre Gewächshäuser alternativ heizen», sagt Lutz. Experten des EWZ halfen zudem bei der Optimierung des Stromverbrauchs in den Küchen.
Am meisten CO2 wurde aber mit dem Ausbau des vegetarischen Angebots erreicht. Die Restaurants verpflichten sich zu einem Vegi-Menü-Anteil von 50 Prozent. Schweizer Klassiker wie Cordon bleu oder Ghackets mit Hörnli bleiben aber im Programm. Der WWF kontrolliert die Umsetzung.
Anfangs lief die Fleischbranche Sturm und warf der SV Group vor, die Gäste zu bevormunden. Die Befürchtung war, dass bald gar kein Fleisch mehr auf den Teller kommt. Dem ist aber nicht so.
Bislang wurde der Fleischanteil um fünf bis zehn Prozent gesenkt. Auf der Karte steht auch mal ein Lammnierstück aus Neuseeland, allerdings per Schiff transportiert. Auch das beliebte Schnipo bleibt im Angebot. «Davon gehen jeweils locker 450 Portionen weg», sagt Küchenchef Klaus Reiter (50).
Die Küchenchefs mussten zur Weiterbildung bei Vegi-Papst Rolf Hiltl. «Sie haben aber toll mitgezogen», erzählt Lutz. Durch die strengen Regeln fühlt sich Reiter nicht eingeschränkt, auch wenn Kräuter aus Israel oder Asien tabu sind. «Ein kreativer Koch findet einheimischen Ersatz.»
Doch die riesige Umstellung hat seinen Preis. «Wir investieren innert fünf Jahren drei Millionen Franken in das Projekt», sagt Lutz. Einer müsse schliesslich den Anfang machen. «Diese Vorreiterrolle lassen wir uns auch etwas kosten.»
Bis 2017 will die SV Group, die täglich 100'000 Mahlzeiten verkauft, die Zahl der teilnehmenden Restaurants auf 150 erhöhen. Lutz gibt aber offen zu, dass sich das Konzept nicht für alle der über 300 Kantinen eignet. «Bauarbeiter etwa mögen es gerne deftig. Sie haben andere Bedürfnisse als Büroangestellte.»