Das ging aber fix! Nur knapp fünf Monate war die Reisesparte von Kuoni auf dem Markt. Und schon ist das einstige Filetstück des Schweizer Reisemultis verkauft – an den deutschen Konzern Rewe. Er hat sich das europäische Reisebürogeschäft der Traditionsfirma unter den Nagel gerissen.
Der Handels- und Touristikkonzern aus Köln ist in zwölf Ländern tätig. Mit 330 000 Angestellten macht er einen Umsatz von 50 Milliarden Franken pro Jahr. Seine Reisesparte namens DER Touristik ist der zweitgrösste Reisekonzern Deutschlands. «Mit dem Kauf von Kuoni wollen wir weiter wachsen», sagte Sören Hartmann (51), Chef von DER Touristik, gestern in Zürich.
Peter Meier (49), CEO der Kuoni-Gruppe, sprach vom «Wunschkandidaten Rewe». «Und zwar für Mitarbeiter und Management. Denn Rewe ist praktisch nicht in der Schweiz tätig. Entsprechend wenige Doppelspurigkeiten gibt es.»
Das heisst: Hätte ein Schweizer Konkurrent den Zuschlag erhalten, wäre es zu Entlassungen gekommen. Rewe aber übernimmt – wenigstens vorerst – die 80 Kuoni-Reisebüros sowie die 1400 Angestellten. Und: «Kuoni Schweiz wird ein selbständiges Management behalten», verspricht Hartmann. In der Schweiz verkaufen die Deutschen ihre Reisen weiterhin unter der Marke Kuoni.
Was Rewe für das Kuoni-Reisegeschäft bezahlt, wollen beide Firmen nicht verraten. Marco Strittmatter (46), Analyst bei der Zürcher Kantonalbank, geht von einem Preis zwischen 120 und 140 Millionen Franken aus. «Die Zeiten der hohen Margen sind in der Reisebranche vorbei», erklärt er den Grund für den Schnäppchenpreis.
Strittmatter glaubt aber nicht, dass Kuoni-Ferien bald massiv günstiger werden. «Als Grosskonzern hat Rewe zwar bessere Einkaufskonditionen. Er wird aber an den Preisen festhalten. Und die höheren Margen kassieren», sagt er.
Die Deutschen wissen, dass man mit Reisen in der Schweiz gutes Geld verdienen kann. Zusammen mit dem Detaillisten Coop führt Rewe seit 2006 die ITS Coop Travel.
Konkurrentin Hotelplan bedauert den Verkauf ins Ausland. «Wir hätten Kuoni Schweiz gerne übernommen», sagt Sprecherin Anja Dobes. «Offensichtlich war die Gesamtofferte von Rewe attraktiver. Aber das ist für uns kein Schiffbruch.»
Kuoni will künftig nur noch als Grossist von Hotelübernachtungen und Reisedienstleistungen sowie Veranstalter von Gruppenreisen auftreten.