Der Messenger-Dienst Telegram hat mehr als 300 Millionen Nutzer. Jetzt möchte er sich in der Schweiz niederlassen. Das schreibt die «Handelszeitung».
Die Ansiedlung soll stufenweise erfolgen, heisst es. Zunächst gehe es um 35 Jobs im Bereich Forschung und Entwicklung. Längerfristig könnte Telegram auch seinen Hauptsitz von Dubai in die Schweiz verschieben.
Die Zeitung stützt sich auf «gut informierte» Kreise. Mit kantonalen Wirtschaftsförderern ist man offenbar bereits im Gespräch über Arbeitsbewilligungen. In Zug wurden Räumlichkeiten inspiziert. Und mit der Finanzmarktaufsicht Finma gab es Sondierungsgespräche.
Nachrichten mit Ablaufdatum
Mit der Finma ist Telegram im Gespräch, weil der Messenger-Dienst plant, einen Bezahldienst in seine App zu integrieren. Zu diesem Zweck hat Telegram mit Gram eine eigene Währung geschaffen.
Rund 365 Millionen Menschen nutzen weltweit die Messenger-App. Neben Facebook mit seinem Dienst Whatsapp ist Telegram im Westen der wohl wichtigste Anbieter von Nachrichtendiensten.
Telegram profiliert sich unter anderem mit der Betonung der Privatsphäre seiner Nutzer. So können geheime Chats zwischen Nutzern gestartet werden, bei denen die Nachrichten nur auf den Endgeräten lagern. Zudem können Nachrichten mit einem Ablaufdatum versehen werden. Danach werden sie gelöscht, auch beim Gesprächspartner.
Threema als Schweizer Alternative
Gerade in Ländern mit autoritärer Führung und Zensur ist der Messenger beliebt. So war Telegram in Iran phasenweise für 40 Prozent des Internetverkehrs verantwortlich, ist aber auch in Hongkong und im Herkunftsland Russland gängig.
Das Unternehmen wurde von den russischen Brüdern Pavel und Nikolai Durov gegründet. Diese hatten zuvor schon VK aufgebaut, das russische Pendant zu Facebook.
Telegram wird nicht die einzige Messaging-App in der Schweiz sein. Bereits seit 2012 ist Threema aktiv – mit Hauptsitz in Pfäffikon SZ. Die App-Server befinden sich nach Angaben des Unternehmens ausschliesslich in der Schweiz. Aktuell hat der Dienst über 4,5 Millionen Nutzerinnen und Nutzer. (ise)